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12.07.2018 | 13:55 | Kampfansage 
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Trump nennt Deutschland Russlands Gefangenen

Brüssel - Beim Nato-Gipfel ist der Streit zwischen den USA und Deutschland eskaliert: US-Präsident Donald Trump griff die Bundesregierung am Mittwoch in Brüssel frontal wegen zu niedriger Militärausgaben und milliardenschwerer Gasimporte aus Russland an.

Donald Trump
Donald Trump geht mit einer Kampfansage in den Nato-Gipfel - und die richtet sich frontal gegen Deutschland. Die Kanzlerin lässt das nicht auf sich sitzen. Aber ist am Ende alles wieder gut? (c) D. Trump
«Deutschland ist total von Russland kontrolliert», behauptete Trump. Kanzlerin Angela Merkel wies dies scharf zurück. Nach einem Einzelgespräch betonten beide später das gute Verhältnis beider Länder. Doch setzt der Dauerstreit über die Lastenteilung das transatlantische Militärbündnis inzwischen erheblich unter Druck.

Trump hatte am Morgen gezielt Deutschland ins Visier genommen und seine Kritik mit dem Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 gekoppelt. Die USA beschützten Deutschland, doch die Bundesrepublik zahle Milliarden für Erdgas an Russland und mache das Land damit stark, sagte der US-Präsident. Deutschland sei ein «Gefangener» Russlands. Die Nato unternimmt derzeit erhebliche Anstrengungen zur militärischen Abschreckung Russlands. Trump will sich am kommenden Montag in Helsinki mit Kremlchef Wladimir Putin treffen.

Merkel reagierte bei ihrer Ankunft beim Gipfel auf Trumps Anwürfe: Sie betonte mit Blick auf die frühere DDR, sie habe selbst erlebt, dass ein Teil Deutschlands von der Sowjetunion kontrolliert worden sei. «Und ich bin sehr froh, dass wir heute in Freiheit vereint sind als die Bundesrepublik Deutschland und dass wir deshalb auch sagen können, dass wir unsere eigenständige Politik machen können und eigenständige Entscheidungen fällen können», sagte die CDU-Chefin.

Sie unterstrich auch die großen Anstrengungen Deutschlands für die Nato und die USA. «Wir stellen den größten Teil unserer militärischen Fähigkeiten in den Dienst der Nato», sagte Merkel. «Und wir sind bis heute sehr stark in Afghanistan engagiert. Und damit verteidigen wir auch die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika.» Einige der 29 Staats- und Regierungschefs sprangen Merkel bei. So würdigte die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite die deutsche Rolle bei der Verteidigung des Baltikums.

Hintergrund des scharf geführten Konflikts ist Trumps Forderung, dass alle Nato-Partner spätestens 2024 jährlich mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben. Er beruft sich auf eine Festlegung beim Nato-Gipfel in Wales 2014. Deutschland interpretiert dieses Ziel allerdings nur als Richtwert und betont, man bewege sich wie versprochen darauf zu. De facto hat Deutschland die Militärausgaben erhöht, kommt aber derzeit nur auf 1,24 Prozent und bis 2024 höchstens auf 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.

In der Sitzung der Staats- und Regierungschefs schlug Trump nach Angaben von Teilnehmern sogar eine Erhöhung auf vier Prozent der Wirtschaftsleistung vor. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wurde später danach gefragt, wich aber aus und sagte, man fange nun erstmal mit den beschlossenen zwei Prozent an.

Trotz des ungelösten Dauerstreits verbreiteten Trump und Merkel nach einem Treffen am Rande des Gipfels Harmonie. Trump nannte die Beziehungen zu Deutschland «hervorragend» und sein Verhältnis zur Kanzlerin sehr, sehr gut. Er beglückwünschte sie zu ihren großen Erfolgen. Auch Merkel betonte, der Austausch sei «wichtig, weil wir Partner sind und weiter zusammenarbeiten wollen», sagte sie.

Stoltenberg versuchte, den Konflikt zwischen den Bündnispartnern zu entschärfen. Tatsächlich billigten die Teilnehmer am späten Nachmittag wie geplant ihre vorab ausgehandelte Gipfelerklärung. «Wir hatten Diskussionen, wir haben auch Differenzen, aber vor allem Entscheidungen, die die Allianz voranbringen», sagte Stoltenberg.

