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23.06.2009 | 15:41 | Welthunger  

Mehr als eine Mrd. Menschen hungert

Rom/Wien - Nach dem jüngsten Bericht der Welternährungsorganisation FAO hungern weltweit 1,02 Mrd. Menschen tagtäglich.

Armut
c) Udo Kroener - fotolia.com
Damit ist der Welthunger auf einem historischen Höchstwert, kommt die FAO http://www.fao.org zum Schluss. Die jüngste Zunahme des Hungers sei nicht auf schlechte Ernten zurückzuführen, sondern ist ein Ergebnis der weltweiten Wirtschaftskrise. Diese habe zu niedrigeren Einkommen und vermehrter Arbeitslosigkeit geführt, so die FAO. "Der gefährliche Mix der globalen wirtschaftlichen Entwicklung und den extrem hohen Lebensmittelpreisen in vielen Ländern, haben mehr als 100 Mio. Menschen zusätzlich hungrig und arm gemacht", so FAO-Generaldirektor Jacques Diouf.

Diese stille Hungersnot, die ein Sechstel aller Menschen der Erde betrifft, gefährde den Weltfrieden und die Weltsicherheit. Dringendes Handeln sei angesagt, um diese Not rasch und effektiv zu lindern. "Arme Länder müssen die Werkzeuge zur Steigerung der wirtschaftlichen Entwicklung gegeben werden. Investitionen in der Landwirtschaft müssen erhöht werden, weil für die Mehrheit der armen Länder ein gesunder Agrarsektor essenziell für das Überleben ist. Zudem ist ein gesunder landwirtschaftlicher Sektor eine der Requisiten für ein generelles wirtschaftliches Wachstum."

Die meisten Hungerleidenden sind Kleinbauern in Entwicklungsländern. "Ihnen kommt eine besonders wesentliche Rolle zu - einerseits als Eigenversorger, andererseits als Garant zur Nahrungsmittelsicherheit und zum wirtschaftlichen Wachstum", meint Kanayo Nwanze, Präsident des International Fund for Agricultural Development IFAD http://www.ifad.org. Wesentlich sei daher der Zugang zu Saatgut und zu Düngemitteln seitens der Kleinbauern.

"Für Entwicklungsländer gibt es keine Zweifel daran, dass Investitionen in kleinstrukturierte Landwirtschaft die nachhaltigste Methode ist", so Nwanze. Das bestätigt auch der Humanökologe Peter Weish von der Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at gegenüber pressetext. "Der Ausweg aus dieser Krise ist nur in einer vielfältig, lokal angepassten kleinräumigen Form der Landwirtschaft möglich. Diese ist in der Lage, im Einklang mit biologischer und kultureller Vielfalt die Ernährungsbasis der Menschen zu sichern."

Ein Grund, warum Weish auch Gentechnik-Gegner ist, liege darin, dass mit Hilfe der Gentechnik in Händen von Agro- und Chemiekonzernen die Globalisierung der industriellen Landwirtschaft weiter beschleunigt und zukunftsfähige agrokulturelle Strukturen weltweit aus dem Feld geschlagen werden. Weltweit wächst die Einsicht, dass die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft nur auf dem Weg der Ökologisierung möglich ist. "Das bedeutet Wirtschaften mit der Natur, Schließen der Stoffkreisläufe, lokal angepasste kleinräumige Strukturen mit reicher Sortenvielfalt. Auf diesem Weg ist die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig möglich und es sind hohe Flächenerträge zu erzielen", so Weish.

In den Jahren 1980 bis 1995 sei der Kampf gegen den Hunger zwar langsam, aber erfolgreich verlaufen, kommt die FAO zum Schluss. Verschlechtert hat sich die Situation in den Jahren 1995 bis 1997 und 2004 bis 2006 in allen Regionen mit Ausnahme der Karibik und Lateinamerikas. In Asien und im Pazifik leiden 642 Mio. Menschen an Hunger, in Afrika südlich der Sahara 265 Mio., in Lateinamerika und der Karibik 53 Mio., im Nahen Osten und Nordafrika 42 Mio. und in entwickelten Staaten 15 Mio. Obwohl die Lebensmittelpreise in den vergangenen Monaten gesunken sind, lagen sie Ende 2008 generell um 24 Prozent höher als 2006. (pte)
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