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28.06.2015 | 06:06 | Übernahmeangebot für K+S 

Mega-Fusion am Kalimarkt möglich

Kassel / Saskatoon - Der Kalimarkt ist etwas für Spezialisten. Wenige weltweit agierende Großkonzerne machen den nun wieder stetig wachsenden Kuchen unter sich aus.

Düngebranche
Mit K+S würde der letzte Rohstoffwert aus dem Dax verschwinden - falls der Kasseler Konzern vom kanadischen Konkurrenten Potash geschluckt wird. Doch lohnt sich die mögliche Übernahme? Experten sind sich uneins. (c) proplanta
Erst vor zwei Jahren wurde der Markt durch die Aufkündigung eines Exportbündnisses in Russland ordentlich durcheinandergewirbelt - nun könnte eine Mega-Fusion zu größeren Umwälzungen führen.

Im Mittelpunkt steht der Kasseler Kali- und Salz-Hersteller K+S, den der kanadische Konkurrent Potash übernehmen will. K+S ist der einzige Rohstoffwert im Dax - mit einer Übernahme durch Potash ginge die Ära der deutschen Rohstoffproduktion im Leitindex zu Ende.

Mit der geplanten, freundlichen Übernahme will Potash wieder zum weltweit größten Kaliproduzenten aufsteigen. Branchenexperten sind sich aber uneins über die Folgen eines milliardenschweren Zusammenschlusses. So hält der Analyst Brian MacArthur von der Schweizer Investmentbank UBS eine Fusion - unter den passenden Bedingungen - strategisch für sinnvoll. Es würden sowohl im operativen Geschäft Synergien winken als auch bei der Logistik und in der Vermarktung, erklärt der Experte.

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) kündigte an, sich für den Erhalt der bisherigen Standorte einzusetzen: «Tausende von Arbeitsplätzen im hessischen Kali- und Salzabbau und die wirtschaftliche Stärke einer ganzen Region dürfen nicht gefährdet werden», sagte er. Es liege im Interesse des Landes, «dass K+S ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Hessen bleibt». Er werde die Entwicklung weiter genau verfolgen und auch die Bundeskanzlerin darüber unterrichten, sagte er.

Potenziellen Käufern käme die Aktionärsstruktur zugute, meint Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin «Index-Radar». Gut 88 Prozent der Papiere befinden sich im Streubesitz.

Für Thorsten Strauß von der NordLB macht eine Übernahme aber strategisch wenig Sinn. Bei früheren Spekulationen habe es immer geheißen, dass das Salzgeschäft von K+S für Interessenten aus der Düngerbranche uninteressant wäre, schreibt der Experte in einer Studie vom Freitag. Dies würde auf eine Zerschlagung von K+S hinauslaufen - und die wäre aufwendig. K+S ist weltgrößter Salzhersteller, Potash in dem Bereich bislang nicht vertreten.

Nach Informationen aus Branchenkreisen dürfte K+S das Angebot wohl ablehnen. Der in den Medien spekulierte Preis von mehr als 40 Euro je K+S-Aktie - hochgerechnet rund 7,6 Milliarden Euro, nimmt man den Aktienstand vom Ende 2014 - wäre zu niedrig, betont Analyst Michael Schäfer von der Investmentbank Equinet in einer aktuellen Studie. Ein Gebot in dieser Höhe würde den Wandel des Geschäftsbereichs Kali- und Magnesiumprodukte hin zu Wachstum bei niedrigen Kosten nicht ausreichend widerspiegeln. Außerdem sei K+S weltweit gut aufgestellt.

Auch das Unternehmen selbst hält den Preis Branchenkreisen zufolge angesichts der eigenen Wachstumsperspektiven und vor allem wegen seines Kali-Projekts «Legacy» in Kanada für zu niedrig. Das neue 4,1 Milliarden kanadische Dollar (rund 3,0 Milliarden Euro) teure Kaliwerk ist sozusagen die Lebensversicherung von K+S und soll im Sommer 2016 in Betrieb gehen. Zudem ist unklar, was bei einer Übernahme aus den Standorten im hessisch-thüringischen Kalirevier wird. Dort reichen die Rohstoffe wohl noch etwa 45 Jahre.

Es ist nicht der erste Übernahmeversuch der Kanadier: Bereits 1996 zeigten sie Interesse - und scheiterten am Kartellrecht. Der neue Anlauf könnte nun auch der Versuch sein, sich selbst gegen Übernahmen zu sichern. Denn wie eng es auf dem Kalimarkt zugeht, zeigt sich auch daran, dass Potash selbst schon zum Ziel wurde. 2010 war der britisch-australische Konzern BHP Billiton stark interessiert. Die kanadische Regierung legte ihr Veto ein - aus nationalem Interesse.

Nun nimmt Potash also einen neuen Anlauf beim deutschen Konkurrenten. Der hat eine Talsohle hinter sich: Wegen der Turbulenzen am Kalimarkt im Sommer 2013 hielten sich Kunden zurück, die K+S-Aktie sackte zwischenzeitlich um 40 Prozent ab, Gewinn und Umsatz gingen stark zurück. Die Preise gerieten unter Druck. Schon damals war über K+S als Übernahmekandidat spekuliert worden. (dpa)
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