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08.03.2011 | 11:47 | Geschäftsjahr 2010 

AGRAVIS: 2010 Marktchancen genutzt

Hannover / Münster - „Das Agrargeschäft hatte ein lebhaftes zweites Halbjahr 2010 und hat die Finanz- und Wirtschaftskrise hinter sich gelassen. Diese Situation konnte die AGRAVIS-Gruppe nutzen.“

Agravis
(c) Agravis
Vorstandschef Dr. Clemens Große Frie zieht mit dieser Beschreibung einen Strich unter ein  „starkes Geschäftsjahr 2010“. „Wir haben im abgelaufenen Jahr unsere Position im Markt weiter festigen können. Das spiegelt sich in Umsatz und Ergebnis wider.“ Das Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Münster und Hannover hat mit über 5,4 Mrd. Euro Umsatz zum zweiten Mal die 5 Mrd. Euro-Linie übersprungen und 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt.

Das Ergebnis vor Steuern konnte das Unternehmen ebenfalls ausbauen und erreichte mit 29,2 Mio. Euro - plus 25 Prozent gegenüber Vorjahr - „ein ordentliches Resultat“, was Große Frie feststellen lässt: „Wir wachsen weiter.“

Insgesamt trage das Ergebnis dazu bei, die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken. „Wir konnten in den vergangenen Jahren unser Eigenkapital auf 270,5 Mio. Euro steigern. Gute operative Ergebnisse und von Aktionären in Anspruch genommene Kapitalerhöhungen lassen das Unternehmen weiter an Stabilität gewinnen.“

Aber: „Die aktuellen Themen, die die gesamte Branche belasten, sind unerwartete Begleiter zu Jahresbeginn 2011. Dabei geht es nicht nur um Schnee und Eis, sondern vor allem um Dioxin und die Preisrallyes an den Börsen. Weizen und Raps rauf und runter, Schweinepreise runter und rauf, Dünger- und Energiekurse steigend. Das ist eine Situation, die die Perspektive 2011 beeinflussen kann“, so der AGRAVIS-Chef.


2010: „Marktposition verbessert“

Das abgelaufene Geschäftsjahr war in der AGRAVIS-Gruppe von unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Geschäftsbereichen geprägt. Das Segment Pflanzen (Düngemittel, Saatgut, Pflanzenschutz und Agrarerzeugnisse) war geprägt von einem scharfen Wettbewerb. „Am Ende hat die Landwirtschaft beispielsweise von den Preiskämpfen auf Händlerseite im Pflanzenschutz profitiert“, sieht Große Frie auch aktuell noch kein Ende des harten Wettbewerbs. Im Düngemittelgeschäft ist es nach den starken Preisschwankungen gelungen, die Marktanteile zu festigen und den Umsatz - ausschließlich auf Grund der Weltmarktpreise - auszubauen. „Und die Preise steigen weiter. Nebenbei: 2008 gab es bei ähnlichen Szenarien anschließend einen krassen Absturz“, erinnert der AGRAVIS-Chef.

Das Saatgutgeschäft lebt von der Aktualität - und ist damit auch von Rohstoffpreisen getrieben. Sind die Aussichten für Mais und Getreide gut, geht das zu Lasten anderer Kulturen. „Das haben wir in den Absatzzahlen gemerkt - unser Saatgutgeschäft bewegt sich nach wie vor auf einem guten Niveau.“

Volatile Märkte sind Herausforderungen, aber auch Chancen für den Handel mit Getreide und Ölsaaten. Hier zeigten sich gerade in der zweiten Jahreshälfte 2010 die Handelsstärke und das Know-how der AGRAVIS. „Wir haben rund sieben Mio. Tonnen Getreide und Ölsaaten gehandelt - in schwierigem Umfeld. Hier haben wir die Marktchancen genutzt.“ Insgesamt konnte die AGRAVIS im Segment Pflanzen das Umsatzziel mit 2,11 Mrd. Euro (plus 11 Prozent) erreichen.

Das Geschäft im Bereich Tiere (Futtermittel und Futtermittel-Spezialprodukte) war im gesamten Geschäftsverlauf positiv. „Wir konnten unsere Marktposition verbessern. Die Übernahme der Hamburger Leistungsfutter (HL) und weitere Vertriebskooperationen wirkten sich positiv aus. Das Mischfuttergeschäft lief auf hohem Nachfrageniveau. Zudem bringt die Übernahme der weiteren 50 Prozent an der aniMedica-Gruppe (Herstellern von Veterinärarzneimitteln) - von der BayWa AG übernommen - zusätzlich positive Effekte.“

Allerdings, so Große Frie, sei im Moment nur schwer abzuschätzen, wie sich der Dioxin-Skandal langfristig weiter auswirke. „Wir spüren den Druck der Politik und Verbraucher nach noch weitergehenden, aber auch aufwändigeren Kontrollen. Wir spüren den Markt, der aufgrund steigender Rohstoffpreise Preisanpassungen verlangt. Wir spüren aber auch die Landwirtschaft, die für Schweine und Zuchtsauen keine nachhaltig guten Preise erzielen kann.“ Das alles wirke sich aus. 2010 sei im Segment Tiere erfolgreich gelaufen - bei einem Produktumsatz von 1,12 Mrd. Euro erkennbar über Vorjahr (plus 12 Prozent).

