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12.04.2009 | 11:18 | Panorama  

Ostereier-Hochburg liegt in Niedersachsen

Hamburg - Zuerst werden sie ausgeblasen, dann gefärbt, bemalt oder mit bunten Stickern verziert:

Ostereier-Hochburg
(c) proplanta
Eier dürfen zum Osterfest nicht fehlen. Doch woher stammen die Eier für die Osterdekoration oder den Frühstückstisch? Besonders groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im niedersächsischen Kreis Vechta gelegt wurden. Wie eine Auswertung der jüngsten Daten der Statistischen Landesämter für 2007 durch dpa-RegioData zeigt, leben dort je Quadratkilometer mehr Legehennen als in allen anderen Kreisen und kreisfreien Städten.

In Vechta gibt es 6622 Legehennen, deutlich mehr als in den Kreisen mit den nächsthöheren Quoten. Das sind die Nachbarkreise Osnabrück (1040 Hennen je Quadratkilometer), Oldenburg (792) und Cloppenburg (728). Insgesamt gibt es in Deutschland fast vier Millionen Legehennen. Im bundesweiten Durchschnitt sind es pro Quadratkilometer nur etwa 108.

«Niedersachsen ist mit dem Kerngebiet Südoldenburg und den umliegenden Landkreisen das Herz der deutschen Geflügelwirtschaft», sagt Dieter Oltmann vom Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft. Diese Konzentration sei ursprünglich aus der Not geboren: «Die Landwirte spezialisierten sich im Weser-Ems-Gebiet seit den 1950er und 60er Jahren auf die Viehhaltung, weil ein Einkommen über den Ackerbau aufgrund der wenig ertragreichen Böden und der geringen Betriebsgröße nicht möglich war.»

Zudem eignete sich das Weser-Ems-Gebiet aus zwei Gründen besonders gut für die Viehhaltung: Die räumliche Nähe zu den Häfen wie Brake und Hamburg für die Einfuhr von Futtermitteln, und die Nähe zu den potenziellen Absatzmärkten etwa im Ruhrgebiet. Aufgrund der günstigen Bedingungen haben sich viele Unternehmen für die Verarbeitung und die Vermarktung von Agrarprodukten im Weser-Ems-Gebiet angesiedelt. «Das Weser-Ems-Gebiet wird auch als Silicon Valley im Agrar-Bereich bezeichnet», sagt Dieter Oltmann.

Nach Niedersachsen mit 291 Legehennen je Quadratkilometer liegen im Bundesländervergleich auch Sachsen (176) und Sachsen-Anhalt (151) mit hohen Quoten vorn. Dieter Oltmann geht davon aus, dass sich die Bestände an Legehennen in Niedersachsen in den nächsten Jahren eher verringern werden: «Durch das Verbot der Käfighaltung stehen die Eiererzeuger vor großen Herausforderungen bei der Umstellung auf andere Haltungsverfahren.» Die Großbetriebe seien dadurch gezwungen, ihre Bestände zu verkleinern, und kleinere Betriebe gäben die Hennenhaltung möglicherweise ganz auf.

Derzeit landet etwa jedes zweite Ei direkt beim Verbraucher, zum Beispiel als Osterei. Das hat eine lange Tradition. Eier gehörten zu der ersten Mahlzeit, mit der die Fastenzeit beendet wurde. Der Brauch, die Eier zu Ostern zu bemalen, ist dem Brockhaus nach seit dem frühen 13. Jahrhundert belegt. Seit dem 17. Jahrhundert werden die Eier versteckt und von Kindern gesucht. Umstritten ist jedoch, wie es dazu kam, dass die Eier zu Ostern nicht von der Henne, sondern vom Osterhasen gebracht werden.

Im Gegensatz zu den Ostereiern zählt der Osterhase zu den jüngeren Osterbräuchen. Anfang des 19. Jahrhunderts war er in vielen Teilen Deutschlands noch unbekannt. Dann wurde allerdings viel Aufwand getrieben, um ihn populär zu machen. So riet ein Reichspatent aus dem Jahre 1907 den Geflügelbauern, den Legehennen zu Ostern einen Stoffüberzug in Hasengestalt überzustülpen und der Henne ein farbiges Stempelkissen an ihr Hinterteil zu binden. Der Legende vom Osterhasen, der bunte Eier legt, sollte so mehr Glaubwürdigkeit verliehen werden. Dass dieses Patent heute keine Anwendung mehr findet ist nicht nur für Tierschützer beruhigend. Vor allem den Hennenhaltern in Vechta und Umgebung bleibt so viel Arbeit erspart. (dpa)
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