Beide Länder seien für die
BayWa keine wesentlichen Absatzmärkte, berichtete Lutz am Donnerstag (24.3.) bei der
Bilanzpressekonferenz in München. Inwieweit Logistikketten weiter gestört werden könnten, bleibe abzuwarten. „Schon vor der Corona-Pandemie waren wir mit unserem breit gefächerten Beschaffungs-, Lager- und Logistiknetz gut aufgestellt.
Und wir sehen es auch jetzt als unsere wichtigste Aufgabe an, weiterhin die
Versorgung der Menschen mit Energie, Nahrungsmitteln und Baumaterial sicherzustellen“, erklärte der BayWa-Vorstandschef. Aus seiner Sicht gibt es auch keinen Grund, zum jetzigen Zeitpunkt über eine Hungersnot zu „schwadronieren“. Deutschland und Europa seien „bis mindestens Anfang 2023“ ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt, Panikkäufe deshalb vollständig fehl am Platz.
Flächen warten auf BestellungWas die Verbraucher hierzulande belaste und weiter belasten werde, seien aber steigende Preise, räumte Lutz ein. Dem
Weltmarkt fehlten aufgrund des russischen Einmarschs in die Ukraine erhebliche Mengen an Brotweizen, Mais, Raps und Sonnenblumensaat, was für kräftig steigende Notierungen bei Agrarrohstoffen gesorgt habe. In der Ukraine seien im Herbst rund 8 Mio. ha mit
Winterungen bestellt worden, die jetzt sukzessive noch geerntet werden könnten.
Weitere 34 Mio. ha liegen dort laut Lutz brach und warten auf die Frühjahrsbestellung. Ob auf diesen Flächen geerntet und anschließend Ware exportiert werden kann, daran machte der BayWa-Vorstandschef ein großes Fragezeichen: „Insgesamt rund 40 Mio. t Getreide stehen im Risiko für den Export und damit für die Versorgung der ganzen Welt.“ Dies könnte nach Einschätzung von Lutz vor allem für die Länder Nordafrikas Versorgungsengpässe bei Brotweizen bedeuten. Besonders hart könnte es dabei Ägypten treffen, den weltweit größten Bezieher von ukrainischem Weizen.
Deutschland schert ausAls „verantwortungslos und völlig falsches Signal in der Krise“ kritisierte Lutz auch deshalb die Ablehnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Ökologische Vorrangflächen (ÖVF) 2022 ohne Einschränkung für den Anbau frei zu geben. Statt ideologisch eingefärbter Denkverbote brauche es jetzt ein klares Signal in den Markt, dass alle Produktionspotentiale genutzt würden, um die
Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen.
„Jetzt wäre auch die Gelegenheit, mit klaren Aussagen für den Herbst, in dem mehr Brotweizen ausgesät werden könnte, ein Zeichen zu setzen“, so der Vorstandsvorsitzende der BayWa. Der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz sei wichtig, um eine ausreichende Ernte abzusichern. Dies würde helfen, die Angst der Märkte vor einer drohenden Knappheit und die daraus resultierende Preisspirale zu dämpfen. „Stattdessen schert Deutschland in einer so wichtigen Frage aus der Solidargemeinschaft Europas aus und entzieht sich seiner globalen Verantwortung“, kritisierte Lutz.
Gewinnsprung bestätigtBestätigt wurde bei der Bilanzpressekonferenz von dem Münchner Konzern das für 2021 bereits Ende Februar nach vorläufigen Zahlen gemeldete Rekordergebnis. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (
EBIT) konnte im Vergleich zum Vorjahr um rund 26 % auf 266,6 Mio. Euro gesteigert werden.
Der Umsatz erreichte den Unternehmensangaben zufolge 19,8 Mrd. Euro und lag damit um 3,3 Mrd. Euro oder 20 % über dem Niveau des Geschäftsjahres 2020. Mehr als die Hälfte des Konzernergebnisses steuerte erneut die Erneuerbaren-Tochter BayWa r.e. bei, die seit März 2021 als AG innerhalb der BayWa-Gruppe firmiert. Der BayWa-Vorstand wird dem Aufsichtsrat vorschlagen, die Dividende für 2021 um 5 Cent auf 1,05 Euro je Aktie zu erhöhen.