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30.09.2021 | 03:27 | AurOrA 

Autonomer Erntehelfer unterstützt auf Apfelplantagen

Jork - Langsam fährt der zweiachsige Erntehelfer selbstständig durch die Obstplantage im Alten Land.

Automatisierte Apfelernte?
Allzu viel Platz zum Rangieren hat «AurOrA» nicht zwischen den Apfelbäumen. 3,50 Meter sind die Gassen auf der Plantage breit. Das Gerät fährt autonom und könnte für Obstbauern in Zukunft eine Entlastung sein. Noch ist der Helfer in der Entwicklungsphase. (c) proplanta
Geerntet werden Äpfel der Sorte «Red Jonaprince», der als «beliebtester ganz roter Apfel in Nordeuropa» charakterisiert wird. Der «Autonome Obstplantagenhelfer Altes Land» - oder kurz «AurOrA» - ist erstmals dabei.

Noch ist es ein Projekt und ein Forschungsvorhaben, das erst im Januar 2023 abgeschlossen wird. Aber Obstbauer Axel Schuback (49) kann sich schon jetzt vorstellen, dass das etwa «Smart»-große Gefährt in Zukunft mal im harten Plantagen-Alltag von Nutzen sein könnte. «Absolut», sagte er. Allerdings müssten dann die Einsatzmöglichkeiten erweitert werden.

Soweit ist der rund 700 Kilogramm schwere Prototyp des kleinen Fahrzeugs mit den grobstolligen Reifen noch nicht. Das seit Februar 2020 laufende Projekt hat etwa Halbzeit, wie Alexander Kammann, Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Hochschule 21 in Buxtehude am Mittwoch bei der Feldpräsentation sagte.

«Der zweite Meilenstein ist erreicht.» Vier gibt es insgesamt. Derzeit navigiert das Fahrzeug selbstständig durch die Plantage. Es kennt die Grenzen und die Wege der Anlage.

Im nächsten Schritt sollen Sicherheitsmechanismen integriert werden. «Was passiert, wenn ein Mensch den Weg kreuzt oder ein Baum umgeknickt ist», formuliert er die Marschrichtung. Genutzt wird unter anderem GPS-Technologie und Ultraschall-Sensorik.

Am Ende des Projekts soll «AurOrA» die bis zu 500 Kilogramm schweren vollen Apfelkisten finden, aufnehmen, zur Sammelstelle fahren und idealerweise auf eine andere volle Kiste aufsetzen. «Nachfrage und Bedarf sind da», sagte Agraringenieur Kammann. Alles wird elektrisch betrieben, auch die vier kleinen Hubmotoren.

Wenn «AurOrA» mal ausgereift ist, könnte das Fahrzeug für viele Obstbauern, nicht nur im Alten Land interessant werden. «Dann müsste es aber nicht nur in den drei Monaten der Ernte eingesetzt werden, sondern ganzjährig für die Pflege der Plantage», so Schuback. Das autonome Fahrzeug wird von der Hochschule 21 entwickelt und von der Firma PWH Peter Wahlen Landmaschinentechnik in Jork gebaut. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird mit Bundesmitteln gefördert.

Der Testort Jork (Kreis Stade) im Alten Land ist nicht von ungefähr gewählt. Das Alte Land gilt als das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. 2020 wurden dort rund 290.000 Tonnen Äpfel geerntet.

Von etwa 10.000 Hektar Anbaufläche an der Niederelbe entfallen rund 90 Prozent auf Apfelbäume, 6 Prozent auf Süßkirschen, 2 auf Pflaumen und 2 auf Birnen. Über 550 Obstanbaubetriebe sind im Alten Land angesiedelt.
dpa
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