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18.05.2024 | 05:17 | Krankenhauskeime 

Antibiotika-Resistenzen nehmen dramatisch zu

Genf - Die zunehmende Resistenz von Erregern gegen Antibiotika bereitet Experten Sorgen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Liste der gefährlichsten Bakterien, gegen die existierende Mittel oft versagen, jetzt aktualisiert.

Keimwachstum
Bakterien, die den Einsatz von Antibiotika überleben, breiten sich aus und fordern immer mehr Menschenleben. Es müsse dringend mehr in die Entwicklung neuer Wirkstoffe investiert werden, warnt die WHO. (c) proplanta
Sie rief am Freitag in Genf dazu auf, dringend mehr in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren, um die weitere Ausbreitung antimikrobieller Resistenz (AMR) zu stoppen. Nach WHO-Angaben trägt AMR weltweit zu rund fünf Millionen Todesfällen im Jahr bei. Besonders gefährlich sind demnach Erreger, die sich in Krankenhäusern ausbreiten.

Von AMR spricht man, wenn Mikroorganismen nicht wie vorgesehen durch einen antimikrobiell wirkenden Stoff abgetötet werden. Bei jedem Einsatz von Antibiotika können resistente Bakterien überleben und sich weiter ausbreiten. Resistenzen entstehen vor allem da, wo häufig Antibiotika eingesetzt werden.

An erster Stelle der Prioritätenliste steht wie auf der Liste von 2017 das Bakterium Acinetobacter baumannii. Es gefährdet im Kran­ken­haus vor allem abwehr­ge­schwächte Patienten. Neben Lungen­ent­zün­dungen kann es Wund- und Weich­teil­infek­ti­o­nen, Harn­wegsinfekte, Sep­sis und Menin­gitis her­vor­rufen.

Ebenso höchste Priorität für die Forschung haben bestimmte Enterobakterien, die ebenfalls oft in Krankenhäusern auftauchen und ähnliche Infektionen auslösen können. Neu in der höchsten Kategorie ist Mycobacterium tuberculosis, der Haupterreger der Tuberkulose.

Zwar seien seit 2017 neun neue Antibiotika auf den Markt gekommen, sagte der WHO-AMR-Spezialist Hatim Sati. Es handele sich aber oft um Abwandlungen existierender Medikamente, gegen die Bakterien schnell wieder resistent werden. Wenige seien zudem effektiv gegen multiresistente Bakterien, die gegen verschiedene Mittel unempfindlich sind.

Das Dilemma sei, dass Produkte gegen multiresistente Bakterien nur als letztes Mittel eingesetzt würden, deshalb sei der Markt relativ klein und der Anreiz für Pharmafirmen, sie zu entwickeln, gering. Zweites Problem sei der Preis neuer Medikamente. Sie stünden in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen oft nicht zur Verfügung. Dort sei das Resistenzproblem aber besonders groß.

Etwas entspannter ist nach WHO-Angaben die Lage bei Pseudomonas aeruginosa, ebenfalls ein Krankenhauskeim. Die Resistenz dagegen sei nach jüngsten Berichten etwas gesunken. Insgesamt umfasst die Liste 15 Pathogene, für die neue Mittel gebraucht werden.

«Eine der größten Herausforderungen des Gesundheitssystems ist es, der Entstehung und Weiterverbreitung multiresistenter Erreger (MRE) entgegenzuwirken», teilte das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin vor einem Jahr mit. Am RKI befindet sich seit 2022 das WHO-Kooperationszentrum für Antibiotikaresistenz, -verbrauch und nosokomiale Infektionen.
dpa
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