Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
04.04.2019 | 17:25 | Bauernproteste 
Diskutiere mit... 
   1   2

Bauern protestieren gegen strengere Düngeregeln

Münster/Berlin - Die auf Druck der EU vorgesehene weitere Verschärfung der deutschen Düngeregeln zum Schutz des Grundwassers stößt bei Bauern auf heftigen Protest.

Bauernproteste
Deutschland steht im Visier der EU, mehr für die Reinhaltung des Wassers zu tun - indem vor allem weniger Gülle auf die Felder kommt. Die Regierung ist darüber noch uneins, Landwirte aber sind alarmiert. (c) proplanta
«Angesichts immer neuer Auflagen verlieren viele Bauernfamilien mittlerweile den Glauben an eine erfolgreiche Zukunft in der Landwirtschaft», sagte der Westfälisch-Lippische Bauernpräsident Johannes Röring anlässlich einer Kundgebung mit rund 6.000 Teilnehmern am Donnerstag in Münster.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) machte deutlich, dass in belasteten Gebieten weitere Maßnahmen nötig seien, sprach sich aber auch für Kompensationen aus. Umweltschützer und die Wasserversorger verlangten rasche Entscheidungen gegen zu hohe Nitratwerte im Wasser.

«Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir eine Klage ganz klar verloren haben», sagte Klöckner bei der Kundgebung auf dem Domplatz.

Sie kritisierte bestimmte Forderungen der EU als fachlich nicht vertretbar und kündigte Gespräche in Brüssel an. Sie forderte die Landwirte aber auf, anzuerkennen, dass es bei knapp 30 Prozent der Flächen eine Überdüngung gebe. «Wir haben gut nachgebessert, aber der Kommission reicht das nicht.»

Klöckner hat auch schon eine stärkere Förderung von Investitionen und Forschung in Aussicht gestellt. Sie kündigte für diesen Montag ein Treffen zum Thema an, an dem neben dem Bundesumweltministerium auch die Länder, Landwirtschafts- und Umweltverbände teilnehmen sollen.

Die EU hatte Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagt und 2018 beim Europäischen Gerichtshof Recht bekommen. Die erst 2017 geänderten Düngeregeln müssen deswegen weiter verschärft werden. Die Bundesregierung braucht aber noch Zeit, um sich auf zusätzliche Maßnahmen zu einigen, die die EU-Kommission eigentlich bis vergangenen Sonntag angefordert hatte. Insgesamt geht es unter anderem um weitere Sperrzeiten fürs Düngen in belasteten Gebieten und eine pauschale Senkung des für Pflanzen zu errechnenden Düngebedarfs.

«Auch wir Landwirte wollen sauberes Wasser und stehen in der Pflicht, unseren Beitrag zu leisten», sagte Röring. In einigen Regionen seien daher fachlich gebotene Auflagen zu akzeptieren. Nun vorgeschlagene Maßnahmen brächten aber drastische Einschnitte, die fachlich wenig oder gar nicht überzeugten. Dass sie über die Köpfe der Betroffenen hinweg beschlossen worden seien, mache wütend und fassungslos.

Die Wasserversorger forderten schnelle zusätzliche Maßnahmen. «Wir haben uns vor langer Zeit in Europa geeinigt, deutlich mehr Anstrengungen in belasteten Gebieten zu unternehmen, um den Nitrateintrag in Gewässer zu reduzieren», sagte der Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen, Karsten Specht, der Deutschen Presse-Agentur. «Das müssen wir jetzt endlich national umsetzen.» Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft forderte die Regierung zu einem Entwurf für ein Düngerecht auf, der dem Gewässerschutz gerecht werde. Statt in Verweigerungshaltung zu gehen, sollte sich auch die Landwirtschaft mit Vorschlägen beteiligen, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Weyand.

Der Naturschutzbund (Nabu) mahnte Klöckner, das Problem nicht zu verschleppen. Nötig seien eine Reduzierung der Tierdichte, ein Stopp von Gülle-Importen und eine Düngung nach tatsächlichem Bedarf der Pflanzen. Grünen-Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff kritisierte, die Arbeit an den Düngeregeln sei im Landwirtschaftsministerium jahrelang auf die lange Bank geschoben worden - mit schweren Umweltfolgen.

Bei der Union im Bundestag formieren sich Widerstände gegen rasche weitere Dünge-Verschärfungen. Nötig seien ein sofortiger Stopp des Verfahrens gegen Deutschland und ein erfüllbarer, fairer und verlässlicher Zeitrahmen der EU-Kommission, erklärten die Agrarpolitiker der Fraktion.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
deereblau schrieb am 10.04.2019 21:43 Uhrzustimmen(4) widersprechen(3)
durch schadhafte abwasserkanäle gelangen große mengen menschengülle und andere schadstoffe in den untergrund und das grundwasser ,aber das ist alles egal,da mann ja die landwirtschaft dafür verantwortlich machen kann.
  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken