«Heute ist die Mär der Autoindustrie endgültig in sich zusammengefallen, beim Abgas-Skandal handle sich um die Verfehlungen einzelner Ingenieure», sagte Krischer am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Immer klarer wird: Das Tricksen und Betrügen ist in den Konzernen von ganz oben mindestens toleriert, wenn nicht sogar angeordnet worden. In fast drei Jahren seit dem Bekanntwerden des Abgasskandals haben es weder der VW-Konzern noch die Branche insgesamt geschafft, einen klaren
Schnitt zu ziehen.»
Der FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic sagte der dpa, die Staatsanwaltschaft München habe die Aufgabe, die vorliegenden Vorwürfe eines Betruges und einer mittelbaren Falschbeurkundung ohne Verzögerung aufzuklären. «Die nun erfolgte Festnahme von Audi-Chef Stadler ist keine Bestätigung des Betrugsvorwurfs, wenn gleich sie einem weiteren Eskalationsschritt in der Diesel-Affäre des VW-Konzerns gleicht. Grundsätzlich müssen sich aber nicht nur normale Angestellte, sondern vor allem die Top-Manager der Konzerne einem fairen, rechtsstaatlichen Verfahren stellen.»
Krischer sagte, die Festnahme Stadlers zeige, wie wenig der Skandal und seine Folgen von VW und den anderen Autobauern offensichtlich ernst genommen worden sei. «Es ist gut, dass jetzt wenigstens Staatsanwälte versuchen, den größten Industrieskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte strafrechtlich aufzuarbeiten, wo die Bundesregierung kläglich versagt hat.»
Audi-Chef Stadler ist am Montag festgenommen worden. «Der Beschuldigte wurde der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat», teilte die Staatsanwaltschaft München II mit. Als Grund nannte die Behörde Verdunkelungsgefahr.