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16.12.2017 | 09:27 | Weihnachtsbeleuchtung 

Lichterwahn zu Weihnachten - Ein Atomkraftwerk fürs Fest

Berlin - Früher war mehr Halogen. Jedenfalls zu Weihnachten. Heute hängen an Tannenbäumen und Regenrinnen, an Fensterrahmen und Krippen meist umweltschonende LED-Lampen.

Extreme Weihnachtsbeleuchtung
Nicht nur der Stern von Bethlehem leuchtet zu Weihnachten schön, sondern eine Vielzahl an Lampen und Lichterketten. Das sieht prima aus - ist aber nicht immer umweltfreundlich. Zahlen und Fakten rund um die Weihnachtsbeleuchtung. (c) proplanta
Die Leuchtdioden gelten als besonders sparsam - und erhellen auch die Weihnachtsmärkte. Was man zur Festbeleuchtung wissen muss:

Die Lichter brennen: Den Deutschen geht zu Weihnachten nicht nur ein Licht auf. Ihnen leuchten gleich mehrere Hundert - pro Kopf. Rund 17 Milliarden Lämpchen erhellen in Deutschland den Weg zu Krippe, Lebkuchen und Weihnachtsbaum, wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag des Energieunternehmens Lichtblick ergab. 71 Prozent der Deutschen verwenden demnach ausschließlich oder hauptsächlich LED-Lampen.

Tierisch hell: Die Wirkung des Lichts auf die Tierwelt sollte man nicht unterschätzen. Nachtaktive Tiere würden durch die Weihnachtsbeleuchtung im Dauerbetrieb gestört, warnt der BUND. Im schlimmsten Fall könnten Winterschlaf und Zug der Vögel verzögert werden. Zeitschaltuhren helfen, die Tiere zu schützen.

Die Produktion: Wie für viele elektrische Geräte werden auch bei der Produktion von LEDs die sogenannten seltenen Erden verwendet. Diese Metalle sind schwer zu fördern, viele Minen liegen in Konfliktgebieten wie dem Kongo. Die Namen dieser Metalle sind noch unbekannter als dritte Strophen von Weihnachtsliedern: Yttrium und Europium heißen zum Beispiel die seltenen Erden für Leuchtdioden.

Eine LED braucht immerhin nur einen Bruchteil der Menge an seltenen Erden, die man für Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren benötigt. Aber: «LEDs gehören ohnehin nicht in den Hausmüll. Und die Frage der wirklich nachhaltigen Entsorgung von Elektroschrott ist auch nicht ausreichend geklärt», sagt Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). «Wichtig wäre es, die Lichterketten gleich so zu bauen, dass man die Rohstoffe leicht wieder trennen kann.»

Die Energieverbraucher: Auf den Weihnachtsmarkt in Stuttgart strömen nach eigenen Angaben jedes Jahr 3,5 bis 4 Millionen Menschen, um Glühwein zu schlürfen und Lebkuchen zu knabbern. Die Stände verbrauchen 7.500 Kilowattstunden Strom - pro Tag. Damit könnte man zwei Einfamilienhäuser ein ganzes Jahr lang mit Elektrizität versorgen. In ganz Deutschland muss rechnerisch ein Atomkraftwerk 20 Tage lang laufen, um den Strom für die Weihnachtsbeleuchtung zu produzieren.

Ist Weihnachten also ein Stromfresser? Ja - aber nicht mehr so sehr wie früher. Laut dem Energieunternehmen Eon sinkt der Stromverbrauch in der Adventszeit seit Jahren kontinuierlich. Das liege vor allem an sparsameren Deko-Artikeln. Der BUND rechnet vor, dass man mit LED-Beleuchtung im besten Fall nur zehn Prozent des Stroms verbraucht, den alte Lichterketten fraßen.
dpa
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