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03.02.2010 | 08:36 | Lebensmittelsicherheit 

IVA: Verbraucher sollten nicht vor Salat zurückschrecken

Frankfurt a. M. - Die gestrige Warnung der Nichtregierungsorganisation Greenpeace, die Salate im Winter als "Risikoprodukte" bezeichnet, hält der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) für überzogen.

Salatkopf
(c) proplanta

Grundlage der Greenpeace-Einschätzung sind gerade einmal 36 Stichproben. Bei drei Proben wurden nach Angaben der Organisation Höchstmengen-Überschreitungen gefunden, in einem Fall sei die Akute Referenzdosis (ARfD) überschritten worden.
 
"Es ist keine Frage, dass drei Höchstmengen-Überschreitungen genau drei Höchstmengen-Überschreitungen zu viel sind. Deshalb jedoch den Verbrauchern von einem gesunden Lebensmittel wie Salat abzuraten, ist überzogen. Denn die gesetzlichen Grenzwerte sind keine toxikologischen Höchstwerte, sondern Handelsnormen, die mit sehr hohen Sicherheitsfaktoren berechnet sind. Eine Überschreitung der Akuten Referenzdosis darf allerdings nicht vorkommen", erklärt IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler.
 
Der IVA sieht die reißerische Darstellung in der Greenpeace-Mitteilung kritisch. Dazu drei Beispiele:

  1. Wenn Greenpeace Salate aufgrund von Rückständen als "nicht empfehlenswert" bezeichnet, bezieht sich die Organisation nicht notwendigerweise auf Überschreitungen von gesetzlichen Höchstmengen. Vielmehr hat sie selbst ein eigenes Bewertungssystem entwickelt, bei dem die Werte unterhalb der gesetzlichen Grenzen festgelegt wurden.
  2. Wenn Greenpeace eine "lückenlose staatliche Kontrolle für die Pestizid-Rückstände" fordert, werfen sie den Behörden damit indirekt Untätigkeit vor. Der vor wenigen Wochen (4. Januar) veröffentlichte Jahresbericht zu Pflanzenschutzmittel-Rückständen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zeigt ein anderes Bild: 2008 wurden bei den regelmäßigen Kontrollen 17.000 Proben untersucht, und im Ergebnis finden sich immer weniger Rückstände.
  3. Wenn Greenpeace behauptet, "es werden mehrere Pestizide eingesetzt, um Höchstmengen-Überschreitungen zu vermeiden", wird das der Frage nicht gerecht. Mehrfachbelastungen können viele Ursachen haben und daher rühren, dass Landwirte verschiedene Präparate eingesetzt haben, um Resistenzen vorzubeugen oder um punktuell verschiedene Schädlinge zu bekämpfen. Nach Auskunft der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA gibt es nach heutigem Stand der Erkenntnis jedoch keine empirischen Beweise für gesundheitsgefährdende Wechselwirkungen zwischen den Substanzen, wenn man die festgelegten Rückstandsmengen zugrunde legt. (iva)
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