Nach dem Bonbonhersteller Vivil verlangt jetzt Katjes Schadensersatz in Millionenhöhe. Einige Fragen und Antworten zum Verfahren:
Warum haben die Hersteller von Lebensmitteln Südzucker verklagt?
Südzucker soll mit den anderen Zuckerproduzenten ein Kartell gebildet haben. Weil die Preise in einem Kartell meist höher liegen als im freien Wettbewerb, befürchten die Süßwaren-Unternehmen, beim Einkauf zu viel Geld für den Rohstoff Zucker in ihren Produkten gezahlt zu haben. Solche Absprachen sind auch deshalb verboten, weil sie am Ende zu höheren Endpreisen für die Verbraucher führen können.
Um welche Größenordnungen geht es?Vivil verlangt 1,3 Millionen Euro, Katjes insgesamt rund 37 Millionen Euro, und wenn die Klage von
Nestlé verhandelt wird, stehen 50 Millionen Euro im Raum. Die Summen setzen sich aus Entschädigungen plus Zinsen und Kosten zusammen. Nach aktuellen Informationen sollen alleine vor dem Landgericht Karlsruhe 21 Fälle verhandelt werden, weitere in Hannover und Köln.
Was war das für ein Kartell?Aus Sicht des Bundeskartellamts haben sich Südzucker,
Nordzucker sowie Pfeifer & Langen (Diamant-Zucker) über Jahre hinweg bis 2009 über Verkaufsgebiete, Quoten und Preise abgesprochen. Das ist verboten. Die Behörde brummte den Unternehmen daher hohe Bußgelder auf. Südzucker musste mit 195,5 Millionen Euro die höchste Einzelstrafe zahlen, insgesamt waren es 280 Millionen Euro.
Wo liegen die Schwierigkeiten der Prozesse?
Wer Schadenersatz haben will, muss auch einen Schaden nachweisen. Südzucker bestreitet, dass Hersteller oder Verbraucher überhaupt einen Schaden erlitten hätten. Der Vorsitzende Richter Andreas Voß wies darauf hin, dass der Zuckermarkt durch Quoten und Schutzzölle der EU stark reguliert sei und es daher gar keinen echten Wettbewerb gebe. Die Streitparteien hätten gegenteilig lautende Gutachten eingereicht. Katjes geht aber schon vom Anscheinsbeweis aus. Das heißt: Aller Erfahrung nach führe eine Kartellbildung zu überhöhten Preisen. Die Gegenseite bestreitet das.