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31.10.2012 | 18:32 | Jahrhundertsturm 

New York versucht zum Alltag zurück zu kehren

Washington - Nach dem Durchzug von Jahrhundertsturm «Sandy» kommt der Endspurt des US-Präsidentschaftswahlkampfs wieder in volle Fahrt.

Unwetterschäden
(c) proplanta
Präsident Barack Obama wurde am Mittwoch (gegen 18 MEZ) in dem schwerbeschädigten Küstenort Atlantic City erwartet. Der republikanische Kandidat Mitt Romney wollte in Florida auftreten.

Im Katastrophengebiet an der US-Ostküste und in New York laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Die Schäden gehen in die Milliarden, Dutzende Menschen starben. Es wird wohl noch Wochen dauern, bis alle Stromleitungen wieder funktionieren.

Die Zahl der Toten stieg nach Medienberichten weiter. Allein in der Stadt New York seien inzwischen 22 Opfer registriert, berichtete die «New York Times» am Mittwoch. Insgesamt gebe es in den Sturmregionen bis zu 50 Tote, heißt es in anderen Quellen. Der TV-Sender CNN sprach von mindestens 40 Toten an der Ostküste.

Die Sachschäden dürften nach Schätzungen von Wirtschaftsfachleuten bis zu 20 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Euro) betragen, hinzu kommt der tagelange Stillstand in vielen Firmen. Trotzdem gehen Ökonomen nur von einer geringen Belastung für die Gesamtwirtschaft aus.

Die New Yorker bemühten sich am Mittwoch um eine Rückkehr zum Alltag. In höher gelegenen Stadtteilen der Millionen-Metropole kehrte fast wieder Normalität ein. Busse fuhren, Geschäfte öffneten. Nach zwei Tagen Unterbrechung handelte auch die Börse an der Wall Street wieder, Bürgermeister Michael Bloomberg läutete symbolträchtig die Eröffnungsglocke.

Der John-F.-Kennedy-Flughafen nahm am Mittwoch wieder den Betrieb auf, allerdings wurden zunächst nur wenige Flüge abgewickelt. Auch am Airport in Newark starteten und landeten Maschinen, La Guardia blieb dagegen noch geschlossen. Das Flugportal FlightAware registrierte seit Sonntag gut 19.500 Flugausfälle, 2.800 davon allein an diesem Mittwoch.

Nach dem Durchzug von «Sandy» war der öffentliche Verkehr New Yorks zusammengebrochen, U-Bahnschächte und Tunnel liefen voll Salz- und Brackwasser. Das «Wall Street Journal» berichtete von Plünderungen in einigen Stadtteilen. 80 Häuser waren in der Metropole abgebrannt.

US-Präsident Obama wollte sich in Atlantic City im Bundesstaat New Jersey zusammen mit Gouverneur Chris Christie von den Republikanern ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung machen. Christie sprach am Dienstagabend (Ortszeit) von einer «Verwüstung, wie ich sie noch nie gesehen habe». Der Wirbelsturm gilt als Chance für Obama. Unverhofft verschafft «Sandy» ihm die Möglichkeit, sich als zupackender Krisenmanager in Szene zu setzen.

Bereits an diesem Mittwoch wollte auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Romney den kurzen, vom Sturm bedingten «Waffenstillstand» beenden und in Florida Wahlkampfveranstaltungen abhalten. Florida gilt als einer der wichtigsten sogenannten Swing-States, in denen das Ergebnis noch offen ist. Gewählt wird am 6. November. Ob die Sturmkatastrophe tatsächlich Einfluss auf das Wahlergebnis haben wird, darüber herrscht unter US-Politikexperten Uneinigkeit.

Bei einem Treffen mit Chefs von Energiefirmen habe Obama betont, dass die Wiederherstellung der Stromversorgung oberste Priorität habe, teilte das Weiße Haus am Dienstagabend (Ortszeit) mit. Nach CNN-Angaben waren gut 24 Stunden nach dem Durchzug von «Sandy» an der Ostküste weiter sieben Millionen Menschen ohne Strom. Am Montagabend (Ortszeit) war «Sandy» in New Jersey auf die Küste der USA getroffen.

In New York verbrachten Hunderttausende die zweite Nacht ohne Elektrizität. Viele waren auch ohne Wasser, Internet und Telefon.

Mehrere tausend Menschen mussten weiter in den 76 Notunterkünften der Stadt schlafen. «Wir arbeiten zur Zeit 15 Stunden am Tag und das jeden Tag», sagte ein Polizist aus dem Stadtteil Brooklyn. Die Fähren von Manhattan nach New Jersey waren wieder unterwegs. In Manhattan wurden die Stadtautobahnen freigegeben. Schulen und Behörden blieben geschlossen.

Die große Halloween-Parade, zu der am Mittwochabend im Viertel Greenwich Village 40.000 Menschen erwartet worden waren, wurde zum ersten Mal in ihrer fast 40-jährigen Geschichte gestrichen. Auch Obama sagte das Halloween-Fest für Kinder im Weißen Haus ab.

Die Veranstalter des New-York-Marathons gaben sich dagegen zuversichtlich, den Lauf - einen der berühmtesten Laufwettkämpfe der Welt - wie geplant am Sonntag starten zu können. Erwartet werden 47.000 Sportler aus aller Welt.

Nach Berechnungen der Meteorologen sollte der Wirbelsturm auch Kanada erneut bedrohen. Allerdings lasse die Stärke deutlich nach.
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