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13.06.2019 | 15:49 | Unwetter-Bilanz 

Unwetter beschwert Berlin so viel Regen wie in einem Monat

Berlin - Mit den beiden schweren Gewittern am Mittwoch ist in Berlin mancherorts schon so viel Regen gefallen wie sonst in einem ganzen Monat.

Unwetter-Bilanz Juni 2019
Zwei Unwetter haben Berlin kurz hintereinander mächtig nass gemacht. Wieder schwappten Abwasser-Kanäle über. Lässt sich das verhindern? (c) proplanta
An der Messstelle der Freien Universität in Dahlem waren es seit Dienstag insgesamt rund 61 Liter pro Quadratmeter, berichtete Meteorologe Thomas Dümmel am Donnerstag. In Berlin gebe es bei den Regenmengen aber regional große Unterschiede, sagte Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe. So seien in Teilen von Grünau und Köpenick nur zwischen 1 und 3 Litern pro Quadratmeter gefallen.

An anderen Stellen habe die Kanalisation die Wassermassen jedoch nicht mehr fassen können, berichtete Natz. Denn es regnete mancherorts sogar mehr als es statistisch gesehen in 100 Jahren wahrscheinlich ist. Damit kam es auch zu Überläufen in die Spree und Berlins Kanäle.

So ergossen sich zum Beispiel am Radialsystem V im Stadtteil Friedrichshain rund 48.000 Kubikmeter Schmutzwasser in die Spree. Auch in den Spreekanal lief jede Menge Dreckwasser - insgesamt mehr als 45.000 Kubikmeter. Damit sinkt zeitweilig die Badewasser-Qualität - und der Flussbad-Pokal für Sonntag ist abgesagt.

Vermeiden ließen sich solche Überläufe kaum, sagte Natz. Denn die Berliner Innenstadt ist dicht bebaut. Damit seien viele Flächen, auf denen Regenwasser sonst versickern könne, versiegelt. «Wir können auch nicht unter jeder Straße einen Kanal im Ausmaß eines U-Bahn-Tunnels bauen», sagte Natz. Das sei bautechnisch kaum machbar und auch wenig wirtschaftlich.

Rund 300.000 Kubikmeter Stauraum in Rückhaltebecken und anderen unterirdischen «Parkgaragen» für Regenwassermassen ergänzen die Wasserbetriebe gerade, 245.000 Kubikmeter stehen schon bereit. Doch selbst das werde - gerade in Zeiten von Wohnungsmangel und mehr Neubauten - nur ausreichen, um den Status quo zu halten, sagte Natz.

Für die Zukunft sinnvoll sei ein besseres Regenwassermanagement wie es für Neubauten bereits vorgeschrieben sei - zum Beispiel Gründächer. Auch tiefergelegte Parks oder Sportplätze könnten in einer Großstadt Abhilfe schaffen. Sie wirkten nach Unwettern wie Polder.

Abwasser in Berlins Flüssen und Kanälen birgt jedes Mal die Gefahr eines Fischsterbens, da der Sauerstoffgehalt in den Gewässern zeitweilig sinkt. Es sei bislang aber ausgeblieben, sagte Derk Ehlert von der Senatsverwaltung für Umwelt am Donnerstag. Das liege vermutlich daran, dass es zuletzt wiederholt Regenfälle gab und organisches Material somit nicht auf einen Schlag in die Gewässer gespült wurde. In den vergangenen Jahren hatte es vor allem in den Innenstadt-Kanälen öfters größere Mengen toter Fische gegeben.

«Schwere Gewitter sind für den Frühsommer nicht außergewöhnlich», sagte Meteorologe Dümmel. Sehr typisch seien sie für Anfang Juli. Nun sei etwas früher als sonst feucht-warme Luft aus dem Mittelmeerraum in die Region gezogen und dort auf die kühlere Luft des Nordens gestoßen. Wenn solche Luftschichten aufeinanderträfen, knalle es.

«Der Boden hat das Regenwasser aber aufgesaugt wie ein Schwamm», sagte Dümmel. «Der verträgt noch einiges mehr.» Denn in Berlin gab es neben der langen Trockenheit im vergangenen Sommer auch einige zu trockene Winter- und Frühlingsmonate. Und nicht jeder Regentropfen kommt überhaupt in der Erde an. Bei Temperaturen über 30 Grad verdampfe auch viel.

Die Gewitter hatten in der Hauptstadt durch umgerissene Bäume, Blitzeinschläge und Wasserschäden zeitweise für Chaos gesorgt. Straßen waren gesperrt, Fernzüge mussten stehenbleiben. Die S-Bahn fuhr am Donnerstag auf einigen Strecken immer noch unregelmäßig. Insgesamt kam die Hauptstadt aber wohl glimpflich davon. Meldungen über Tote oder Schwerverletzte durch die Unwetter gab es bislang nicht.

Der Bezirk Mitte erfreute seine Bewohner am Donnerstag mit einer guten Nachricht: Das Grillverbot im Monbijoupark an der Spree sei aufgehoben. Denn Brandgefahr gebe es nach den Wolkenbrüchen erst einmal nicht mehr.
dpa/bb
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