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18.04.2024 | 10:16 | agricola pro agricolas 
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Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

Ich verrate sicherlich kein Geheimnis, wenn ich zu behaupten wage, dass die Deutschen in nicht unbeachtlichen Mengen Bier trinken, selbst wenn der Absatz laut statistischem Bundesamt um gut 12 % eingebrochen ist.

Lindnerbräu
(c) proplanta
In 2022 verkauften deutsche Brauereien noch rund 8,5 Milliarden Liter Bier, während in 2023 der versteuerte Bierabsatz hier in Deutschland bei mehr als 69,3 Millionen Hektolitern anzusiedeln war, gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von ca. 4 % bei diesem nachweislich beliebten Traditionsgetränk. (Ein kleines Rechen-Training am Rande J )

Unser Bier heute ist eine wahr gewordene höchst profitable Gelddruckmaschinerie, eine grandiose Erfolgsstory im zeitlichen Verlauf nicht nur für die Brauereien, sondern in erster Linie auch für unseren Vater Staat. Superreiche wissen sich mit diesem bernsteinfarbigen flüssigen Bauernbrot am Markt noch immer extrem erfolgreich zu behaupten.

Jeder durch die Verbraucherkehlen fließende Liter Bier spült parallel Geld in unsere Staatskasse, erhoben vom Zoll in Form einer Biersteuer, einer sogenannten indirekten Steuer. Diese Verbrauchsteuer ist von den Herstellern bereits eingepreist und erhöht den Endpreis, den die Bierkonsumenten an welcher klingelnden Kasse auch immer zu bezahlen haben.

Entscheidend für die Höhe der Biersteuer ist der Stammwürze-Gehalt, gemessen in der Maßeinheit „Grad Plato“; für einen Hektoliter (100 l) Pils z.B. mit einem Stammwürze-Gehalt von 11 oder 12 Grad Plato ist die Biersteuer anzusiedeln bei etwa 9,44 € (12 x 0,787 €). Bockbier, Starkbier, teilweise auch Weizenbier habe demgegenüber mehr Stammwürze, diese spülen also mehr Biersteuer in unser Staatssäckele.

Laut Bundesfinanzministerium ist die Biersteuer die einzige Verbrauchsteuer, welche zwar vom Zoll verwaltet wird, deren Einnahmen aber den Bundesländern zustehen. Jährlich sind diese hochzurechnen auf rund 600 Mio. Euro.

Im Schnitt nur noch knapp 350.000 Hektar (Stand 2023) wurden innerhalb deutscher Grenzen mit Sommergerste bestellt. Gegenüber dem Jahr 2020 ein immenser Flächenverlust von minus 16 % kumuliert sich zusätzlich mit einem unterdurchschnittlichen Ernteausgang.

Man lasse sich auf der Zunge zergehen: Um die 1.500-2.000 Steuereuronen pro Hektar generiert unser Vater Staat mithin für die eigenen Zwecke. Der Braugerstenerzeuger liegt bei Andienung seiner Braugerste weit unter eben dieser Zielmarke. Wie überaus skurril inszeniert sich ein solcher Bier-Possenmarkt. Noch sehr viele andere Abgreifmechanismen (Handel, Mälzereien, Brauereien, ein astronomisches Invest für die Fernsehwerbung unserer gehypten „Fernsehbiere“ als Absatzförderungsprogramm in Dauerschleife etc. pp.) bedienen sich an den verfügbaren Margen, der jeweilige Braugerstenerzeuger geht nahezu leer aus. Wen wundert es mithin, dass der eine oder andere dieser treu-doofen Lemminge erheblich entmutigt so einige Biere am Ende des harten Arbeitstages zischt, und damit noch zusätzlich diese Absatzbeförderung befeuert, ohne sich an den Gewinnen überhaupt beteiligen zu dürfen. Verquere Bierwelten!

„Wohl bekomm’s“ erfährt damit eine ganz neue Dimension!

Die Geschichte des Bieres

Die Biersteuer ist übrigens eine der ältesten Abgaben auf Verbrauchsgüter. Schon in Zeiten des Mittelalters wurde sie erhoben, damals übertitelt als Bierungeld, Bierpfennig oder auch als Malzaufschlag. Seit April 2020 ist die handwerkliche Bierbraukunst übrigens von Seiten der UNESCO offiziell zum immateriellen Kulturerbe erklärt.

Klischeehaft bringt man heute immer uns Deutsche mit Bier in Verbindung. Schon zu Pharaos Zeiten war Bier als Zahlungsmittel bei seinen kunstfertig genialen Baumeistern weit verbreitet, allerdings zunächst wenig bekannt in der breiten Gesellschaft. Prägnant die mystischen Bildzeichen, der geheimnisvolle religiöse Kult dieser Hochkultur am Nil. Dank der Hieroglyphen ist ein kleiner Eindruck dessen zu erhaschen, was im alten Ägypten in den prachtvollen Pyramidenbauten für immer verewigt wurde – das Wort „Bier“ sogar als eigenes Schriftzeichen.

