Auch am Dienstag schaufelten Tausende Helfer auf den Dächern den Schnee weg und räumten Zufahrtsstraßen, unter ihnen auch knapp 1.200 Soldaten der Bundeswehr. Teils mussten Lawinen gesprengt werden. Noch immer galt in vier Landkreisen in Oberbayern der Katastrophenfall, im fünften Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurde er am Dienstag aufgehoben.
«Der Schwerpunkt sind derzeit die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land, in den anderen Regionen gehen die Aktivitäten zurück», sagte der Presseoffizier der Gebirgsjägerbrigade 23, Eckhard Michel. Vor allem in höheren Lagen schneite es am Montag und in der Nacht zum Dienstag erneut kräftig. In den betroffenen Gebieten fiel erneut an vielen Schulen der Unterricht aus.
Der Zugverkehr blieb auf einigen Strecken eingeschränkt. Auf den meisten Regionalstrecken sollen Mitte der Woche die Züge wieder fahren. Nur südlich von Garmisch-Partenkirchen und im Bayerischen Wald bleiben wahrscheinlich noch Strecken unpassierbar.
In den bayerischen Alpen herrscht oberhalb der Waldgrenze weiter flächendeckend die zweithöchste Lawinenwarnstufe, ebenso in vielen Gebieten Österreichs. In Ramsau im österreichischen Bundesland Steiermark traf eine nächtliche Lawine ein Hotel, bereits am Vortag war eine Lawine im Oberallgäu in Balderschwang in ein Hotel gerast. In beiden Fällen wurde niemand verletzt.
In vielen Wintersportorten liefen auch am Dienstag die Lifte nicht, darunter auch in Deutschlands höchstgelegenem Skigebiet auf der
Zugspitze und in den Münchner Hausgebieten am Sudelfeld und am Spitzingsee, die zum Bergbahnverbund Alpen Plus gehören. «Das war eine harte Woche», sagte Peter Lorenz von den Bergbahnen am Spitzingsee, am Brauneck und am Wallberg.
Mitarbeiter hätten in den vergangenen acht Tagen «unter schwierigsten Bedingungen Dächer freigeschaufelt, Lifttrassen freigeräumt, Lawinen gesprengt und umgeknickte Bäume beseitigt», sagte Lorenz. An diesem Mittwoch sollen die meisten Lifte wieder öffnen, auch an der Zugspitze.
In Garmisch-Partenkirchen konnten Skifahrer in diesen Tagen zumindest auf einigen Pisten im Skigebiet Classic ihre Schwünge ziehen. «Welche Lifte und Pisten in
Betrieb gehen können, wird jeden Tag aufs Neue abhängig von den tagesaktuellen Bedingungen entschieden», teilte die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Lothes, mit.
Langsam ist in den Schneeregionen Entspannung in Sicht, zumindest an diesem Mittwoch soll es nicht schneien. In den tieferen Lagen traten mehrere Flüsse und Bäche nach den leicht gestiegenen Temperaturen und dem Regen über die Ufer. Das Hochwasser an der Wörnitz in Schwaben erreichte in der Nacht zum Dienstag in Harburg (Landkreis Donau-Ries) die zweithöchste Meldestufe: Einzelne bebaute Grundstücke oder Keller sind überflutet und Straßen mussten gesperrt werden. Darüber hinaus gab es teils kleinere
Überschwemmungen, etwa wurden Äcker oder Wege überflutet.
Tauwetter in Verbindung mit Regen hatte die Pegelstände steigen lassen. Doch nun sinkt die Schneefallgrenze wieder, Niederschläge fallen als Schnee - und damit fließt das Hochwasser wieder ab, die Hochwasserlage wird sich voraussichtlich zusehends entspannen.