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30.06.2018 | 07:50 | Ramsch-Töchter 

Immer mehr Händler setzen auf Outlets

Düsseldorf - Die Deutschen kaufen ihre Mode gerne zum Schnäppchenpreis. Davon profitieren Textil-Discounter wie Primark und Kik, aber auch immer mehr Mode-Outlets, die nicht mehr ganz aktuelle Markenware mit kräftigen Rabatten verramschen.

Mode aus dem Outlet?
T-Shirts vom Discounter, Jeans aus dem Outlet: Beim Modekauf lieben es viele deutsche Verbraucher billig. Darauf reagiert jetzt auch der schwedische Moderiese H&M und stellt die Weichen für eine eigene Outlet-Kette. (c) proplanta
Auch der skandinavische Moderiese H&M will hier künftig mitmischen.

«Die deutschen Verbraucher lieben Outlets», weiß der Branchenkenner Joachim Stumpf von der Münchner Handelsberatung BBE. «Konzepte, die den Preis in den Mittelpunkt stellen, kommen bei den deutschen Verbrauchern sehr gut an.»

Tatsächlich gaben bei einer Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» kürzlich mehr als die Hälfte der Befragten an, sich beim Bekleidungskauf nach Sonderangeboten zu richten.

Wohl auch deshalb versuchen inzwischen immer mehr etablierte Händler mit eigenen Outlets auf den Billigtrend aufzuspringen. Der Kaufhof-Mutterkonzern HBC startete bereits vor einiger Zeit mit großen Ambitionen die Outlet-Kette Saks Off 5th in Deutschland.

Der Karstadt-Mutterkonzern Signa rundete sein Warenhausangebot mit den Online-Designer-Outlet dress-for-less ab. Und jetzt will auch der Textilriese H&M mit einer eigene Outlet-Kette auf Kundenfang gehen.

In diesem Monat eröffnete H&M in Stockholm und Malmö die ersten Läden seiner neuen Outletmarke Afound. Parallel ging in Schweden der Online-Shop an den Start. Bei Afound gibt es zu reduzierten Preisen nicht nur Bekleidung, Schuhe und Accessoires der Marken des H&M-Konzerns, zu dem neben H&M selbst auch Ketten wie &Other Stories, Monki oder Cos gehören. Angeboten werden auch Markenartikel anderer Hersteller wie Puma oder Tiger of Sweden.

Noch gibt es Afound nur in Schweden. Doch die internationale Expansion soll nach Informationen des Branchen-Fachblatts «Textilwirtschaft» schon im kommenden Jahr beginnen. Deutschland stehe für 2020 auf dem Plan.

Afound sei die Antwort von H&M auf den Trend zur Schnäppchenjagd, meint Stumpf. Der schwedische Konzern, der jahrelang mit seinem neuartigen Verkaufskonzept die Branche aufmischte, braucht neue Impulse, denn zuletzt hatte er im harten Wettbewerb gegen Primark, Zara und Co. Federn lassen müssen.

Doch garantiert ist ein Siegeszug für Afound insbesondere in Deutschland nicht. Denn das Schnäppchen-Segment ist auf dem deutschen Modemarkt inzwischen hart umkämpft. Nicht nur Outlet-Center auf der grünen Wiese und Ketten wie TK-Maxx oder Saks Off 5th in den Innenstädten machen mit reduzierter Ware Jagd auf Sparfüchse. Auch Textildiscounter spielen im deutschen Textilmarkt eine immer größere Rolle.

«Discounter sind angesagt», beschrieb erst kürzlich das Branchen-Fachblatt «Textilwirtschaft» den Trend. In den vergangenen Jahren hätten Textil-Discounter wie Primark, Kik, Takko, Zeeman oder NKD ihre Umsätze in Deutschland um fast ein Viertel gesteigert und sich damit deutlich besser geschlagen als der Textilhandel insgesamt.

Auch die Lebensmittel-Discounter Aldi und Lidl haben in den vergangenen Jahren ihre Aktionsangebote mit Textilien deutlich aufgewertet. Lidl startete erst vor wenigen Tagen den Verkauf der vierten Heide-Klum-Modekollektion. Aldi Süd warb zuletzt mit einer Kindermode-Kollektion der Designerin Dana Schweiger um Kunden.

«Sehr wahrscheinlich wird der Marktanteil von Textildiscountern in absehbarer Zeit weiter steigen», glauben die Experten der «Textilwirtschaft». Denn es gebe einen großen Anteil an Verbrauchern, der unabhängig vom Einkommen beim Kleidungskauf pragmatisch vorgehe und kaum Wert auf ein Label oder die Einkaufsstätte lege.

Die Prognose der Branchenkenner für die Erfolgsaussichten der Schweden fällt denn auch eher zurückhaltend aus: Die H&M-Tochter Afound erwarte in Deutschland ein «Haifischbecken».
dpa
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