Vergleichbar mit den heutigen Zeichen der Zeit entwickelte man im damaligen Ägypten eine wichtige Industrie rund um den mystischen Gerstensaft, gänzlich staatsseits geführt. Man hielt sprichwörtlich ein regelrechtes Monopol auf das Bierbrauen inne. Bier stellte bereits damals ein Grundnahrungsmittel der altägyptischen Gesellschaft dar, das selbst den Sklaven in gewissen Mengen zugestanden wurde.

Selbige Affinität der Ägypter ging über den Tod hinaus. Als Grabbeigabe fand man neben den berühmten mumifizierten Leichen auch Bier und jene Utensilien, die man im Jenseits zum Bierbrauen benötigte.

Besonders die altägyptische Schöpfungsgöttin Tejenemit, die Gebieterin des Bas von Heliopolis, ist u.a. als Biergöttin (die das Bier herbeibringt) in die Mythen eingegangen.

Ninkasi ist im sumerisch-assyrisch-babylonisch mesopotamischen Raum als Göttin des Bieres auch eine Heilungsgöttin.

Nachdem Ninkasi als Göttin für die Braukunst zuständig war, kann davon ausgegangen werden, dass in Mesopotamien die Frauen fürs Bierbrauen und für den Ausschank zuständig waren. Überliefert ist, dass Ninkasi sozusagen als Patin all jener Frauen erhoben wurde, denen die überaus schwere Aufgabe zuteil war, Männern Manieren und die Grundregeln der Zivilisation beizubringen. – Ob das heute noch mit der reichlichen Gabe von Bier gelingt, sei jedoch dahingestellt…

Die Heilkraft des Bieres

In Maßen genossen und speziell eingesetzt, hat Alkohol ja durchaus eine gesundheitsfördernde Wirkung. Bis heute kennt man die Heilkraft des Bieres – kommuniziert zum Beispiel zur Stärkung und Schlafförderung, als Arznei gegen nervöse und stressbedingte Leiden, zur Stimulierung der Magensaftproduktion und der Nierentätigkeit oder als Vorbeugung gegen Prostataerkrankungen.

Der Ursprung von „Lindnerbräu“

Die Geschichte eines solchen seit Menschengedenken bekannten bernsteinfarbenen aphrodisierenden Saftes hat wohl unseren Machtmenschen Christian Lindner, seine ansonsten von harter Währung dominierte Politikerseele jüngst in ihrem tiefsten Inneren doch wohl auch (in Maßen) „samtweich“ berührt, den augenscheinlich vorhandenen sehr viel „nobleren“ Kern auf den Plan gerufen:

Unser Bundesfinanzminister, förmlich getrieben immerfort als sichtlich gepeinigtes Rennhäschen seiner Partei inmitten der wenig lustigen Ampel-Zirkusvorstellungen, kommt nun vor Eröffnung der Grillsaison in vielen Privatgärten als pfiffiger Bier-Sommelier der etwas anderen Art um die Ecke. Seine behäbigen „stacheligen“ Ampelkollegen dürften überrascht gewesen sein, zumal ein wohl doch frappantes Steuerentlastungs-Minipaketchen an den Start geht; ...sogar hochprozentiger als Lindners eigene Partei aktuell daselbst. – Ein beeindruckendes Indiz dessen, dass ihm Stand heute die Puste noch lange nicht ausgehen mag.

Soll man sich die verfehlte Ampelpolitik jetzt vielleicht also schöntrinken?

Christian Lindner lockert jedenfalls für eine kleine Randgruppe unserer heimischen Bierbäuchlein-Szene die Schuldenbremse. Hobbybierbrauer sollen jetzt in Deutschland für die auch für den Hausgebrauch fällige Biersteuer entlastet werden. Anstatt gemäß Biersteuergesetz bislang geschenkten 200 Litern dürfen ab sofort 500 Liter – selbstredend nur für den eigenen Privatverbrauch – steuerfrei produziert werden, nachzulesen im Referentenentwurf zur Änderung des Jahressteuergesetzes 2024, der in eben dieser Art und Weise medial kommuniziert wird. Jenseits der 500 Liter gilt die Biersteuerpflicht selbstredend fort. Für ihre bis zu fünf Hektoliter entfällt den Privatbrauern die Anmeldungspflicht beim zuständigen Hauptzollamt.

Christian Linder hat damit wie tief in seine ganz eigene Trickkiste gegriffen. Er machte für ein auserlesenes Klientel sich Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidts dahingehend modernisierten Leitsatz zu eigen: „Wer die Pflicht hat, Steuern zu zahlen, hat das Recht, (Bier-)Steuern zu sparen!“

Die Crux an Lindners „Bier-Aftersausen“: Nachdem sich heute in gefühlter Endlosschleife wieder und wieder neue Milliarden-Steuerlöcher auftun, mutiert ein solch zischend prickelndes Geschenk des Steuer-Freibieres für eine nur sehr kleine illustre Privatbrauerrunde zum ungeahnten „Glücks-Pils“, ohne dabei unser Staatssäckel noch weitreichender zu durchbohren. Die Bundesregierung hat nämlich auf die schriftliche Anfrage seitens eines Oppositionsabgeordneten offengelegt, dass die kompletten Einnahmen der Biersteuer aus dem privaten Haus- und Hobbybrauerbereich sich im Gesamtjahr 2021 auf rund 11.000 Euro (in Worten: elftausend Euro!) aufsummierten. Na dann…!

