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02.04.2011 | 07:00 | Schalenwild 

Schalenwildproblematik im Wirtschafts-Wald gemeinsam loesen

Bonn - In weiten Teilen unserer heimischen Wirtschaftswälder gefährden hohe Schalenwildbestände die natürliche, meist gemischte Verjüngung des Waldes.

Hirsch
Dies ist die Quintessenz eines zwischenzeitlich in Buchform veröffentlichten Gutachtens im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) und der Hatzfeldt-Wildenburg´schen Verwaltung. Die Ergebnisse des Gutachtens wurden bereits in 2010 vorgestellt. Das jetzt erschienene Buch aktualisiert die Erkenntnisse und ergänzt weitere wichtige Studien. „Hier wird ganz deutlich, dass die vielerorts überhöhten Schalenwildbestände weder ökologisch noch ökonomisch akzeptabel sind", erklärte BfN-Präsidentin, Prof. Beate Jessel.

Die Organisationen fordern nun Initiativen auf Bundes- und Länderebene, die darauf abzielen, bestehende Konflikte zwischen Waldeigentum, Jägerschaft und Naturschutz rasch und dauerhaft zu lösen. „Jagdrecht ist und bleibt Eigentumsrecht", unterstreicht DFWR-Präsident Georg Schirmbeck, MdB. „Die Probleme lassen sich nur in einem vertrauensvollen Miteinander lösen. Die anstehenden Gespräche mit der Jägerschaft müssen nun zu Ergebnissen führen, die vor Ort wirken und uns in der Sache tatsächlich weiter bringen."

Mischwälder sind deutlich stabiler gegenüber den Konsequenzen des Klimawandels als Reinbestände. Durch Wildverbiss wird der laufende Umbau von Reinbeständen in naturnahe Mischwälder und somit der von Naturschutz- und Forstseite gewünschte und mit öffentlichen Mitteln in Millionenhöhe geförderte Aufbau von Laubmischwäldern gefährdet und oftmals unmöglich gemacht. Bei überhöhten Wilddichten werden dabei die jungen Pflänzchen der jeweils selteneren Baumarten unabhängig von den jeweiligen Waldstrukturen stark verbissen. „Ein naturnaher Waldbau kann nur bei entsprechend angepassten Schalenwilddichten gelingen", erläuterte der ANW-Vorsitzende Hans von der Goltz.

In das Gutachten wurden unter anderem die Ergebnisse bislang nicht zitierter Studien eingearbeitet. Neben den rechtlichen Vorgaben wird in der Buchform ausdrücklich auch auf die sich aus der Zertifizierung von Wäldern ergebenden Verpflichtungen der Waldbesitzer für eine Waldverjüngung ohne Schutzmaßnahmen hingewiesen.

„Dort, wo die Probleme bestehen, müssen sie gemeinschaftlich angegangen werden. Die im Gutachten zusammengestellten Erkenntnisse und Empfehlungen sollen zu einem Umdenken und der konkreten Problemlösung beitragen", erklärten die Organisationen unisono. (BfN)
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