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12.04.2020 | 14:05 | Kleingärtner 

Coronakrise: Chance für Kleingartenvereine?

Potsdam - Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatten anfangs auch bei Brandenburgs Kleingärtnern viele Fragen aufgeworfen.

Schrebergarten
Die Corona-Maßnahmen schränken die Bewegungsfreiheit derzeit stark ein. Glücklich ist, wer da die kleinen Freiheiten im eigenen Kleingarten genießen kann. Von der Krise erhoffen sich Brandenburgs Gartenfreunde deshalb auch eine Chance für das Kleingartenwesen. (c) proplanta
«Dürfen wir trotz Ausgangsbeschränkung noch in unseren Garten», schildert Fred Schenk, der erste Vorsitzende des Landesverbands Brandenburg der Gartenfreunde, die wohl wichtigste von ihnen. Der Verband habe das mit gutem Gewissen bejahen können.

«Der Kleingarten ist in diesen Zeiten für viele Menschen noch ein Ort, an dem sie sich frei bewegen können», sagt er. «In gewisser Weise sind wir hier privilegiert.»

Und so sind viele Parzellen in diesen Tagen bei schönstem Frühlingswetter gut besucht. Auch im Kleingartenverein «Herthasee» in Michendorf (Potsdam-Mittelmark). «Sonst ist in den Gärten unter der Woche nicht so viel los», sagt Vereinsvorsitzender Wolfgang Zeidler.

Er ist zugleich Vorsitzender des Kreisverbands Potsdam der Gartenfreunde, dem aktuell über 140 Vereine rund um die Landeshauptstadt angehören. Probleme mit Leerstand oder Vereinsauflösungen gibt es nicht, wie Zeidler berichtet.

«Bei uns in Michendorf sind keine Parzellen mehr frei. Die Nachfrage nach einem Garten ist vor allem unter jungen Leuten gestiegen», sagt der Vereinsvorsitzende. Das sei auch in vielen anderen Vereinen rund um Berlin und Potsdam zu merken.

So gut sieht es aber nicht überall aus. Vor allem in den Anlagen fernab des Berliner Speckgürtels finden viele Parzellen keine Nachpächter, wie Landesverbandschef Schenk berichtet. «Pro Jahr verlieren wir etwa 500 Kleingärtner», sagt er. Derzeit seien im Landesverband noch 62.000 von ihnen in insgesamt 1.250 Vereinen und 32 Mitgliedsverbänden organisiert.

In der aktuellen Krise, in der aufgrund von Reisebeschränkungen der Kleingarten zu einem kleinen Paradies der Freiheit geworden ist, sieht Fred Schenk auch eine Chance für das Kleingartenwesen im Land.

Dem schließt sich auch Wolfgang Schönfeld an. Er ist Vorsitzender des Ortsverbands der Gartenfreunde in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Obwohl die Stadt nicht im Berliner Speckgürtel liege, gebe es in den zwölf Vereinen bisher kaum leere Parzellen. Allerdings interessierten sich in Wittstock längst nicht so viele junge Leute wie im Umland der Hauptstadt. «Vielleicht ändert sich das ja demnächst», sagt Schönfeld.

In seinen Verein «Pappelallee» kommen derzeit auch Mitglieder aus Berlin. Wegen der bisherigen Einreisebeschränkungen des Landkreises hatten sie zunächst nicht nach Wittstock fahren dürfen. Nachdem die nun aufgehoben worden sind, rechnet Schönfeld fest damit, auch diese Gartenfreunde bald wiederzusehen.

Mit gebotenem Abstand natürlich, denn auch im Kleingartenparadies gebe es wegen Corona Einschränkungen. «Vereinsversammlungen können aktuell nicht mehr stattfinden», berichtet Schenk. Geplante Veranstaltungen wie gemeinsame Osterfeuer seien abgesagt worden.

Der oberste märkische Gartenfreund appellierte an seine Mitglieder, sich an die Regeln zu halten und auf Zusammenkünfte zu verzichten. «Wir müssen aufpassen, dass wir uns unseren kleinen Freiheiten nicht verspielen», betont Fred Schenk.
dpa/bb
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