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19.03.2017 | 14:00 | Der Frühling und seine Gefühle 

Warum Sonne uns aufblühen lässt

Berlin - Krokusse sprießen, Vögel zwitschern, Knospen treiben aus den Zweigen. Schon kleine Kinder wissen, wie die Natur sich im Frühling verändert. Aber wie reagiert der Mensch auf die ersten warmen Tage?

Glückshormone
Schmetterlinge im Bauch und auf den Blumen, Sonne auf der Haut und im Herzen: Wenn der letzte Schnee taut und es Frühling wird, blühen nicht nur Pflanzen auf. Menschen sind zwar nicht grün - aber Photosynthese betreiben wir trotzdem. (c) proplanta
Vereinfacht gesagt spielen im Frühjahr unsere Hormone verrückt - nur anders, als man denkt. Was auch daran liegt, dass die Deutschen hormonell unterversorgt sind. Aber von vorn.

Genau wie Pflanzen wenden sich auch Menschen zur Sonne hin, sobald die ersten Strahlen durch die Wolken dringen. Wenn man Spaziergänger in diesen Tagen in Parks und auf Plätzen beobachtet, tun sie das fast schon intuitiv - und äußerst effizient. Die Sonne steht im Frühjahr wieder höher am Himmel, dadurch gelangen mehr Sonnenstrahlen auf die Haut und dringen in sie ein. Ist die UV-B-Strahlung erst mal in der dünnen Oberhaut angekommen, beginnt der Körper mit der Produktion eines lange unterschätzten Stoffes: Vitamin D.

Eigentlich ist Vitamin D kein richtiges Vitamin, sondern ein lebenswichtiges Hormon. Mit der Nahrung können wir nicht genug aufnehmen, daher müssen wir regelmäßig ins Freie. Aus Studien mit U-Boot-Fahrern, die in ihrer Blechröhre wochenlang keine Sonne sehen, weiß man: Wir können Vitamin D zwar speichern. Aber der Vorrat reicht wohl nur für einige Monate. Spätestens nach dem dunklen Winter haben viele Deutsche einen Mangel - und sehnen sich nach Sonne.

Wie wertvoll Vitamin D ist, verrät schon der wissenschaftliche Name des Hormons: Calciferol, auf Deutsch «Kalkbringer». Das Hormon hilft, Kalk (Calcium) dorthin zu transportieren, wo er gebraucht wird - in die Knochen und die Muskeln. Im Frühling steigt also unsere Muskelkraft, die Knochen werden dichter und damit stabiler. Ein Tag im Freien macht acht Tage ohne Sonnenlicht wett.

Die Sonnenstrahlung wirkt aber nicht nur über das Licht, sondern auch über die Wärme. Einige Forscher erklären so die Frühjahrsmüdigkeit, die so manchen befällt. Man muss sich die ersten Frühlingstage demnach vorstellen wie eine sehr laue Dauersauna: Durch die Wärme weiten sich die Adern, der Blutdruck sinkt, wir fühlen uns zunächst müde und schlapp. Hat sich der Organismus einmal angepasst, ist es auch mit der Frühjahrsmüdigkeit vorbei.

Bleibt noch das Rätsel der Frühlingsgefühle. Woran liegt es, dass wir uns frischer fühlen, fröhlicher und vielleicht auch attraktiver? Wir profitieren nicht nur von den Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Auch auf die Netzhaut im Auge fällt viel mehr Licht als im Winter; selbst der sonnigste Wintertag wird nur so hell wie ein trüber Tag im Sommer. Das Frühjahrslicht hemmt nun über Rezeptoren in der Netzhaut die Produktion von Melatonin im Hirn. Vor allem im Winter hat uns dieses «Schlafhormon» müde und schlapp gemacht.

Je weniger Melatonin gebildet wird, desto besser kann Serotonin wirken. Serotonin gilt als «Glückshormon», Depressive leiden unter einem Mangel daran. Je mehr Licht, desto mehr Serotonin. Der Frühling ist also eine Art kostenlose Lichttherapie.

Ein Wermutstropfen hat der Frühling aber doch: Die so wichtige UV-B-Strahlung gibt es nur im Verbund mit UV-A-Strahlung - und die lässt die Haut altern. Wir werden also zusehends faltiger, sind dabei aber kräftiger, glücklicher und gesünder. Oder, frei nach Hesse: Jedem Aufblühen wohnt ein Welken inne. Das ist, alles in allem, doch ein guter Deal.
dpa
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