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15.09.2013 | 08:38 | Garnelenzüchter in Thailand 

Massensterben in Garnelenzucht

Bangkok - Viele Garnelenzüchter in Thailand und anderen asiatischen Ländern stehen vor dem Ruin: Hilflos müssen sie einem Massensterben in ihren Zuchtbecken zusehen. Die Auswirkungen auf den deutschen Markt sind nur eine Frage der Zeit.

Garnelen
(c) proplanta
«Die Preise für Rohware steigen fast stündlich», sagt Constance Radke vom Vorstand des Deutschen Seafood-Verbandes, der 17 Garnelenimporteure repräsentiert. «Innerhalb weniger Monate sind sie etwa 50 Prozent angezogen. Klar hat das Auswirkungen auf den Markt.»

Thailand ist einer der weltgrößten Exporteure von Garnelen aus Aquakultur. Garnelen sind Langschwanzkrebse. Bei zubereiteten Garnelen war das Land 2012 in der EU mit 72.500 Tonnen größter Lieferant vor Kanada und Grönland. «Thailand ist praktisch aus dem Markt», sagt Radke. Auch für Garnelen aus anderen Regionen seien die Preise aber gestiegen - eine Frage von Angebot und Nachfrage.

«Bei uns begann das Problem im August vergangenen Jahres, wir haben 80 Prozent unserer Produktion verloren», sagt Prayoon Hongrat, der in der Provinzu Chantaburi in Ostthailand die Aquafarming Sureerath betreibt. «Wir müssen Wasser von außerhalb besorgen und ich nehme an, dass unsere Zuchtbecken dadurch kontaminiert wurden.»

Noch im vergangenen Jahr landeten 80 Prozent der thailändischen Produktion von 485.000 Tonnen auf ausländischen Tellern. Die Produktion dürfte in diesem Jahr auf gut die Hälfte einbrechen, sagt der Präsident des Gefrierwarenverbandes, Poj Aramwattananont.

Die Garnelenzucht ist als Monokultur anfällig für Bakterien und Viren. Rund 20 Krankheiten sind bekannt, sagt Simon Funge-Smith, Fischerei-Experte der UN-Agrarorganisation (FAO) in Bangkok. Bei EMS-Befall entwickeln sich die Jungtiere nicht und der Verdauungstrakt stirbt ab. Abhilfe gibt es noch nicht.

Poj macht Profitsucht für das Desaster verantwortlich: «Der Herrgott hat die Krankheit geschickt, wir waren zu gierig». Farmer bauten die Zuchtbecken aus, setzten mehr Garnelen ein und Wasser- und Umweltqualität litten. Aquafarmer, die jetzt vor dem Ruin stünden, trauten sich nicht neu zu investieren - aus Angst, EMS kommt wieder.

China, Thailand, Vietnam und Malaysia machten 2011 nach Angaben der FAO rund 70 Prozent der weltweiten Garnelen-Exporte aus. Alle sind betroffen. In der chinesischen Küstenprovinz Guangdong, in der die meisten Produzenten ihren Sitz haben, ging die Produktion im ersten Halbjahr 2013 um rund ein Drittel zurück, sagt der Vizepräsident des chinesischen Branchenverbandes CAPPMA, Cui He.

China sei der weltgrößte Produzent gewesen, mit 1,5 Millionen Tonnen jährlich, 200.000 Tonnen seien exportiert worden. «Jetzt müssen selbst wir Garnelen importieren», sagt Cui.

Vietnam hat auch schon Garnelen importiert, um die Fabriken der verarbeitende Industrie auszulasten. Das Exportvolumen sei zwar gesunken, die Erlöse sind nach Angaben des Verbands der Fisch- und Meeresfrüchte-Exporteure dank hoher Preise bis Juli um fast 15 Prozent gestiegen.

In Malaysia brach die Produktion von 2010 bis 2012 um 25 Prozent ein, soll sich aber jetzt erholen, sagt Abdullah Abd Rahim vom Fischereiverband. «Unsere größte Sorge ist EMS«, räumt auch Syed Omar Jaafar vom malaysischen Garnelenverband ein.

Betroffen von der Krankheit ist unter den mehr als 2.000 Garnelenarten nur die Sorte «Litopenaeus Vannamei», betont Radke. Diese Garnele kommt aus dem östlichen Pazifik, hat eine Panzerlänge von bis zu zehn Zentimetern und wird gerne zum Braten und Grillen genommen. Die Sorte machte nach FAO-Angaben 2010 aber mit mehr als 2,7 Millionen Tonnen fast Dreiviertel aller Aquakultur-Garnelen aus. Dreiviertel der Vannamei-Produktion wiederum kommt aus Asien. (dpa)
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