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15.08.2010 | 01:04 | Klimaschutz 

Marktcheck: Fluggesellschaften berechnen bei Kompensation zu wenig Emissionen

Berlin - Ein Marktcheck des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) zur Kompensation von Flugreisen ergab, dass nur drei spezialisierte Dienstleister die Emissionen von Flügen richtig berechnen und auf die Qualität der CO2-Ausgleichsprojekte achten.

Flugzeug
(c) proplanta
Fluggesellschaften hingegen geben durchweg einen zu niedrigen CO2-Wert zur Kompensation an. Wer die CO2-Emissionen seines Urlaubs kompensieren möchte, sollte sich daher an die spezialisierten Kompensationsagenturen halten.

Für den Test wurden von Mai bis Juli 2010 die Internetportale von elf Fluggesellschaften, acht Kompensationsagenturen und vier Reiseveranstaltern vom Institut vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung (N.I.T.) untersucht. Ausschlaggebend für eine positive Bewertung waren vor allem die Berechnung der CO2-Emissionen, und dass die Kompensationszahlungen in wirksame Klimaschutzprojekte fließen. Neben der Benutzerfreundlichkeit des Online-Angebots wurde ebenfalls untersucht, ob die geförderten Projekte wirklich sinnvoll für den Klimaschutz sind und wie gut die Unternehmen ihre Kunden über Kompensation und die Projekte informieren.


Nur drei Anbieter uneingeschränkt empfehlenswert

Demnach sind lediglich die spezialisierten Unternehmen Atmosfair, MyClimate und GoClimate uneingeschränkt empfehlenswert. Sie erfüllen alle Qualitätsstandards und unterstützen beispielsweise ausschließlich Projekte, die mit dem Gold Standard zertifiziert sind. Der Gold Standard ist ein Qualitätsstandard für CO2-Kompensationsprojekte, der sicherstellt, dass die Projekte den derzeit höchsten Ansprüchen gemäß dem "Clean Development Mechanism" entsprechen. Da die Online-Reiseportale Opodo, Lastminute und Ebookers mit Atmosfair zusammenarbeiten, können sie hinsichtlich der Projektqualität ebenfalls empfohlen werden. Die Kompensationsangebote der Fluggesellschaften dagegen fielen bei den Tests durch.


Voraussetzung: Richtige Emissionsberechnung

Um eine angemessene Kompensation für eine Flugreise zu erreichen, ist eine realistische Berechnung der CO2-Emissionen Bedingung. Dazu gehören mindestens die Angabe der Flugdistanz, der Zwischenlandungen und des RFI-Faktors, der den erhöhten Treibhauseffekt durch die großen Flughöhen berücksichtigt. Besonders auffallend war, dass viele der Fluggesellschaften diesen Faktor bei der Berechnung der Treibhausgase nicht berücksichtigten oder keine Auskunft dazu gaben. Insgesamt scheiterte fast jeder zehnte Kompensationsversuch, weil die Online-Rechner Verbindungen oder Flughäfen, darunter große Drehkreuze wie Frankfurt oder München, nicht kannten.


Benutzerfreundlichkeit des Online-Angebots

Auch bei der Benutzerfreundlichkeit des Angebots zeigen die Fluggesellschaften deutliche Mängel. Das Kompensationsangebot ist meist nicht in den Buchungsablauf integriert, sondern muss über einen separaten Kooperationspartner online aufgerufen werden. Bei den Reiseveranstaltern sind die Kompensationsangebote ebenfalls unzureichend eingebunden. Beispielsweise kommt man bei Lastminute.de nur über einen speziellen Link auf der Startseite zum Kompensationsangebot. Bei Opodo.de wird erst mit der Buchungsbestätigung eine Möglichkeit zur Kompensation angeboten.

Die Ergebnisse des Tests sowie weitere Informationen zur Kompensation von CO2-Emissionen finden Sie unter www.verbraucherfuersklima.de.

Bei den CO2-Angaben handelt es sich um CO2-Äquivalentwerte. Zum besseren Vergleich wird die Wirkung aller Treibhausgase auf das Klima in CO2 umgerechnet.

für mich. für dich. fürs klima. ist ein Bündnis des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) mit den 16 Verbraucherzentralen, dem Deutschen Mieterbund (DMB), der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem VerbraucherService (VS) im Katholischen Deutschen Frauenbund und Germanwatch. (vzbv)
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