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23.01.2023 | 16:50 | Machbarkeitsstudie 

Braucht Sachsen einen neuen Schlachthof?

Berlin/Chemnitz - Der Bauernverband hat den Bau eines neuen Schlachthofes in Sachsen angemahnt und dazu eine Machbarkeitsstudie vorgelegt.

Schlachtbranche
Ihr letzter Weg führt viele in Sachsen gemästete Schweine in eines der Nachbarländer. Längere Transportwege und höhere Kosten sind die Folge. Der Bauernverband macht sich deswegen für einen neuen Schlachthof stark. Doch kann der wirtschaftlich betrieben werden? (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Als Standort wird die Region Chemnitz favorisiert mit Perspektive auf eine Erweiterung in Bautzen. Die Investitionen werden auf mehr als 35 Millionen Euro beziffert, zudem könnten bis zu 70 Arbeitsplätze entstehen. Der Ausbau regionaler Schlachtkapazitäten in Sachsen sei dringend geboten und machbar, betonte Bauernpräsident Torsten Krawczyk am Montag auf der Grünen Woche in Berlin. «Nun muss die Politik zeigen, dass sie Willens ist, den notwendigen Lückenschluss der Wertschöpfung Fleisch in Sachsen zu ermöglichen.»

Seit Jahren wird bemängelt, dass es in Sachsen an Schlachtkapazitäten fehlt. Ein Großteil der hierzulande aufgezogenen und gemästeten Tiere muss zum Schlachten in andere Bundesländer gebracht werden, etwa nach Sachsen-Anhalt oder Bayern. Das betrifft vor allem Schweine. Für Sachsens Schweinehalter stünden keine signifikanten Schlachtstätten in geringer Entfernung zur Verfügung, bilanziert die Studie. Das treibe nicht nur die Kosten, sondern ist aufgrund der Transportwege auch nachteilig für das Wohl der Tiere und den Klimaschutz. Zugleich geht Sachsen damit Wertschöpfung verloren.

Die Studie empfiehlt, solch einen neuen Dienstleistungsschlachthof als Genossenschaft zu betreiben, an der sich Erzeuger, Verarbeiter und Handel beteiligen. Zudem müsse die Investition staatlich gefördert werden. Geschlachtet werden sollen demnach Schweine und Rinder - bei einem Ein-Schicht-Betrieb könnten so etwa 4.600 Schweine und knapp 400 Rinder pro Woche verarbeitet werden. Bei Volllast ergäbe sich demnach ein Schlachtpreis von 42 Euro pro Schwein.

Das sei höher als derzeit andernorts, bewege sich aber in dem Bereich, den Direktvermarkter bereit seien zu zahlen, heißt es - anders bei größeren Fleischverarbeitern, die nur etwa 30 Euro zu zahlen bereit seien. «Eine wirtschaftliche Machbarkeit des Vorhabens auf rein unternehmerischer Basis ist somit zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben», so das Fazit. Hier müsse noch Überzeugungsarbeit etwa mit Blick auf Anreize wie bessere Absatzchancen geleistet werden.

Nun sollen in den nächsten Wochen etwa Tierhalter und Betriebe der Fleischerinnung in Workshops zusammengebracht werden, um das Vorhaben zu forcieren, sagte Bauernpräsident Krawczyk der Deutschen Presse-Agentur. Er zeigte sich zuversichtlich, dass auch größere Verarbeiter von den Vorteilen einer Schlachtung in Sachsen überzeugt werden können - vor allem mit Blick auf den Trend zu regionalen Lebensmitteln.

Aus seiner Sicht haben sich die Marktentwicklungen seit der Befragung im vergangenen Frühjahr weiter zugunsten einer regionalen Schlachtstätte verändert. Er baue auf die Unterstützung der Politik, betonte Krawczyk - etwa mit Blick auf dringend benötigte Fördermittel und das erforderliche Genehmigungsverfahren.
dpa/sn
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