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17.11.2018 | 09:01 | Brandschäden 
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Ursachen der verheerenden Brände in Kalifornien

Los Angeles / Paradise / Washington - In Kalifornien spielen sich seit Tagen dramatische Szenen ab. Große Gebiete des Bundesstaates stehen in Flammen. In Nordkalifornien wurde ein ganzer Ort ausradiert: Von dem Städtchen Paradise sind nur qualmende Ruinen übrig.

Waldbränden in Kalifornien
Klimawandel oder schlechtes Forstmanagement? Was führt zu den immer verheerenderen Waldbränden in Kalifornien? Es sind mehrere Faktoren - die in Zukunft wohl noch schlimmere Folgen haben werden. (c) Silver - fotolia.com
Dutzende Menschen kamen im Feuer ums Leben, Zehntausende mussten vor den Bränden fliehen, mehr als 8.000 Häuser brannten ab.

Wie kann es zu so einem Desaster kommen?

US-Präsident Donald Trump wollte sich am Samstag in Kalifornien selbst ein Bild von der Zerstörung machen. Schuldige hat er schon vor einigen Tagen ausgemacht: die Behörden in Kalifornien. Mit seiner Analyse steht er aber ziemlich alleine da. Fachleute machen den Klimawandel für verheerende Brände wie jene in Kalifornien mitverantwortlich. Und sie warnen vor noch schlimmeren Ausmaßen in der Zukunft.

Wem genau gibt Trump die Schuld?

«Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien außer dem schlechten Forstmanagement», schrieb der US-Präsident zwei Tage nach dem Ausbruch der Brände auf Twitter. Das «grobe Missmanagement» müsse sofort ein Ende haben, andernfalls gebe es «keine weiteren Zahlungen vom Bund». Der Aufschrei war groß.

Feuerwehrleute, Katastrophenschützer und Politiker in Kalifornien reagierten empört. Sie warfen Trump vor, seine Aussage sei falsch und komme noch dazu zur Unzeit.

Mit welchen Argumenten wird Trumps Vorwurf gekontert?

Kaliforniens Feuerwehrverband hält dagegen, die Brände entstünden und verbreiteten sich nicht nur in Forstgebieten. Zudem seien fast 60 Prozent der kalifornischen Wälder unter Bundeskontrolle und rund ein Drittel in privater Hand. Nicht Kalifornien, sondern die Bundesregierung selbst habe entschieden, der Forstverwaltung die Ressourcen so aus der Hand zu nehmen.

Wie erklären Experten die Entstehung der verheerenden Brände?

Fachleute sprechen von verschiedenen Faktoren. Über allem steht ihrer Auffassung nach der menschengemachte Klimawandel. Die Waldbrand-Expertin Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nennt eine Liste von Punkten, darunter die langjährige Dürre, verdorrte Vegetation und extreme Winde, die die Feuer in Kalifornien zusätzlich anfachen. «Natürliche Faktoren und vom Menschen verursachte globale Erwärmungseffekte spielen hier verheerend zusammen», sagt sie.

Der kalifornische Feuerexperte Kurt Henke, langjähriger Feuerwehrchef im Bezirk Sacramento, verweist auf die 129 Millionen abgestorbenen Bäume in kalifornischen Wäldern als Folge von extremer Trockenheit und Borkenkäferbefall. «Sie wirken wie Streichhölzer», sagt Henke. «Früher gab es alle sechs bis acht Jahre ein verheerendes Feuer, jetzt haben wir zwei bis vier Megabrände pro Jahr.»

Sieht Trump keinen Einfluss durch den Klimawandel?

Trump hat lange über die Experten-Warnungen vor dem Klimawandel gespottet. So schrieb er beispielsweise Ende 2013 auf Twitter: «Globale Erderwärmung ist ein totaler und sehr teurer Scherz!» Erst vor wenigen Wochen überraschte Trump mit einem - wenn auch halbherzigen - Kursschwenk in der Frage.

Im Oktober sagte er in einem Interview, er bestreite den Klimawandel nicht. Er zweifle aber an Analysen von Wissenschaftlern, wonach menschliches Handeln für die steigenden Temperaturen weltweit verantwortlich seien.

Wird das Risiko für schwere Waldbrände in Zukunft zunehmen?

Nach Expertenmeinung ja. Bei einem ungebremsten Klimawandel sei das unvermeidbar, sagt Thonicke. «Die globale Erwärmung und die damit steigenden Temperaturen erhöhen das Risiko von Dürren, die zu zerstörerischen Waldbränden mit beispiellosen Auswirkungen führen können.» Dies sei eine völlig neue Herausforderung für Feuerwehrleute, Politiker und die Bürger in Kalifornien und anderswo.

Auch der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, warnt, der fortschreitende Klimawandel werde die Lage in dem dürregeplagten Staat verschärfen. «Dies ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalität», sagte er kürzlich.

Haben schwere Brände in Kalifornien bereits zugenommen?

Die Brände haben größere Ausmaße angenommen. Früher sei ein Feuer auf einer Fläche von 20 Quadratkilometern schon eine große Sache gewesen, sagt US-Innenminister Ryan Zinke. Inzwischen gebe es gewaltige Brände von ganz anderer Dimension. Die aktuellen Brände haben sich auf einer Fläche von insgesamt fast 1.000 Quadratkilometern ausgebreitet. Die Zerstörung durch die Feuer hat beispiellose Ausmaße angenommen.

Und es sind bereits jetzt mehr Menschen in den Flammen ums Leben gekommen als je zuvor bei einem Feuer in dem Bundesstaat erfasst wurden. Die vom «Camp»-Feuer vernichtete Ortschaft Paradise lag mitten in einem Waldgebiet.

«In Kalifornien haben wir zwar strikte Brandschutzauflagen für Häuser, aber wir expandieren zu sehr in Regionen, wo die Feuergefahr sehr hoch ist», meint der Feuerexperte Kurt Henke. Mit fast 40 Millionen Einwohnern ist Kalifornien der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat.
dpa
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Kommentare 
löwenzahn schrieb am 23.11.2018 20:06 Uhrzustimmen(8) widersprechen(8)
Schaut euch die Bilder und Filme an! Bevor alles losging, versagte die Elektrik und die Leute bekamen Herzprobleme. Bäume blieben unversehrt stehen, verloren nur die Rinde oder verbrannten von innen wie bei einem Biltzschlag (=erhöhte Energie) Die Häuser wurden (wie 9/11) pulverisiert. Aber wenn einem nichts anderes einfällt und man weiter schlafen möchte, ist der "Klimawandel" schuld, der wehrt sich nicht gegen diese Beschuldigung.
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