Vertreter beider Einrichtungen unterzeichneten am Dienstag in Izmir eine Vereinbarung, die den regelmäßigen Austausch von Studenten und Lehrkräften vorsieht. Zudem sollen gemeinsame Studiengänge entwickelt und doppelte Studienabschlüsse ermöglicht werden. «Damit bahnen wir einen spannenden Austausch auf einem höchst innovativen Gebiet an. Es ist ein wichtiges Signal, dass die Reise unserer Wirtschaftsdelegation aus Mecklenburg-Vorpommern in die Türkei an einer renommierten Universität beginnt», sagte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), in dessen Beisein die Absichtserklärung feierlich unterzeichnet wurde.
Das Treffen der norddeutschen Delegation mit dem Prorektor der Ägäis-Universität, Professor Semih Ötles, war aus Sicherheitsgründen verlegt worden. Wegen der anhaltenden Proteste gegen die türkische Regierung, die auch Izmir erfassten, fand die Vertragsunterzeichnung nicht auf dem Hauptcampus in der Stadtmitte, sondern in einem Kulturzentrum der Universität statt. «Wir sind uns der besonderen Situation in der Türkei bewusst, die wir mit Anteilnahme beobachten. Wir hoffen, dass Demonstranten demonstrieren dürfen und man mit Besonnenheit reagiert», erklärte der Schweriner Regierungschef. Die Achtung demokratischer Grundrechte sei die Basis für einen positiven, gewinnbringenden Austausch.
Der Neubrandenburger Professor für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, Heralt Schöne, der die Kooperation der Hochschulen maßgeblich vorangetrieben hatte, zeigte sich zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit rasch Gestalt annehmen wird. «Abwässer aus der Landwirtschaft oder aus der Nahrungsgüterproduktion lassen sich energetisch nutzen, indem man Biogas gewinnt. Daran forschen wir, und die klimatischen Bedingungen für die Prozesse sind in der Türkei optimal. Bei den ehrgeizigen Zielen des Landes auch in der Energiepolitik ist das Interesse groß», sagte Schöne.
Die angestrebte Kooperation werde von der gesamten Leitung der gut 50.000 Studenten zählenden Ägäis-Universität unterstützt, versicherte Prorektor Ötles. Er regte weitere Kontakte etwa in den Bereichen Medizin und Gesundheitswirtschaft an, was Sellering begrüßte. Izmir bewirbt sich mit dem Slogan «Gesundheit für alle» um die Ausrichtung der Expo 2020.
Die gut 40-köpfige Wirtschaftsdelegation reist vier Tagte durch die Türkei. Laut Sellering stehen unternehmerische Belange im Mittelpunkt der Begegnungen und Fachforen. Die Wirtschaft der Türkei nehme eine geradezu stürmische Entwicklung. «Wir streben Kooperationen auf Feldern an, die auch wir für uns als zukunftsträchtig ansehen», sagte der Ministerpräsident. Hoffnungen auf neue Märkte und Kontakte machen sich vor allem Firmen aus den Bereichen
Windenergie, Umwelttechnik, Bioenergie, Entsorgungstechnik und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft.
Für Mittwoch sind in Izmir Workshops und Präsentationen dieser Branchen geplant. Der Rostocker Windanlagenbauer
Nordex ist bereits seit 2007 in der Türkei aktiv und errichtet in der Nähe von Izmir einen Windpark. Ein Besuch dort steht ebenfalls auf dem Plan. Zum Abschluss der Türkeireise wird Sellering in Kahramanmaras im Süden des Landes auch die dort stationierten deutschen Soldaten besuchen, von denen etwa 100 aus Mecklenburg-Vorpommern kommen. (dpa/mv)