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23.09.2014 | 13:52 | Eröffnung der Klimakonferenz 2014 

Neuer Schwung auch ohne Klimakanzlerin?

New York - Leonardo DiCaprio, Barack Obama, Ban Ki Moon - mit diesen Hochkarätern sollte der Aufbruch beim UN-Klimagipfel gelingen. Doch Umweltschützer wollen mehr. Die deutschen sind sogar enttäuscht, denn aus Berlin war kein Star gekommen.

Klimagipfel 2014
(c) proplanta
«Ich bin nur ein besorgter Bürger», sagte der bärtige Mann vor den mehr als 100 Staats- und Regierungschefs im großen Saal der Vereinten Nationen. Ein Durchschnittsbürger war der 39-Jährige nicht, sondern Hollywoodstar Leonardo DiCaprio, der den Politikern auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen ins Gewissen redete.

In New York sollte der Aufbruch zum Durchbruch beginnen, um in gut einem Jahr in Paris konkrete Ziele für eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu vereinbaren. Doch vorerst ging es um ganz andere, viel höhere Zahlen.

«Wir haben uns noch nie solch einer Herausforderung gegenüber gesehen», sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. «Der Klimawandel bedroht den so hart errungenen Frieden, unseren Wohlstand und die Chancen für Milliarden Menschen. Er ist die prägende Aufgabe unserer Zeit.» Und auch Klimaratschef Rajendra Pachauri mahnte: «Unsere Zeit zum Handeln läuft aus.» Ansonsten drohten Wasser- und Nahrungsmangel - nicht nur in den ärmsten Ländern.

New York soll ein bisschen Kopenhagen gutmachen. Auf der UN-Klimakonferenz 2009 hatte es trotz gewaltigen Aufwands nur eine Minimaleinigung gegeben, die noch dazu für niemanden bindend war. Aber es wurde immerhin die Gründung des Green Climate Fund vereinbart. Der UN-Klimafonds will von 2020 an jedes Jahr 100 Milliarden Dollar (78 Milliarden Euro) an staatlichen und privaten Geldern mobilisieren, um damit Klimaprojekte in Entwicklungsländern zu finanzieren. Aber: Mit dieser Summe rechnen selbst die Optimisten nicht mehr - sogar die Erwartungen der Pessimisten wurden enttäuscht.

Bisher waren gerade einmal etwas mehr als 50 Millionen Dollar im Topf. Für das ursprüngliche Ziel müsste es 2.000 Mal so viel sein. Dann kündigte Deutschland eine Milliarde Dollar an und am Dienstag zog Frankreichs Präsident François Hollande mit der gleichen Summe nach. Mit großer Spannung wurde US-Präsident Barack Obama erwartet.

«Von den USA als der größten der traditionellen Industrienationen erwarten wir schon mindestens zwei oder drei Milliarden Dollar. Angemessen wären aber eher fünf Milliarden», sagt Martin Kaiser von Greenpeace. «Was Europa gibt, gerade auch Deutschland, ist ein wichtiges Signal. Aber das kann nicht alles sein.» Besonders problematisch: Die Förderung erneuerbarer Energien finde kaum statt.

Die deutsche Milliarde sorgte in New York kaum für Aufsehen, weil die Überbringerin fehlt. Angela Merkel, die Bundeskanzlerin des Landes, das in den UN-Sicherheitsrat möchte, blieb der Konferenz fern. Stattdessen waren Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) da.

«Alle wissen, dass wir weiterhin Vorreiter im Klimaschutz sind», sagte Hendricks im Bayerischen Rundfunk. Deutschland habe die Solar- und Windenergie vorangetrieben, die jetzt in allen Ländern technologisch zur Verfügung stehe. «Das ist übrigens, wenn man so will, ein Geschenk Deutschlands an die ganze Welt.»

Verliert Deutschland seine Rolle als Musterschüler in Umweltfragen? «Eine ehrliche Klimapolitik war bislang so eine Art Markenzeichen dieses modernen, reichen Landes, das betont nicht mit seinen Streitkräften Politik machen wollte. Man hat den Deutschen geglaubt, dass sie es ernst meinen», sagt ein westeuropäischer UN-Diplomat. «Wenn man wahrgenommen werden will, sollte man seine Markenzeichnen nicht aufs Spiel setzen.»

New York darf nicht scheitern, heißt es auf den Fluren der UN - das hatte man in Kopenhagen vor fünf Jahren allerdings auch gesagt. Umweltorganisationen machen Druck, damit mehr Staaten sich von einer egoistischen Politik lösen. Am Sonntag gingen Hunderttausende auf der ganzen Welt auf die Straße, um für den Schutz des Klimas zu demonstrieren. 300.000 sollen es allein in New York gewesen sein.

Einer von ihnen war DiCaprio. «Dieses Gremium muss vielleicht mehr als irgendein anderes jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit diese schwierige, aber machbare Aufgabe angehen», sagte er vor dem UN-Gipfel. «Sie können Geschichte schreiben, oder von der Geschichte verteufelt werden. Mein Job ist es, Dinge vorzuspielen. Ihrer nicht.»

Warum ist ein Weltklimavertrag so schwierig?
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