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19.11.2017 | 06:52 | Sprint-Studie 
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Bluthochdruck schon ab einem Wert von 130 - was steckt dahinter?

Berlin - Eine Gruppe von Experten hat den Richtwert für Bluthochdruck in den USA herabgesetzt - von bisher 140 auf 130. Mit diesem neuen Wert gilt nun jeder dritte Bewohner der Vereinigten Staaten als Mensch mit behandlungsbedürftigem Bluthochdruck. Was sind die Hintergründe - und wie sieht es in Deutschland aus? Warum ist ein zu hoher Blutdruck so gefährlich?

Bluthochdruck Wert
Mit steigendem Blutdruck wächst das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Leiden. Ab welchem Wert wird es gefährlich? In den den USA gibt es neue Richtlinien zur Behandlung. (c) bacalao - fotolia.com
Die Liste der Gefahren ist lang: Bluthochdruck steigert das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Nierenversagen und sogar Demenz. Begünstigt wird zu hoher Blutdruck durch häufigen Alkoholkonsum, Rauchen, zu wenig Bewegung, salz- und fleischreiche Ernährung, aber auch durch die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol.

Wie viele Menschen in Deutschland haben einen zu hohen Blutdruck?

In Deutschland hat nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) fast jeder dritte Erwachsene Hypertonie, wie der Bluthochdruck fachsprachlich heißt. In der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen sind es demnach sogar drei Viertel. Etwa ein Fünftel der Betroffenen ist sich seiner Krankheit allerdings gar nicht bewusst. Das kann verhängnisvoll sein, denn Hypertonie hat einen hohen Anteil an der gesamten Krankheitslast im Land.

Welche Richtwerte für eine Therapie mit Medikamenten gelten in Deutschland?

Eine gewisse Variation der Werte ist normal. Das Altern, aber auch körperliche Betätigung können zu einer natürlichen Erhöhung führen. Bei der Diagnose des Blutdrucks schauen Ärzte auf zwei Werte: den systolischen (oberer Wert) und den diastolischen Blutdruck (unterer Wert). Lange Zeit galt einhellig als medizinisch vertretbar, wenn der systolische Wert nicht über 140 lag. Alles darüber sollte mit Medikamenten behandelt werden. Patienten, die einen erhöhten Blutdruck haben, der aber noch unter diesem Wert liegt, wird eher eine Änderung der Lebensweise nahegelegt - wie zum Beispiel Sporttreiben und Abnehmen. Grund: Wie viele andere Medikamente auch haben Blutdrucksenker Nebenwirkungen.

Warum hat sich diese Einschätzung bei vielen Experten geändert?

Das geht vor allem auf die sogenannte «Sprint»-Studie aus den USA zurück, deren Ergebnisse vor zwei Jahren veröffentlicht wurden. Demnach schützt eine intensive Blutdrucksenkung auf einen oberen systolischen Zielwert von unter 120 Menschen mit Bluthochdruck besser vor Folgen wie Herzschwäche und Herz-Kreislauf-Tod als der bisher bevorzugte Zielwert von unter 140.

Die Ergebnisse gelten allerdings nur für bestimmte Patienten. Zudem machten Fachleute mehrere Schwachstellen in der Analyse aus, die eine Verallgemeinerung der Schlüsse aus ihrer Sicht nicht zulassen. Dennoch kam es in der Folge - auch in Deutschland - zu einem Ansturm auf Arztpraxen und Kliniken, weil viele Patienten ihre Werte als zu hoch einschätzten und nach Medikamenten verlangten.

Ist eine intensive Senkung mit Medikamenten denn in jedem Fall sinnvoll?

Nein. Blutdruck-Experten betonen: Die Behandlung des Blutdrucks ist immer eine individuelle Therapie. Vorerkrankungen, Alter und Geschlecht gehören zu den Faktoren, die beachtet werden müssen. Hinzu kommt, dass bei einer intensiven Therapie neben anderen Nebenwirkungen eine verringerte Leistungsfähigkeit und das Absacken des Blutdrucks auf gefährlich niedrige Werte drohen können.

Die Deutsche Hochdruckliga hält nach Bewertung der aktuellen Datenlage an den geltenden, moderaten Zielwerten fest: Es werde weiter ein genereller Zielwert von unter 140/90 empfohlen, ein niedrigerer Wert von 135/85 nur für bestimmte Risikopatienten. Selbst der moderate Wert von 140 werde in Deutschland derzeit bei weniger als 60 Prozent der Patienten erreicht.

Wie lässt sich Bluthochdruck vermeiden?

Hypertonie geht vielfach auf Lebensstilfaktoren zurück: Stress und überhöhter Salzkonsum zählen nach Studienergebnissen dazu, auch Übergewicht, Bewegungsmangel und fettreiche Ernährung. Wer es gar nicht erst zu Bluthochdruck kommen lassen möchte, sollte also auf seine Ernährung und seinen Lebensstil achten. Experten raten zu regelmäßigem Ausdauersport und mehreren Portionen Obst täglich.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 19.11.2017 18:39 Uhrzustimmen(19) widersprechen(5)
die meisten haben während der arbeitszeit bluthochdruck wegen der unsäglichen arbeitshetze/schinderrei---pervertierte schindergesellschaft
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