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28.05.2017 | 15:42 | Eisladen 

New Yorker Eisdiele macht sich für soziale Zwecke stark

New York - Gegen-Demos, Geldspenden, Gerichtsprozesse - wer sich für soziale Belange stark machen will, muss dann und wann manche Hürde überwinden.

Speiseeis für Minderheiten
Erdbeereis zur Stärkung der Frauenrechte, Schoko-Brownies für mehr Einwanderung? Wer am Times Square Lust auf Eis verspürt, bekommt eine Portion politisches Engagement gleich mit in den Becher. Ziel der Betreiber: Bittere Konflikte unserer Zeit mit süßen Mitteln angehen. (c) proplanta
So ging es jedenfalls Ken Lo, der nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump und «allem, was so abging» einfach mehr tun wollte.

In Debatten zu Einwanderung, Frauenrechten, Abtreibung und Klimawandel fühlten er und sein Partner Paul Kim, mit dem er in New York den Eisladen «Ice & Vice» betreibt, sich mittellos. «Wir wussten nicht, was wir tun sollen. Wir wissen nur, wie man Eiscreme macht.»

Designerin Chelsea Lipman, die am «Women's March» in Washington bei Trumps Amtseinführung teilgenommen hatte, wusste Abhilfe. Im Dialog mit der Times Square Alliance, der Organisation hinter dem Platz im Herzen Manhattans, kam ihr die Idee: ein Eisladen für soziale Zwecke, eine süße und leichtere Antwort auf die bitteren und schweren Themen der Zeit. Vor etwa zwei Wochen war Eröffnung.

Schon das Wortspiel im Namen deutet an, dass sich hinter dem bunten Container mehr verbirgt als nur noch ein Stand für einen süßen Snack: «I Scream» bedeutet «Ich schreie», klingt aber auch nach «ice cream» (Eiscreme). «Wir schreien alle über verschiedene Dinge. Wenn wir als Kollektiv zusammenkommen, sind wir in der Lage, Probleme zu lösen», sagt Lipman der Zeitung «AM New York» zu ihrer Idee.

Fünf Prozent der Einnahmen von «I Scream» gehen an Organisationen, die sich für Bürgerrechte, Abtreibung, Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft einsetzen. Darunter sind die Bürgerrechtsorganisation ACLU, die nach Trumps Wahl mit Spenden überflutet wurde, und Planned Parenthood, die schwangere Frauen unter anderem im Fall einer Abtreibung berät. Manche Menschen spendeten kein Geld für soziale Zwecke, «weil sie es sehr umständlich finden», sagt Lo der Deutschen Presse-Agentur. «Hier ist es ein bisschen einfacher.»

Auf der Speisekarte lässt sich das - wenn vorerst auch in kleinen Portionen geführte - politische Engagement ablesen: Vier Eisbecher spielen auf Debatten an, die die USA seit Trumps Wahlkampf verstärkt beschäftigen. Der Becher «No Borders» (Keine Grenzen) erinnert mit zwei Eiskugeln sowie Zutaten aus Mexiko und den USA etwa an die Nachbarschaft beider Länder und richtet sich gegen Trumps Forderung eines Mauerbaus an der Grenze. «No Censorship» (Keine Zensur) soll klar machen, dass jede Meinung zähle und niemand mundtot gemacht werden dürfe - auch keine Trump-Wähler.

«No Means No» (Nein heißt Nein) spielt auf Probleme rund um Vergewaltigungen, Frauenfeindlichkeit und Trumps sexistische Parolen im Wahlkampf an. Der «Sundae» enthält süße Erdbeerkuchen-Krümel und Limonade aus Himbeeren und Rosen, Balsamico-Essig, und schmeckt sehr markant. «Wir wollten eine Botschaft senden, dass Frauen zart sein mögen, zugleich aber kühn sind.» Der Becher «No Hate» (Kein Hass) zielt mit pinken Farben und Regenbogen gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT).

Als Anti-Trump-Aktion will der 36-jährige Lo das alles keineswegs verstanden wissen. Alle Meinungen seien willkommen, diskutiert werde am Stand und im Team auch häufiger. Einige wütende Anrufe hätten er und Paul trotzdem bekommen. Trotz seiner linksliberalen Einstellung sieht Lo in Trumps Wahl auch etwas Gutes: «Er hat einen öffentlichen Dialog unter den Amerikanern erzeugt. Er mag spalten, aber wenigstens reden wir jetzt.»
dpa
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