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07.05.2023 | 16:52 | CO2-Reduzierung 

Düngemittelhersteller wollen auf Klimaneutralität umstellen

Frankfurt - Deutschlands Hersteller von Mineraldüngern haben eine klare Vision, die Produktion in Europa langfristig zu sichern und sie zugleich auf Klimaneutralität umzustellen.

Düngemittelhersteller
Klare Zukunftsvision: „Grüner Ammoniak“ als Schlüssel für die CO2-Reduzierung - Dafür sind aber wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und klimafreundliche Energie erforderlich. (c) proplanta
Das hat der Vorsitzende des Fachbereichs Pflanzenernährung beim Industrieverband Agrar (IVA), Marco Fleischmann, am Mittwoch (3.5.) bei der digitalen Jahrespressekonferenz des Verbandes bekräftigt. „Wenn uns die Versorgungskrisen in der Corona-Pandemie und mehr noch infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine eines vor Augen führten, dann war es die Verletzlichkeit globaler Lieferketten, logistisch wie ökonomisch“, erklärte Fleischmann.

Mineraldünger aber seien für die heimische Landwirtschaft unverzichtbar. Deshalb sei es im strategischen Interesse, ihre Verfügbarkeit zu sichern, und dazu dürfe sich Deutschland nicht allein auf Importe verlassen. „Unsere Abhängigkeit von Lieferanten aus anderen Weltregionen ist schon jetzt zu groß“, warnte der Fachbereichsvorsitzende. Er hält eine klimaneutrale - „grüne“ - Düngemittelproduktion in Deutschland und Europa für realisierbar. Dafür brauche es aber verlässliche wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sowie eine hohe Verfügbarkeit von klimafreundlicher Energie, vor allem ausreichend grünen Wasserstoff.

„Grüner Ammoniak“ der Schlüssel

Notwendig seien außerdem beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren und „Vorfahrtsregeln“ für klimaschonende Düngemittel und Bewirtschaftungsverfahren, etwa im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), führte Fleischmann aus. Der Fachbereichsvorsitzende sieht in „grünem Ammoniak“ den Schlüssel für die CO2-Reduzierung in der Stickstoffproduktion. Hergestellt werde grünes Ammoniak aus „grünem“ Wasserstoff. Künftig könnte es eine zentrale Rolle in der Stickstoffindustrie spielen, und zwar als Ausgangsstoff für CO2-neutrale Düngemittel, als Energiespeicher sowie als Grundstoff für die grüne Chemie, beispielsweise bei der Herstellung von Harnstoff.

Große Preissprünge

Aufgrund des Ukraine-Krieges ist es laut Fleischmann im Düngejahr 2021/22 zu globalen Verwerfungen auf den Märkten für Agrarrohstoffe und besonders für Energie gekommen. Insbesondere die Energiekrise habe erhebliche Auswirkungen auf die Herstellung und die Nachfrage von Mineraldüngern in Deutschland gehabt. Da Energie und Gas bis zu 90 % der Herstellungskosten ausmachten, hätten im Spätsommer 2022 fast zwei Drittel der heimischen Ammoniakproduktion stillgestanden.

Unter anderem habe es dadurch an AdBlue sowie Kohlendioxid für die Lebensmittelindustrie gefehlt, so der Fachbereichsvorsitzende. Preissprünge von durchschnittlich rund 60 % bei Kali und 70 % bei Phosphat seien bei den Stickstoffdüngern mit 175 % sogar noch übertroffen worden; dies entspreche fast einer Verdreifachung des Preises im Vergleich zu 2020/21. Deutsche Düngemittelproduzenten hätten jedoch nur begrenzt davon profitieren können, da günstig produzierte Importe stark zugenommen hätten.

Deutlich weniger Stickstoffdünger verkauft

Während in Deutschland im Vermarktungsjahr 2020/21 laut IVA-Angaben noch etwa 1,265 Mio. t Stickstoff verkauft wurden, sank der Absatz 2021/22 um 13,4 % auf 1,097 Mio. t. Dieser Rückgang entsprach in etwa dem EU-weiten Niveau. Bei Phosphat wurde ein Minus von 78.000 t auf 114.000 t verzeichnet. Damit hat sich der bundesweite Phosphatabsatz innerhalb von zwei Jahren mehr als halbiert. Die in den Markt gebrachte Kalimenge verringerte sich dem IVA zufolge um 32 % auf 305.800 t; dies war der niedrigste Absatz der letzten zehn Jahre. Besser sah es hingegen bei Kalkdüngern aus. Hier konnte die abgesetzte Menge trotz leicht höherer Preise sogar marginal auf 2,748 Mio. t gesteigert werden.
AgE
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