Einen Kompromissvorschlag der IWC-Präsidentschaft mit dem Verbot aller Exporte, dafür aber der begrenzten Zulassung von Fängen lehnt der isländische Walfang-Kommissar Tomas Heidar kategorisch ab. «Wir sind total gegen ein Verbot des internationalen Handels. So lange das auf dem Tisch ist, sind wir nicht zu Verhandlungen über die Begrenzung unserer Fänge bereit», sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch.
In der Vorwoche hatten Umwelt- und Tierschützer genau aus der entgegengesetzten Richtung den IWC-Vorschlag mit Kritik bombardiert. «Der Vorschlag ist eine Kapitulation vor den Walfangländern», meinte etwa die Sprecherin der Tierschutzorganisation Pro Wildlife, Sandra Altherr.
Mit der isländischen Reaktion zeichnet sich nun auch für die IWC- Jahrestagung im Juni im marokkanischen Agadir die Wiederholung des jährlichen und in der Grundfrage stets ergebnislosen Verhandlungsrituals bei den IWC-Treffen ab. Japan und Norwegen als die beiden anderen Walfangländer haben unterschiedlich reagiert: Während sich die Japaner vorsichtig positiv zum Kompromissvorschlag der IWC-Präsidentschaft äußerten, hieß es aus Oslo, man rechne mit keiner Einigung.
Nach den kategorischen Äußerungen aus Reykjavik dürfte die Wahrscheinlichkeit in diese Richtung gestiegen sein. Dabei haben die Isländer als Beitrittskandidat für die EU durchaus ein gesteigertes Interesse daran, den endlosen Streit über den Walfang aus der Welt zu bekommen. «Wenn wir eine Einigung in der IWC hinbekommen, würde das die Verhandlungen mit der EU leichter machen», sagte Heidar. Zu den kompromisswilligen Delegationen unter den 88 IWC-Mitgliedern zählt er auch die Berliner: «Deutschland scheint an einer Einigung innerhalb der IWC stark interessiert zu sein.»
Aber der Einigung steht nun der international heftig umstrittene Export von isländischem Finnwalfleisch im Weg. In EU-Ländern ist er komplett verboten und hat in den Niederlanden schon zum Stopp eines Containers auf dem Weg von Island nach Japan geführt. Dass das Fleisch in Fernost überhaupt nicht oder nur extrem schleppend Absatz findet, ficht die isländische Haltung nicht an, wonach es hier um eine «Frage des Prinzips» geht, wie Heidar meint. «Wir brauchen das Einkommen und die Jobs», sagt er weiter.
Vor Island werden seit 2006 wieder Finnwale und die kleineren Zwergwale gejagt, deren Bestände die Hausherren als nicht mehr gefährdet betrachten. Im Gegenteil: Die vielen Wale gelten für die Fischereiindustrie hier als gefräßige Konkurrenten bei der Jagd nach anderen Meeresbewohnern. (dpa)