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18.06.2016 | 07:12 | Unwetter auf der Autobahn 

Verkehrsunfälle durch Starkregen verhindern

Wiesbaden / Frankfurt - Das Wetter hat bei einem schweren Unfall mit zwei Toten auf der stark befahrenen A3 am Wiesbadener Kreuz eine entscheidende Rolle gespielt.

Unfälle durch Starkregen
Drei Autos krachen bei starkem Regen ineinander, die Eltern eines Kleinkinds sterben. Zwei andere Menschen auf der «Rennstrecke A3» werden schwer verletzt. Wie können solche Unfälle verhindert werden? (c) proplanta
Der heftige Regen dürfte nach Einschätzung von Fachleuten auch die Ermittlungen der Unfallursache erschweren, weil Bremsspuren fehlen und Gischt die Sicht erschwert hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie kam es zu dem schweren Unfall?

Ein Autofahrer (oder eine Autofahrerin) soll ersten Ermittlungen zufolge am Montagnachmittag den Unfall zwischen der Anschlussstelle Niedernhausen und dem Wiesbadener Kreuz verursacht und ohne anzuhalten weitergefahren sein. Dieser Fahrer soll nach dem Überholen die Spur so gewechselt haben, dass drei nachfolgende Autos bremsen mussten, zwei fuhren auf der nassen Autobahn ineinander.

War es Unfallflucht?

Das ist noch nicht sicher. Die Polizei sucht einen Fahrer, der von der linken auf die mittlere Fahrspur wechselte - ohne auf den Verkehr zu achten. Nach Einschätzung des Verkehrssoziologen Alfred Fuhr hat dieser Fahrer möglicherweise wegen der schlechten Sichtverhältnisse bei dem Regenwetter den Unfall gar nicht bemerkt.

«Wenn der Mensch nach hinten nichts sieht, hat er die Tendenz, nach vorne zu flüchten.» Die Autobahn 3, die das Ruhrgebiet mit Bayern verbindet, sei für viele eine Rennstrecke und werde zudem von vielen Handels- und Dienstreisenden genutzt. «Möglicherweise sitzt der Fahrer jetzt in München und kriegt das gar nicht mit.»

Welche Rolle spielt das Wetter bei Unfällen?

Autofahrer in Deutschland müssen sich nach Einschätzung von Fuhr noch an extreme Wetterlagen gewöhnen. «Wir müssen lernen, mit diesen plötzlichen Wettervorkommnissen umzugehen. Wir haben so eine Rund-um-die-Uhr-Zentralheizungs-Mentalität entwickelt.»

Die meisten Menschen fühlten sich im Auto dank technischer Hilfssysteme und guter Straßen wie in einer sicheren Komfortzone. Dazu trage auch die Vernetzung aus dem Auto mit dem sozialen Umfeld über moderne Medien bei. «Die Gefahr wird abstrakt.» Hilfreich könnten beispielsweise Radiosender sein, die sich mit dem Wetter rund um die A3 befassten und vor starken Niederschlägen oder Winden warnten.

Wie sollten sich Autofahrer verhalten?

Mit äußerster Vorsicht und großem Abstand fahren, das Tempo deutlich drosseln und im Zweifel anhalten. Oft wiesen Schilder daraufhin, dass bei Regen nur 80 statt 120 oder 130 Stundenkilometern erlaubt seien, sagt der Sprecher des Automobilclubs AvD, Herbert Engelmohr. «Wenn die Bedingungen so schlecht sind, dass man die Hand vor Augen nicht sieht und auch noch Wasser auf der Fahrbahn steht, ist natürlich auch 80 zu schnell.»

Autofahrer sollten dann eine Pause einlegen - auf einem Parkplatz, auf einer Raststätte, in einer Nothaltebucht oder unter einer Brücke. «Meist ist es ja in fünf bis zehn Minuten vorbei.» Oder man fährt von der Autobahn ab und macht Rast in einer Gaststätte. «Unter Menschen wird man auch wieder ruhiger», sagt Fuhr.

Was kann die Politik tun bei unfallträchtigen Strecken?

In Hessen wird das Unfallgeschehen ständig beobachtet, wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums berichtet. Gibt es Auffälligkeiten, folgt eine detaillierte Analyse. So wird beispielsweise über Maßnahmen entschieden, wenn auf Bundes- und Landstraßen fünf gleichartige Unfälle innerhalb eines Jahres geschehen. Folgen kann daraus zum Beispiel eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder eine Erneuerung des Straßenbelags. Ähnlich ist es bei Autobahnen. Hier tagt zweimal im Jahr eine Unfallkommission, an denen auch die Polizei, der Bund und die Verkehrswacht beteiligt sind. Sie spricht dann Empfehlungen aus.
dpa
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