Mehr als 100 Tage sind inzwischen vergangen, seit die Förderplattform „Deepwater Horizon“ im
Golf von Mexiko versank und die einzigartigen sensiblen Ökosysteme entlang der Südküste der USA in die Katstrophe riss.
„Die Entwarnung der US-Regierung kommt zu früh. Von Anfang an wurde von
BP darauf abgezielt, dass möglichst wenig mediale Bilder von Ölteppichen und verendeten Vögeln erzeugt werden. Dazu wurden Chemikalien, die das Öl auflösen, ins Wasser gekippt. Welche Auswirkungen diese Mittel auf die Flora und Fauna in der Region haben, ist unbekannt. Mehr als 1.000 Kilometer Küstenlinie sind verunreinigt, über 40.000 Menschen haben ihre Lebensgrundlage und Zehntausende Tiere ihr Leben verloren. Hier darf nichts beschönigt werden. Es wird Jahrzehnte dauern, bis sich das Ökosystem erholt hat“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff: „Das sieht leider sehr nach dem Versuch aus ‚aus den Augen aus dem Sinn‘ - das war genau die BP-Strategie zum massiven Einsatz der Dispersionsmittel. Das Öl hat sich dadurch in der gesamten Wassersäule verteilt. Das hat Tiergruppen in Mitleidenschaft gezogen, die sonst eventuell glimpflicher davongekommen wären: Phyto- und Zooplankton, aber auch die großen Planktonfresser wie Walhaie. Das abgesunkene Öl gefährdet jetzt die Lebensgemeinschaft am Meeresboden, also festsitzende Tiere wie Korallen, Nesseltiere, Muscheln, aber auch am Boden lebende Fische und Krebse.“
Dazu kommt, dass sich die ölabbauenden Bakterien, die für ihre Arbeit Sauerstoff verbrauchen, jetzt am Meeresboden konzentrieren, wo nur im Wasser gelöster Sauerstoff vorhanden ist und nichts aus der Atmosphäre nachkommt, anders als beim Abbau an der Wasseroberfläche. Dadurch kann es jetzt zu großflächigen Sauerstofflöchern und Massensterben am Meeresboden kommen. „So einen massiven Ölunfall hat es noch nie gegeben. Das ist eine Art riesiges, trauriges Freiluftexperiment“, so Detloff. (nabu)