Dabei habe es sich wie in Vorjahren mit 63,5 Prozent hauptsächlich um Kennzeichnungsprobleme gehandelt, sagte Landwirtschafts- und Verbraucherminister Till
Backhaus (
SPD) am Mittwoch in Rostock bei der Vorstellung des Jahresberichts des Landesamts für Landwirtschaft,
Lebensmittelsicherheit und Fischerei. Die mehr als 300 Mitarbeiter hätten auch in der Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass die Kontrolltätigkeiten entlang der kompletten
Lebensmittelkette routiniert und reibungslos funktionieren.
Der Statistik zufolge waren es vor allem Zuckerwaren und Konfitüren, die den Kontrolleuren negativ auffielen. 26,6 Prozent der Proben wurden dort beanstandet. Grund zur Sorgen habe es auch bei den sogenannten
Lebensmitteln für besondere Ernährungsformen, beispielsweise Diätprodukte sowie bei Eis und Desserts gegeben.
Einen besonderen Augenmerk richtete Backhaus auf die Rückstandsuntersuchungen an Fischen auf
Schwermetalle, Pflanzenschutzmitteln und andere giftige Kontaminanten. Zwischen 2012 bis 2020 seien insgesamt 525 Proben Fische und Fischzuschnitte aus den Gewässern Mecklenburg-Vorpommerns analysiert worden.
Bei den toxikologisch relevanten Schwermetallen Blei, Cadmium und Quecksilber sei nur in einer Probe Hecht der Höchstgehalt knapp überschritten worden. Bei den anderen Proben seien die nachgewiesenen Mengen unterhalb der zulässigen Höchstmengen gewesen.
Bei den fettlöslichen Pflanzenschutzmitteln wies Backhaus darauf hin, dass sie seit langem verboten, aber immer noch in der Umwelt enthalten und aktiv sind. Sie würden sich entlang der Nahrungskette anreichern. «Gerade sehr alte Tiere können daher Konzentrationen erreichen, die lebensmittelrechtlich relevant sind», betonte der Minister. Für die häufig stark belastete Dorschleber aus den Gewässern der Ostsee bestehe daher ein Vermarktungsverbot.
Problematisch sei die Entwicklung beim sogenannten
Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephalus), bei dem es sich trotz des Namens um ein Insekt aus der Familie der Blattkäfer handelt. Er schädigt als erwachsenes Tier die Rapspflanzen durch den typischen Lochfraß am Blatt, die
Larven wandern in die Blattstiele ein und zerstören das Gewebe. Der Rapserdfloh sei kein neuer Begleiter des Rapsanbaus, sagte der Minister. Neu sei aber eine bisher nicht gekannte Populationszunahme.
Seit 2015 sei ein nahezu stetiger Anstieg des Auftretens und der Schäden zu beobachten. Zeitlich treffe diese Entwicklung mit dem Verbot der bis dahin zur Behandlung des Saatgutes genutzten Neonikotinoiden zusammen. «Ob dieses Verbot der Auslöser für die Aktivitätszunahme der Rapserdflöhe ist oder ob natürliche Populationsschwankungen ursächlich sind, lässt sich nicht bestimmen.»
Es sei zu hoffen, dass möglichst zügig Lösungen für einen zukunftsfähigen, rentablen
Rapsanbau gefunden werden, um die existenzbedrohende Gefahr durch den Rapserdfloh und weitere Insektenarten zu entschärfen, heißt es in dem 72 Seiten umfassenden Bericht.