«Die meisten
Betriebe sind sauber», resümiert Oliver Huizinga in einer ersten Bilanz für die Verbraucherorganisation foodwatch. «Es gab aber auch ekelerregende Funde bis hin zu Risiken für die Lebensmittelsicherheit.» So sei zum Beispiel in einem Hotel die
Kühlung für Fisch und Fleisch defekt gewesen.
«Topf Secret» ist eine gemeinsame Plattform von foodwatch und der Transparenzinitiative «Frag den Staat». Beide Organisationen kritisieren, dass bisher nur ein Bruchteil der amtlichen Lebensmittelkontrollen aktiv durch die Behörden veröffentlicht werde.
Mit ihrem Portal wollen sie für Bürger auch weiterhin die Möglichkeit schaffen, über das Verbraucherinformationsgesetz an amtliche Kontrollergebnisse zu gelangen. Mitte Januar war das Angebot an den Start gegangen.
Manche Ergebnisse lesen sich nun wenig appetitlich. So habe es zum Beispiel schwere Mängel bei einer Fast Food-Kette in Sinsheim (Baden-Württemberg) gegeben. Der
Lagerraum sei verschmutzt gewesen, ein Wechsel des Fetts überfällig und das Spülwasser habe gestunken.
In den Kühlräumen eines Hotels in Leipzig habe es schimmelähnliche Beläge gegeben und in der Küche eine defekte Kühlung. Und in Karlsruhe hätten sich in einer Fast-Food-Filiale Schaben als «massiver Schädlingsbefall» gefunden.
Ziel der beiden Initiativen ist es, ein Smiley-System wie in Dänemark zu etablieren. Dort könne jeder Bürger an der Ladentür oder im Internet ablesen, wie es in Lebensmittelbetrieben um die Hygiene bestellt sei. Seit der Einführung der mehr oder weniger lächelnden Gesichter 2002 habe sich die Quote der Betriebe, die nach Kontrollen beanstandet wurden, halbiert - von 30 auf 15 Prozent.
In Deutschland liegt die offizielle Beanstandungsquote in Sachen Hygiene bei rund 25 Prozent. Einzelergebnisse der Kontrollen erfahren Verbraucher laut foodwatch jedoch nur selten. Die Neugier scheint aber groß zu sein: Insgesamt gingen bei «Topf Secret» seit Mitte Januar rund 26 000 Anträge ein. Ein Antragsteller konnte dabei auch mehrere Anfragen stellen. Mit Abstand die meisten Anträge pro 100.000 Einwohner kamen bisher aus Berlin (64,6) und Hamburg (59,1), die wenigsten aus Sachsen-Anhalt (15,3) und Thüringen (18,5).
Im Bundesländervergleich zeigten sich nach Angaben von foodwatch auch große Unterschiede, wie Behörden mit Bürgeranfragen umgingen. So hätten sie in Hamburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen die Hygiene-Berichte fast immer herausgegeben. In Schleswig-Holstein und den Berliner Bezirken Spandau und Neukölln sei die Herausgabe dagegen verweigert worden.
Nach Einschätzung der Initiative «Frag den Staat» haben Bürger einen gesetzlichen Anspruch auf die Hygiene-Kontrollergebnisse. Dennoch klagten zahlreiche Lebensmittelbetriebe gegen Behörden, die solche Ergebnisse veröffentlichten. Bisher hätten Betriebe bei allen drei bereits verkündeten Urteilen verloren, sagte Arne Semsrott, Projektleiter von «Frag den Staat».