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24.05.2011 | 08:00 | EHEC-Seuche 

Gefährlicher EHEC-Keim - Experten suchen fieberhaft nach Ursache

Berlin - Während die Experten verzweifelt nach dem Grund der EHEC-Seuche suchen, breitet sich der lebensgefährliche Darmkeim in Deutschland immer weiter aus.

Enterohämorrhagische Escherichia coli
Enterohämorrhagische Escherichia coli (c) Niedersächsisches Gesundheitsamt
Die Behörden haben bereits mehr als 300 bestätigte Erkrankungen oder Verdachtsfälle registriert - vor allem im Norden. Aber auch in anderen Bundesländern taucht der Erreger auf. In der Nacht zu Dienstag wurden zunächst keine weiteren Fälle bekannt.

Bis Montagabend kämpften mehrere Infizierte um ihr Leben. Einer dpa-Unfrage zufolge haben die Gesundheitsbehörden mindestens 140 Fälle registriert, darunter mehr als 40 besonders schwere. Tendenz ist steigend: Mehr als 160 Verdachtsfälle müssen noch geprüft werden.

Nach Angaben der ärztlichen Leiterin des Hamburger Großlabors Medilys, Susanne Huggett, dauert der Befund rund 36 Stunden. «Deshalb gibt es gegenwärtig viele Verdachtsfälle aber noch kein verlässliches Bild der tatsächlichen Gesamtlage.» Untersuchungen von Proben hätten ergeben, dass es sich um einen teils antibiotikaresistenten Bakterienstamm handele. Solche EHEC-Stämme seien bislang unbekannt.

Der Auslöser für die Seuche blieb zunächst unklar. Im Verdacht steht ungewaschenes Gemüse. Die Angaben der Betroffenen lassen dem Hamburger Instituts für Hygiene und Umwelt zufolge vermuten, dass die Produkte wie Rohmilch, Frischkäse und Rindfleisch ausscheiden. Der Erreger kann auch durch das Gülle-Düngen von Obst und Gemüse in den Nahrungskreislauf gelangt sein. Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge ist die Infektionsquelle möglicherweise noch aktiv.

Betroffen sind überwiegend erwachsene Frauen. «Das legt nahe, dass vor allem Frauen Zugang zur Infektionsquelle haben», sagte der Präsident des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes, Matthias Pulz. «Das Lebensmittel muss sich irgendwo im Handel befinden.»

Die mehr als 40 schweren Verläufe litten unter dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), das von dem Darmbakterium verursacht wird. So kann es zu Nierenversagen oder Blutarmut kommen.

Die EHEC-Erkrankungen, die auch von blutigen Durchfällen begleitet seien, häufen sich seit der zweiten Maiwoche. Laut RKI treten weiterhin ständig neue Fälle auf. In Niedersachsen und Bremen waren 69 Patienten mit teils lebensgefährlichem Verlauf bekannt. In Hamburg liegt die Zahl bei 40 bestätigten Fällen; Huggett zufolge gibt es rund 50. In Schleswig-Holstein lagen 90 Verdachtsfälle vor, davon 13 mit schwerem Verlauf. In Hessen erkrankten bislang 25 Menschen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und im Saarland gibt es Erkrankte und Verdachtsfälle.

EHEC-Erreger sind Stämme der Escherichia coli-Bakterien. Sie leben vor allem im Darm von Wiederkäuern und können über unerhitzte Lebensmittel übertragen werden. Auch eine Übertragung über Menschen ist bei mangelnder Hygiene möglich. Die Keime treten in Deutschland immer wieder auf. Das RKI hat seit 2001 bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 Erkrankungen registriert - oft mit leichterem Verlauf. (dpa)
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