In der Erklärung beschwören die Bündnispartner den Schulterschluss in einer «gefährlichen, unvorhersehbaren und volatilen Sicherheitsumgebung» und kritisieren insbesondere Russlands «aggressives Handeln». Mazedonien wird zu Nato-Beitrittsgesprächen eingeladen. Die Partner bekräftigen auch das in Wales formulierte Zwei-Prozent-Ziel. Der Streit über die Auslegung wird aber nicht beigelegt - sondern die alte Formulierung unverändert bekräftigt.

Mit seiner Kritik an Nord Stream 2 macht Trump nach dem Streit über den Klimaschutz, das Iran-Atomabkommen, über Strafzölle und Autoimporte aus Deutschland eine weitere transatlantische Konfliktlinie auf. Die rund 1.200 Kilometer lange Pipeline soll russisches Erdgas über die Ostsee nach Mittel- und Westeuropa transportieren. Die USA sehen Europa indes als wichtigen Markt für ihr eigenes Fracking-Gas.

Dem US-Präsident selbst wird in den USA ein zu russlandfreundlicher Kurs vorgehalten. Trump sei loyaler zum russischen Präsidenten Putin als zu Nato-Verbündeten, kritisierten die demokratischen Oppositionsführer Nancy Pelosi und Chuck Schumer und nannten Trumps Gipfelauftritt peinlich. Trump hatte von scharfer Kritik an Putin in den vergangenen Monaten abgesehen. Nächsten Montag will er sich in Helsinki mit Putin treffen. Es gibt Befürchtungen, dass er dem Kreml-Chef dabei große Zugeständnisse machen könnte.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 16.07.2018 16:19 Uhrzustimmen(37) widersprechen(6)
Warum machen wir uns abhängig vom Erdgas aus Russland? Warum nutzen wir nicht unsere eigenen Möglichkeiten? Ich meine, wir könnten aus den Flächen die wir sonst als Futterflächen für unsere tierischen Zugkräfte benötigt wurden, Wasserstoffgas erzeugen Dipl.ing. Tetzlaff hat in seinem Buch Wasserstoff für Alle, auf diese Möglichkeiten hingewiesen. In beeindruckender Weise beschreibt er, wie wir der Klima und Kostenfalle entgehen können! Er möchte aus grüner Masse durch Vergasung Wasserstoff gewinnen, die Verteilung soll über das bestehende Gasnetz erfolgen. In den einzelnen Häusern soll dann mittels Brennstoffzelle Strom und Wärme erzeugt werden. Auch im Verkehr auf unseren Straßen möchte er Wasserstoff einsetzen: Vor einigen Jahren haben sich unsere Politiker schon mal Gedanken zum Thema Wasserstoff gemacht und Pläne geschmiedet. Nur ist es bei diesen Plänen geblieben. Die Interessen unserer Automobilhersteller waren stärker! Siehe Dieselskandal, auch hier setzen sich VW & Co immer wieder durch. Unser Stromerzeuger möchten natürlich das man Ihnen nicht das Geschäft verdirbt! Daimler, Audi und BMW wollen natürlich ihre Staatskarossen verkaufen! Wer das nötige Geld hat, sollte das tun, nur von Seiten der Wirtschaft ist es in meinen Augen eine gigantische Verschwendung an den erforderlichen Ressourcen! Haben unsere Politiker eigentlich noch das nötige Gespür was machbar ist? Sie sorgen voranging für ihr eigenes Bahnkonto! Wen kann und sollte man eigentlich noch wählen? Das Vertrauen zu den Parteien ist bei mir auf dem Nullpunkt angekommen!!
Wollen sie oder können sie nicht? Für mich ist das Konzept von Tetzlaff überzeugend. Wir könnten dann wieder zu einer besseren Fruchtfolge kommen, und könnten dann auch wieder bessere Preise für unsere marktgängigen Produkte bekommen! Wahrscheinlich will man das aber nicht seitens der Politik und Wirtschaft.
Ulrich Dittmann schrieb am 13.07.2018 18:53 Uhrzustimmen(42) widersprechen(6)
«Deutschland ist total von Russland kontrolliert», behauptet Trump.

Falsch. Deutschland wird von den USA total - und absolut - kontrolliert!
Thomas Werner schrieb am 12.07.2018 17:00 Uhrzustimmen(27) widersprechen(15)
Wen interessiert denn noch was Herr Trump sagt ? Morgen behauptet er eh wieder das Gegenteil...
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