Wetter in Deutschland: Von Starkregen bis WaldbrandgefahrBerlin - Deutschland ist, was das Wetter betrifft, derzeit zweigeteilt: Während in weiten Teilen Ostdeutschlands Waldbrandgefahr herrscht, haben stellenweise mehr als 100 Liter Regen in 24 Stunden im Saarland einen Ausnahmezustand ausgelöst. |
Während das Saarland gegen Hochwasser ankämpft, löschen im trockenen Osten Feuerwehren Waldbrände - in Deutschland gibt es in den vergangenen Tagen beide Wetter-Extreme. Ist das noch normal? (c) proplanta «Die Regenmengen, die wir insbesondere im Südwesten beobachten, liegen schon deutlich über dem Normalen», sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Im Osten dagegen sei auch aufgrund der Wärme eine hohe Verdunstung zu beobachten, und es herrsche teils eine hohe Waldbrandgefahr. «Auch das ist eigentlich relativ früh für die Jahreszeit.»
Temperaturen von 23 bis 25 Grad im Osten - das sei im Vergleich normal bis leicht zu warm, sagt der Meteorologe. «Eigentlich ist diese Wetterlage schon eher sommerlich.» Besonders sei auch, dass es kaum eine Dynamik gebe. «Das verlagert sich alles sehr, sehr langsam.»
Stellenweise 100 Liter Niederschlag in weniger als 24 Stunden
Immerhin: Die noch am Freitag für weite Teile Ostdeutschlands als «sehr hoch» eingestufte Waldbrandgefahr auf dem Index des DWD sollte sich am Wochenende und zum Beginn der neuen Woche etwas verringern, weil es wahrscheinlich auch im Osten regnen werde, sagt Walter. «Aber das Problem wird sein, dass eventuell nächste Woche noch mal dieselben Regionen von stärkeren Niederschlägen betroffen sein könnten, wie das jetzt schon der Fall ist», sagte er mit Blick auf die Wettersituation im Südwesten.
Dort hat es in den vergangenen Tagen viel geregnet. Besonders dramatisch ist die Lage im Saarland, wo es nach DWD-Angaben am Freitag in weniger als 24 Stunden stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter gab. Auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im südlichen Nordrhein-Westfalen wurde sehr viel Niederschlag gemessen. Viele Böden im Land seien gesättigt.
Auch Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, schätzt das so ein. «Gerade im Westen sind die Böden nasser, teilweise wesentlich nasser als normal in vielen Regionen.»
Doch ist es zu nass? «Das hängt immer davon ab: Zu nass für wen?», sagt Marx. «Das wird ein Ökologe anders sehen als ein Landwirt oder ein Waldbesitzer oder jemand, der für Wasserwirtschaft und Wasserversorgung zuständig ist.» Insbesondere für die Landwirtschaft seien nasse Böden ein Problem, sowohl für die Pflanzen als auch für die Befahrbarkeit von Äckern.
Dürre erst schädlich, wenn sie lange anhält
Die Grenze zwischen nass und trocken verlaufe «auf einer Linie von Karlsruhe bis Greifswald», sagt Marx. Im Südosten mit Sachsen als Schwerpunkt sei der Oberboden, also «die obersten 25 Zentimeter, auch die obersten 60 Zentimeter», die seien trockener als normal. «Da spricht man schon von Dürre.» Für die Jahreszeit sei das aber nicht ungewöhnlich.
Dürre führe erst zu Schäden, wenn sie lange anhält, oft lösten sich Dürresituationen nach einigen Tagen oder Wochen wieder auf. «Man muss es beobachten, wie lange hält das an und zu welchen Zeiten des Jahres.» Insgesamt sei die Vegetation mit einer sehr guten Wasserversorgung ins Jahr gestartet. Längerfristige Vorhersagen seien nicht möglich.
Ob die aktuelle Wetterlage Folge des Klimawandels ist, sei nur durch aufwendige Berechnungen zu analysieren, sagt der DWD-Meteorologe Walter. Er bezweifelt, dass eine sogenannte Attributionsstudie für die gegenwärtige Situation durchgeführt wird. Experten zufolge werden Wetterextreme aber durch den Klimawandel wahrscheinlicher. Deshalb sollte Deutschland sich aus Sicht von Marx auch nach der Auflösung der Dürre der vergangenen Jahre mit der Vorbereitung auf kommende Dürren beschäftigen. «Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine vergleichbare Situation mit mehreren, wesentlich zu trockenen Jahren hintereinander. Wir haben jetzt gesehen, es ist möglich, dass so was bei uns auftritt, und deswegen müssen wir uns besser vorbereiten.»
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