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18.11.2009 | 12:27 | Ernährungsforschung 

Umfrage: Schulessen lässt zu wünschen übrig

Berlin - Zu wenig Gemüse, Obst und Fisch, zu viel Süßes - das Essen in Berlins Schulen lässt vielerorts zu wünschen übrig.

Schulessen
(c) proplanta
Eine Umfrage ergab zudem: Viele Schüler verschmähen das Schulessen, weil es ihnen zu teuer ist. «Bei den weiterführenden Schulen sehen wir einen hohen Informations- und Handlungsbedarf», sagte Werner Mall, Ernährungsexperte der AOK am Dienstag. Die Krankenkasse hatte gemeinsam mit dem Senat Angaben aus gut der Hälfte (431) der allgemeinbildenden Schulen Berlins ausgewertet - Ergebnis: Je älter die Schüler, desto seltener essen sie in der Schule. In den Klassen eins bis vier sind es noch fast drei Viertel, schon in den Klassen fünf und sechs aber nicht mal mehr ein Viertel, bei den Älteren teils nur noch 12 Prozent.

«Die Schulen sagen: Die Kosten sind möglicherweise der entscheidende Faktor», erklärte Michael Jäger von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung in der Bildungsverwaltung. «Man sollte sich Gedanken machen, wie man sicherstellt, dass alle Schüler unabhängig vom sozialen Status des Elternhauses teilnehmen können», empfahl Jäger. Er verwies darauf, dass der Senat in den Grundschulen das Essen bezuschusst.


Stundenlange Warmhaltezeiten

Ein Mittagessen in den Berliner Schulen kostet laut Umfrage zwischen 1,60 Euro und 4,20 Euro - im Durchschnitt an Grundschulen 2,04 Euro und 2,26 Euro an Gymnasien. Viele Schüler ziehen die elterliche Küche der Schule vor, andere schreckt der Geschmack des Schulessens ab, das meist länger als drei Stunden warm gehalten wird. Die Vernetzungsstelle will nun mit den Lieferfirmen diskutieren.

Die Initiatoren der Umfrage messen das Schulessen an den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung - und keine Berliner Schule erfüllt alle Vorgaben. «Es ist ein hoher Anspruch», räumt Jäger nach Auswertung von 215 Speiseplänen ein. «Aber es gibt dennoch Optimierungsbedarf.» Nur 39 Prozent der Schulen setzten ihren Schülern häufig genug Fisch vor, bei Gemüse als Rohkost sind es 20 Prozent. Vollkornprodukte gab es nirgends. Ganz schlecht schnitten Schulkioske ab: Dort dominierten Kuchen, Schokoriegel und Cola.


Zu wenig frisches Obst

Die Umfrage ergab auch, dass in Berlin nur 19 Prozent der Schulen täglich frisches Obst vorhalten. Beim EU-Programm für kostenloses Schulobst macht das Land dennoch nicht mit. Der Bundesrat hatte es im September beschlossen - der Senat zog nicht mit. Begründung damals: In Berlins Schulen werde genug Obst angeboten. Für Erhard Laube von der Senatsbildungsverwaltung ist die Studie ein Erfolgsbeleg. Innerhalb weniger Jahre sei es gelungen, dass 98 Prozent der Grundschulen und 56 der weiterführenden Schulen ein warmes Mittagessen anbieten. Der Senat stehe nun vor einer neuen Herausforderung, weil die vom nächsten Schuljahr an neuen Sekundarschulen ganztags laufen sollen. «Das Ziel ist, dass jeder Schüler Zugang zu einem gesunden Essen hat.» (dpa/bb)
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