Das Technik-Geschäft war 2010 zunächst von starker Investitionszurückhaltung geprägt. Die Hersteller mussten Einbußen - teilweise zweistellig - verkraften, der Markt war generell rückläufig. Für die AGRAVIS Technik-Gruppe mit ihren 14 regionalen Gesellschaften im AGRAVIS-Arbeitsgebiet und in Polen ist das abgelaufene Geschäftsjahr nach einem starken zweiten Halbjahr umsatzmäßig am Ende 2010 zufriedenstellend verlaufen. Die Werkstattauslastung war bis in den Dezember hinein ausgesprochen hoch. „Das Ergebnis hat nach einem schwachen ersten Halbjahr die Erwartungen knapp erfüllt und tendiert mit einem Produktumsatz von 602 Mio. Euro und einem Plus von 2 Prozent auf Vorjahresniveau“, verdeutlicht der AGRAVIS-Vorstandsvorsitzende.

Die Bereiche Bauservice (Produktumsatz: 119 Mio. Euro, minus 8 Prozent) und Märkte (Produktumsatz: 133 Mio. Euro) sind stark von der Konjunkturlage abhängig. „Das Baugeschäft ist seit Jahren schwierig - darauf haben wir uns planerisch eingestellt und unsere Zahlen erreicht. Mit positiver Tendenz verlief zum wiederholten Mal das Geschäft in und für unsere Raiffeisen-Märkte - abgeschlossen mit einem Umsatzplus von 7 Prozent“, wie Große Frie beschreibt.

Der Energie-Bereich - ein Schwergewicht im AGRAVIS-Umsatzportfolio - gewann 2010 weiter an Fahrt. Hier wirkten sich neben allgemeinen Preissteigerungen und einer gestiegenen Nachfrage nach Brennstoffen insbesondere höhere Absätze im Schmierstoffbereich positiv aus. Zusätzlich wirkt sich in diesem Bereich eine erkennbar wachsende Zusammenarbeit mit den Genossenschaften aus und ermöglicht die Bündelung von Geschäftsaktivitäten beispielsweise im Zuge von Gemeinschaftsunternehmen - wie die Raiffeisen Gas GmbH oder die Raiffeisen Bio-Brennstoffe GmbH. „Wir sehen hier auch weiteres Wachstum“, so der AGRAVIS-Chef. Für 2010 lag der Produktumsatz bei 1,32 Mrd. Euro (plus 12 Prozent)

Möglichkeiten sieht Große Frie künftig bei dem neu eingeführten Produkt- und Dienstleistungskonzept „TerraVis“, mit dem die AGRAVIS seit November 2010 das Geschäft rund um die Thematik Biogas angeht. Hier bündelt die AGRAVIS alle Aktivitäten im Bereich der Energieerzeugung aus Biomasse und stellt 
 
Biogas-Anlagenbetreibern, landwirtschaftlichen Substratproduzenten und Interessierten ein umfangreiches Angebot über die gesamte Biogas-Prozesskette zur Verfügung: Von der Biomasse-Produktion und Substratbeschaffung über die Substratlagerung, Prozessoptimierung und Gärrest-Verwertung bis hin zur Technik und Wartung. „Das Geschäft läuft an - unsere Dienstleistungen werden nachgefragt und wir sind mit unseren Produkten und Konzepten im Markt angekommen.“


Dividendenvorschlag von 5,7 Prozent

Finanzvorstand Johannes Schulte-Althoff unterstrich beim Blick auf die Bilanz-Kennzahlen, dass 2010 durch ein gutes Finanzergebnis geprägt war. „Leicht steigende Zinsen in 2011 werden es schwieriger machen“. Nichtsdestotrotz habe die AGRAVIS-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr weiter an Stabilität gewonnen, was sich in der Stärkung des Eigenkapitals ausdrückt. „Seit 2004 haben wir rund 100 Mio. Euro zugelegt“, macht Schulte-Althoff deutlich.

Die erreichten Umsatz- und Ergebniszahlen für 2010 ermöglichen es Aufsichtsrat und Vorstand, der Hauptversammlung am 10. Mai 2011 einen Dividendenvorschlag von insgesamt 5,7 Prozent zu unterbreiten. „Ein Wert, der den Vergleich zu Unternehmen am Kapitalmarkt nicht scheuen muss“, wie Große Frie meint.

Für 2011 geht der AGRAVIS-Chef mit „Optimismus und großer Aufmerksamkeit“ ans Werk. „Wir haben weiteres Wachstum geplant – auch wenn die aktuelle Lage den Start etwas verlangsamt. Wir stehen jedoch zu unseren Planungen und erwarten einen Umsatz von 5,5 Mrd. Euro bei einem Ergebnis klar oberhalb der 30 Mio. Euro“. (agravis)
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