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20.11.2014 | 19:04 | Welternährung 

Papst Franziskus kritisiert den Kapitalismus

Rom - Papst Franziskus hat bei der UN-Ernährungskonferenz in Rom zu mehr Solidarität und konkreten Aktionen im Kampf gegen den Hunger in der Welt aufgerufen.

UN-Ernährungskonferenz
Mehr als 800 Millionen Menschen hungern nach UN-Angaben weltweit noch immer. Die Ernährungskonferenz in Rom will konkrete Pläne dagegen erarbeiten. Der Papst fordert vor den Delegierten mehr Gerechtigkeit. (c) proplanta
Es gebe die «moralische Verpflichtung, den wirtschaftlichen Reichtum der Welt zu teilen», sagte der Argentinier am Donnerstag in Rom. Herausforderungen seien die mangelnde Solidarität und die fehlende Verteilungsgerechtigkeit in der Welt. Die Delegierten der zweiten Welternährungskonferenz aus rund 170 Ländern tagen noch bis Freitag in Rom.

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sprach bei der von der UN-Ernährungsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) organisierten zweiten Konferenz nach 1992. Trotz Fortschritten bleibe «die Zahl der Menschen, die in der Welt unter Hunger und Mangelernährung leiden, noch immer unakzeptabel hoch», sagte er. Die Forderung, den Hunger in der Welt zu halbieren, halte er für machbar. «Wir haben kein Kalorienproblem, wir haben ein Erzeugungs-, Versorgungs- und Organisationsproblem.»

Der Papst erneuerte bei seinem ersten Besuch einer UN-Organisation auch seine Kapitalismus-Kritik. Der Kampf gegen Hunger werde durch die «Priorität des Marktes» behindert, die Lebensmittel zu einem Spekulationsgut mache. Das Oberhaupt der katholischen Kirche zitierte Papst Johannes Paul II., der bei der Konferenz 1992 vor einem «Paradox des Überflusses» gewarnt hatte. «Es gibt genug Nahrung für alle, aber nicht alle können essen», kritisierte Franziskus nun.

«Gott vergibt immer, Menschen manchmal, die Natur nie. Wir müssen uns um die Natur kümmern, damit sie nicht mit Zerstörung antwortet», erklärte der Pontifex. Gleichzeitig sei es nötig, die Würde der Hungernden im Blick zu behalten. «Die erste Sorge muss der Mensch selbst sein, all jene, denen es an der täglichen Nahrung fehlt und die aufgehört haben, ans Leben und an die familiären und sozialen Beziehungen zu denken, weil sie nur noch ums Überleben kämpfen», forderte der 77-Jährige. Auch die Armen hätten ein Recht darauf, ein Leben in Würde und mit genügend Nahrung zu führen.

Die Konferenz mit hochrangigen Gästen wie der spanischen Königin Letizia sowie US-Ökonom Jeffrey Sachs sowie Melinda Gates, Ehefrau des Microsoft-Gründers Bill Gates, dauert noch bis zum Freitag. Am Mittwoch hatten sich die Teilnehmer auf eine internationale Erklärung geeinigt, die für jeden Mensch den Zugang zu gesundem, ausreichendem und nahrhaftem Essen festschreibt. Nach UN-Schätzungen haben weltweit immer noch 805 Millionen Menschen nicht genug zu Essen. Bei der ersten Konferenz 1992 waren es noch etwa eine Milliarde Menschen. (dpa)
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