Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.06.2012 | 09:22 | Christbaum-Produktion 

Halbzeit für die Christbaum-Produzenten im Sauerland

Schmallenberg/Bestwig - Halbzeit auf den Weihnachtsbaum-Plantagen: In sechs Monaten strahlen in den Wohnstuben und Vorgärten der Deutschen wieder bis zu 25 Millionen Christbäume in festlichem Glanz. Jeder dritte Baum kommt aus dem Sauerland.

Christbaum
(c) proplanta
Sauerland - Weihnachtsbaumland. In Reih und Glied stehen Nordmanntannen und Blaufichten an Hängen und in
Tälern: Zwischen Bestwig und Schmallenberg in Nordrhein-Westfalen gibt es mehr Christbaum-Plantagen als sonstwo in Deutschland. Noch ist von der Hektik, die in der Vorweihnachtszeit in den Kulturen herrscht, wenig zu spüren.

Im «Christbaumland», wie die Produzenten die Region gern nennen, herrscht aber nicht nur vorweihnachtlicher Frieden. Nicht alle sind begeistert von den immer näher an die Wohngebiete rückenden Weihnachtsbaum-Kulturen. Nachbarn der Plantagen haben Angst vor gesundheitsschädlichem Spritzmittel. In Bestwig haben sie mit einer Bürgerinitiative so viel Druck gemacht, dass die Christbaumzüchter eingelenkt haben. 50 der großen Produzenten haben sich freiwillig verpflichtet, auf besonders fragwürdige Mittel und Anbau-Methoden zu verzichten.

Neben dem Chemie-Einsatz ist vieles in den Plantagen aber auch reine Handarbeit. Thomasz Feliksiak hat eine «Top-Stop»-Schere in der Hand und ritzt vorsichtig die Spitzen der Bäume einer Plantage bei Meschede ein. «Damit die nicht so ausschießen», erklärt der polnische Mitarbeiter eines Christbaum-Produzenten. Seit fünf Jahren ist der ehemalige Erntehelfer ganzjährig im Betrieb angestellt. «Unkraut schneiden, Spritzen und Bäume in Form schneiden», beschreibt der 39-Jährige seine Aufgaben zwischen Januar und November. Danach heulen dann überall in den Kulturen der Region die Motorsägen.

Der Formschnitt hat erst vor einigen Jahren Einzug bei den deutschen Produzenten gehalten. «Die Dänen haben damit angefangen, da mussten wir nachziehen», erklärt der Sprecher der NRW-Christbaum-Produzenten, Meinolf Mütherich. Professionelle Christbaum-Kulturen gibt es im Sauerland aber schon seit etwa Mitte der 50er Jahre.

«Die Geschmäcker sind zwar verschieden, aber die meisten wollen doch einen schlanken Baum», sagt Mütherich. Nur in Bayern dürfe der Christbaum noch ausladender sein. Um dem Trend zu folgen, werden die Bäume in Pyramiden-Form geschnitten, wenn sie etwa einen Meter hoch sind. «Danach müssen dann immer die Spitzen gezupft werden», sagt Mütherich. «Da tun wir Frauen dran», sagt er. Genau wie an die Top-Stop-Schere. Denn Frauen hätten doch mehr Fingerspitzengefühl. «Wir hatten da mal einen kraftvollen Helfer, der hat uns die ganzen Spitzen gekappt.»

Während die Hilfskräfte und Angestellten in den Kulturen beschäftigt sind, beginnt für die Chefs schon die Vorbereitung aufs Weihnachtsfest. «Die ersten Preislisten sind fertig und es gibt schon erste Anfragen», sagt Mütherich. Schätzungsweise rund 100 Millionen Euro werden jährlich mit den Sauerländer Christbäumen umgesetzt.

«Die Preise bleiben auch in diesem Jahr stabil», sagt Mütherich. Trotz einiger Nachtfröste, die etwa jeden zehnten Baum geschädigt hätten, sei das Angebot groß genug. Für die Nordmanntanne müssten die Kunden wie im Vorjahr mit etwa 20 Euro pro Meter rechnen, eine Blaufichte ist pro Meter um 3 bis 5 Euro günstiger.

In einigen Jahren könnten die Preise sogar fallen. Weil nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 nach Schätzungen der Produzenten rund 2500 Hektar Windwurf-Flächen mit Nordmanntannen bepflanzt wurden, erwartet Mütherich ab 2017 dann ein Überangebot. «Falls bis dahin nicht starke Spätfröste oder Hagel die Bestände dezimieren.» (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 300.000 Weihnachtsbäume zu Fernwärme und Strom geschreddert

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet