Mit Heimat verbinden die Menschen in Deutschland heutzutage weniger Kultur und Vaterland, sondern eher Freunde, Familie und Geborgenheit.
Bei einer repräsentativen
Umfrage des Info-Meinungsforschungsinstituts im Auftrag des Bundesinnenministeriums nannten 39 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer auf die Frage, was für sie «Heimat» bedeute, ihr privates Umfeld. Geburtsort, Kindheit, Jugend und die eigenen «Wurzeln» spielen demnach für 35 Prozent der Ostdeutschen und 26 Prozent der Westdeutschen eine wichtige Rolle.
Rund 85 Prozent der Bevölkerung halten den Begriff «Heimat» laut Umfrage für wichtig. Für die meisten von ihnen ist das Wort positiv besetzt. Europa wird zwar von der überwiegenden Mehrheit der Befragten auch als «Heimat» empfunden, jedoch deutlich seltener als Deutschland oder der eigene Wohnort. Nur etwa fünf Prozent der Menschen seien «Heimatungebundene», stellten die Meinungsforscher fest. Angehörige dieser Gruppe fühlten sich in erster Linie europäisch.
Auf die Frage, was ihr «Heimatgefühl» in Gefahr bringen könnte, gaben Männer und Frauen teilweise sehr unterschiedliche Antworten. Während Frauen am häufigsten Krieg, Terror, Gewalt und den Verlust des sozialen Umfelds nannten, spielten für Männer eher eine «hohe Zuwanderung» und politische Entwicklungen eine wichtige Rolle.
Die CSU hatte in den Koalitionsverhandlungen mit
CDU und
SPD durchgesetzt, dass das von ihrem Parteivorsitzenden Horst
Seehofer geleitete Innenministerium auch für Bau und «Heimat» zuständig sein sollte. Seehofer erzählt gern, dass einige Kommentatoren ihn und seine Partei dafür belächelt oder als rückwärtsgewandt bezeichnet hätten. Dabei habe er als Ministerpräsident von Bayern einst erlebt, wie man «abgehängte Regionen» durch kluge Strukturpolitik beleben könne.
Was Seehofer zur Zeit mindestens genauso nervt sind die ständigen Fragen, wie lange er wohl noch Minister sein wird. Unschön ist diese ungewisse Situation, die sich nach dem Stimmenverlust der CSU bei der bayerischen Landtagswahl im Oktober zugespitzt hat, sicher auch für die Mitarbeiter in der gerade erst neu geschaffenen «Heimat»-Abteilung des Ministeriums. Einige der 150 Stellen wurden dort erst in den vergangenen Wochen besetzt.
Zu den Aufgaben dieser Abteilung gehört auch die Begleitung der vom Bundeskabinett eingesetzten Kommission «Gleichwertige Lebensverhältnisse», der Seehofer vorsteht. Sie soll Vorschläge für eine gerechtere
Verteilung von Ressourcen für alle Menschen in Deutschland erarbeiten. Co-Vorsitzende sind Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Eingebunden sind auch die Länder.
Der Vorsitzende der Linke-Fraktion, Dietmar Bartsch, sagte am Mittwoch im Bundestag: «Eine Kommission, der
Horst Seehofer vorsteht, das ist eine Kommission, die man nicht mehr ernstnehmen kann.» Er betonte, «dass es vielen Menschen in unserem reichen Land schlecht geht». Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte, Seehofer sei ein «Minister auf Abruf».
Armutsgefährdung ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich verteilt und keineswegs nur ein Ost-Problem. Emscher-Lippe in Nordrhein-Westfalen war laut Daten der statistischen Ämter von Bund und Ländern im vergangenen Jahr mit 24,6 Prozent die Region mit der höchsten Armutsgefährdungsquote, gefolgt von der Altmark in Sachsen-Anhalt mit 24 Prozent. München hatte mit 8,5 Prozent die geringste Quote an von Armut gefährdeten Menschen. Auf dem zweiten Platz lag die Region Bodensee-Oberschwaben mit 9,1 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein Süd mit 9,3 Prozent.
Die Werte sind die Armutsgefährdungsquoten nach Raumordnungsregionen und geben den Anteil der Menschen mit einem Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung an. Zwar führt die entsprechende Tabelle auch Bremerhaven mit einer Armutsgefährdungsquote von 28,4 Prozent an, aber hier gilt wie in Bremen und Niedersachsen insgesamt eine andere Regionen-Einteilung. Die Schwelle der Armutsgefährdung lag 2017 bei 999 Euro für einen Einpersonenhaushalt.