So nimmt die seitens der FDP gerade bei den jungen Hardlinern innerhalb der eigenen Partei nicht erkennbare Wirtschaftswende natürlich kaum an Fahrt auf. Bloßes Ablenkungsmanöver – zu wenig wohl, um die beharrlichen Gipfelstürmer in den eigenen Reihen vom Ausstieg aus der Ampel abzuhalten!

Immerhin stellt „Lindnerbräu“ unter Beweis – hätte niemand hier hellhörig geworden, etwas tiefer in die Krüge geschaut – wie sehr man diesen sicherlich mit sehr viel Liebe produzierten „Privatbrau-Hopfen- und Malz-Smoothie“ zu ehren weiß, in der gelebten Hoffnung, selbst mit hochprozentiger Wählerzustimmung in die nächste Runde gehen zu dürfen.

Angesichts der prekären Lage nahm sich Christian Linder der komplizierten Philosophie eines Urbayer im Himmel an, der für seinen grandiosen Sprachwitz bekannt ist:

„Es muss was g’schehn – aber passier’n darf nix“, so unser einzigartiger Karl Valentin.

Nun ja, wirklich wenig geschah – im eigentlichen passierte nix! Reicht dieses bernsteinfarbene Überlebenselixier privater Traditionsbraukunst nun für die Ampel über den Sommer hinaus?

Die Gleichheit von diesem Nationalgetränk mildert, laut Paul Heyse, zumindest den Druck der sozialen Gegensätze.

Christian Lindner hat dank seiner Ehegattin Franca Lehfeldt, eine leidenschaftliche Pferdefreundin, beim Misten im hauseigenen Stall dem Vernehmen nach schon des Öfteren bäuerlichen Stallgeruch geschnuppert, sich nun weiters zögerlich der heimischen Privatbrauerszene zugewandt. Unsere mächtigen Wirtschaftsbosse fühlen sich damit vielleicht gar sichtlich düpiert, erheblich verschaukelt, …aber mit neu errungenen Wählerstimmen aus den Reihen des gemeinen Wahlvolkes könnte der Parteichef der Freien Demokraten in fernerer Zukunft vielleicht sogar weit mehr punkten, sofern die Erinnerung an die unbeschwerten Gartenpartys seitens dieses neuen, steuerpolitisch erfolgreich bespaßten Wählerklientel im feucht-fröhlichen Biersommer 2024 ad hoc wieder hervorgekramt werden kann.

Also bitte nicht hemmungslos Grill-Bierchen zischen bis in Folge massenweise Hirnzellen absterben und massive Erinnerungslücken drohen, man sich deshalb wenig glücklich getimt im nächsten Jahr kaum mehr an Lindners Biersteuer-Wohltaten erinnern kann.

Ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer derzeit auf höherprozentigen Wählerzuspruch mithin, damit nicht stattdessen eine Lindner-Bierbüste zusammen mit denen der Bier-Göttinnen Ninkasi und Tejenemit in Auftrag gehen, welche dereinst ihren angestammten Platz in der Bayerischen Walhalla finden, als verewigtes Zeitzeichen herausragender Politiker-Persönlichkeiten des 21. Jahrhunderts, durchaus eloquent zu Größerem berufen, die sich im Verlaufe ihrer großartigen Karriere letzten Endes aber zu Tode gelaufen hatten…
agricola pro agricolas
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 18.04.2024 12:10 Uhrzustimmen(55) widersprechen(10)
Hochverehrter Bertrinker,

zu dieser Tageszeit greift man doch wohl am ehesten zur Kaffeetasse.

Beim "Kaffeesatzlesen" solche Ergüsse!?

Nun ja, "Schaum vor dem Munde, Subventionsdiesel im "privaten" Dieseltank, braunes Geschreibsel" - die Irrungen und Wirrungen eines
"Ghostwriters"!?

Zur inneren Freiheit werden zwei Stücke erfordert: „seiner selbst in einem gegebenen Fall Meister (animus sui compos) und über sich selbst Herr zu sein (imperium in semetipsum), d. i. seine Affekten zu zähmen und seine Leidenschaften zu beherrschen“ (Kant / Metaphysik der Sitten)
elgerling schrieb am 18.04.2024 10:59 Uhrzustimmen(10) widersprechen(101)
Allein an der Wortwahl merkt man, dass dem Verfasser der Bierschaum vor dem tendenziösen Munde schäumt. Wer seine eigenen Kollegen als Lemminge beschimpft und so weiter... Lieber Autor, wein doch leise weiter, die Subventionen aus Brüssel befüllen weiterhin deinen privaten Dieseltank. Trinke doch demnächst weniger Bier! Dann kommt evtl. ein weniger braunes Geschreibsel ohne menschenfeindlich Sprachentgleisungen aus dir hervor.
MfG ein Bertrinker
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