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27.12.2018 | 07:27 | Elektromobilität 

Metallbranche besorgt über Elektro-Umbau

Berlin - Die Metall- und Elektroindustrie stellt sich für 2019 auf Zuwächse bei Produktion und Arbeitsplätzen ein - allerdings mit gebremsten Tempo.

E-Auto
Die Metall- und Elektroindustrie geht gedämpft optimistisch ins neue Jahr. Auch, weil sich der Fachkräftemangel in Unternehmen verschärft. Und die IG Metall schlägt Alarm wegen neuer Vorgaben für Autobauer. (c) proplanta
«Wir rechnen mit einem leichten Rückgang des Wachstums auf 1,5 Prozent im nächsten Jahr», sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Rainer Dulger, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Das ist eine Abkühlung, aber mehr noch nicht.» Für dieses Jahr erwartet Gesamtmetall einen Produktionsanstieg von real 2,0 bis 2,5 Prozent.

Auch IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sieht kurzfristig keine größeren konjunkturellen Probleme auf die Branche zukommen. Die ökonomischen Grunddaten seien alle positiv, es gebe aber erhebliche Risiken wie den Brexit, den Handelskonflikt zwischen USA und China oder die Unsicherheiten um die Stabilität der Europäischen Union.

Die Gewerkschaft warnt zugleich vor den sozialen Folgen eines schnellen Umstiegs auf E-Autos. Die neuen Abgasziele der EU führten zu erheblichen Jobverlusten bei deutschen Autobauern. Wegen der geringeren Fertigungstiefe im Vergleich zu Verbrennungsmotoren sei nahezu jeder fünfte Job in der deutschen Leitindustrie in Gefahr.

Derzeit hält der Beschäftigungszuwachs in der Metall- und Elektroindustrie an. «Es sind noch viele offene Stellen da», sagte Gesamtmetall-Chef Dulger. Bei ausgebildeten Metallfacharbeitern gebe es fast drei freie Stellen pro arbeitsuchendem Facharbeiter. Seit dem Ende der Finanzkrise 2010 bis Oktober 2018 habe die Branche 600.000 neue Stammarbeitsplätze geschaffen. Im Oktober waren es 4,038 Millionen, rund 120.000 mehr als ein Jahr zuvor.

Der Mangel an Fachkräften hat sich nach den Worten Dulgers verschärft. «Es gibt immer mehr mittelständische Unternehmen, die sagen, sie könnten mehr machen, wenn sie die richtigen Leute hätten», sagte der Verbandschef. Nach der jüngsten Befragung gebe es in jedem vierten Unternehmen der Metallbranche Produktionsbehinderungen wegen fehlender Arbeitskräfte.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sei deshalb «genau der Schritt in die richtige Richtung, den wir uns gewünscht haben». Es sei damit zu rechnen, dass Ingenieure, Physiker, Chemiker, Programmierer und andere aus dem Ausland viele freie Stellen in den Betrieben besetzen könnten.

Die deutsche Automobilindustrie steht allerdings vor einem gewaltigen Strukturwandel - mit ungewissem Ausgang. «Wir rechnen ungefähr mit 200.000 Arbeitsplätzen, die in Folge der Elektromobilität nicht mehr in der Branche zur Verfügung stehen. Das trifft bestimmte Regionen extrem hart», sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, der Deutschen Presse-Agentur.

Das seien beispielsweise das Saarland, Emden oder ländliche Regionen, in denen Zulieferer häufig die einzigen industriellen Arbeitgeber seien. Diese würden noch härter getroffen als die Markenhersteller selbst. Dagegen gäbe es gerade 30.000 bis 40.000 neue Jobs für Komponenten der Elektromobilität, wenn diese denn in Deutschland gefertigt würden.

Um den von 2030 an geltenden CO2-Grenzwert für Autos in Europa einzuhalten, sei nach seiner Einschätzung eine Quote von fast 50 Prozent Elektrofahrzeugen in Deutschland bei den Neuzulassungen notwendig, sagte der IG-Metall-Chef. Die Konzerne steuerten jetzt um und müssten voraussichtlich noch radikaler vorgehen als bislang etwa bei VW angekündigt.

Bei dem Autobauer könnten beim Hochfahren der Stromer-Produktion an den Standorten Emden und Hannover insgesamt bis zu 7.000 Stellen wegfallen. Die nötige Strom-Infrastruktur sei ebenso ungeklärt wie die Frage, ob Kunden tatsächlich bereit seien, E-Autos zu den dann geltenden Bedingungen zu kaufen, sagte Hofmann.

Entscheidungen über den Abbau von Arbeitsplätzen würden jetzt getroffen, warnte Hofmann. Falls es mit der E-Mobilität nicht klappe, kehrten die Jobs sicher nicht zurück. «Es soll keiner glauben, dass man in Deutschland noch einmal zurück investiert in klassische Verbrennertechnologie. Die Arbeitsplätze sind auf Dauer verloren. Es wird Vabanque gespielt mit einem komplett offenen Ausgang.»
dpa
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