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01.01.2013 | 07:00 | Exotischer Genuss 

Kaffeebohnen aus Elefantendung

Chiang Saen - Für wahre Feinschmecker ist nichts zu absonderlich: In Thailand kann man seinen Kaffee quasi vorverdaut genießen. Bohnen der Marke «Black Ivory Coffee» sind alle schon Mal durch einen Elefanten gewandert.

Kaffeebohnen
(c) proplanta
Im Verdauungstrakt der Dickhäuter soll er seinen einzigartigen Geschmack bekommen. Umgerechnet 34 Euro hat Nuttall für die Portion Kaffee bezahlt. 

25 Elefanten in Chiang Saen fressen die Kaffeefrüchte und scheiden die Bohnen unverdaut wieder aus, erklärt der kanadische Firmengründer Blake Dinkin der Nachrichtenagentur dpa. Ihre Magen-Enzyme zerkleinern Proteine und schaffen so das besondere Aroma, meint er. Diese Art der Kaffeeherstellung ist an sich nicht neu: In Indonesien und Vietnam wird Kaffee aus dem Dung von Schleichkatzen produziert. Der «Kopi Luwak» wird von Kaffeeliebhabern in aller Welt geschätzt.

Lediglich Lebewesen mit nur einem Magen haben die notwendigen Enzyme, um die Kaffeefrucht so zu verdauen, dass die Bitterstoffe reduziert werden. Auch darf die Nahrung nicht stark gekaut werden. Das beschädigt die Bohnen und macht es schwieriger, sie zu reinigen und zu rösten. Kaffeefrüchte benötigen etwa 24 Stunden, um von einem Ende eines Elefanten zum anderen zu gelangen, erklärt Dinkin. Dies sei ein Vorteil: Der langsame Gärprozess im Darm der Dickhäuter trage zum «blumigen» Geschmack bei.

Auf Elefanten selbst habe der Kaffee keine Auswirkung. Koffein in der Bohne wird erst freigesetzt, wenn der Kaffee gekocht wird. Thailand sei gut für das Projekt geeignet, sagt Dinkin. In dem südostasiatischen Land wird Kaffee angebaut, und es gibt mehrere tausend domestizierte Elefanten. Viele wurden nicht mehr gebraucht, als Thailand in den 1990ern das Holzfällen verbot.

Einige dieser Elefanten verarbeiten nun auf dem Gnadenhof der «Golden Triangle Asian Elephant Foundation» Kaffee für Dinkin. Er bezahlt den Mahuts (Elefantenführern) umgerechnet etwa 380 Euro im Monat für die «Dienste» ihrer Elefanten und nochmals zwei Euro pro Kilogramm aus dem Dung gewonnener Kaffeebohnen.

«Das wird keine Marke, die bei Starbucks verkauft werden wird», sagt Dinkin. «Es ist ein einzigartiger Kaffee, und ich will nicht dass er in billigen Cafés endet, oder als eine Art Scherzartikel». Der 42-Jährige hat in den letzten Jahren mehr als 230.000 Euro in sein Projekt investiert. In diesem Jahr möchte er etwa 70 Kilogramm Kaffee produzieren. In den nächsten Jahren soll die Menge dann auf bis zu 300 Kilogramm im Jahr anwachsen. 34 Euro kosten 35 Gramm «Black Ivory» in der Handvoll Luxushotels, wo der Kaffee derzeit erhältlich ist.

Den hohen Preis des «Black Ivory Coffee» rechtfertigt Dinkin mit den Herstellungskosten: Für ein Kilo Kaffee braucht seine Firma 30 Kilogramm Kaffeebohnen. Bei dem Verdauungsprozess kann einiges verloren gehen. Zudem ist die Herstellung arbeitsintensiv, weil die Bohnen per Hand aus dem Elefantendung gelesen werden. Dazu kommen weitere Risiken, erklärt Dinkin: «Wenn sie schwimmen gehen und dabei etwas plumpsen lassen, dann verliere ich die ganze Ladung.» (dpa)
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