Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.10.2019 | 02:51 | Luftverschmutzung 

Feinstaub in Europa fordert jährlich Hunderttausende Todesopfer

Kopenhagen - Feinstaub und andere Luftschadstoffe führen nach Angaben der Europäische Umweltagentur (EEA) dazu, dass jährlich Hunderttausende Menschen in Europa vorzeitig sterben.

Luftschadstoffe
Die Luftqualität in Europa wird besser - trotzdem fallen pro Jahr schätzungsweise 400.000 EU-Bürger der Belastung durch Schadstoffe zum Opfer. Kaum jemand kann in den europäischen Städten laut der Umweltagentur EEA wirklich reine Luft einatmen. (c) proplanta
Trotz einer Verbesserung der Luftqualität auf dem Kontinent hat die Luftbelastung durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahem Ozon im Jahr 2016 rund 400.000 vorzeitige Todesfälle allein in der EU verursacht, darunter Zehntausende Fälle in Deutschland. Das geht aus dem Jahresbericht zur Luftqualität in Europa hervor, den die Agentur am Mittwoch in Kopenhagen veröffentlichte.

Beinahe alle in Städten lebende Europäer seien einer Luftbelastung ausgesetzt, die über die empfohlenen Werte der Weltgesundheitsorganisation WHO hinausgehe, urteilte die EEA. Diese Verschmutzung führe zu Gesundheitsproblemen und einer geringeren Lebenserwartung, aber auch zu wirtschaftlichen Einbußen etwa durch wachsende Kosten im Gesundheitssektor und geringere Ernteerträge.

Eine Verringerung der Luftverschmutzung würde dagegen vorzeitige Todesfälle reduzieren und die Produktivität steigern, befand die Agentur. Die Einwohner vieler europäischer Städte forderten zudem eine sauberere Luft für sich und ihre Kinder ein.

«Europa hat jetzt eine einmalige Gelegenheit, um eine ambitionierte Agenda aufzustellen, mit der die systematischen Ursachen von Umweltbelastungen und Luftverschmutzung angegangen werden», erklärte EEA-Direktor Hans Bruyninckx. Es sei an der Zeit, die Veränderungen in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Transport zu beschleunigen.

Besonders Feinstaub (PM2,5) machte die EEA als weiterhin bestehende Gesundheitsgefahr aus: Für insgesamt knapp 412.000 vorzeitige Todesfälle in 41 europäischen Ländern war er nach Angaben der Agentur verantwortlich. Darunter geschahen allein rund 374.000 in den 28 EU-Staaten und 59.600 in Deutschland.

Stickstoffdioxid machte rund 71.000 (EU: 68.000, Deutschland: 11.900) Todesfälle aus, bodennahes Ozon 15.100 (EU: 14.000, Deutschland: 2.400). Dabei gibt es Überlappungseffekte - das bedeutet, dass manchen Todesfällen mehrere Ursachen zugrunde liegen.

Obwohl die Luftbelastung weiter ein Problem sei, bestätigten die Daten, dass verbindliche Vorschriften und lokale Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität Wirkung zeigten, hieß es in dem Bericht. Beispielsweise sei die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaubbelastung 2016 im Vergleich zum Jahr 2015 um knapp 17.000 zurückgegangen. Seit 1990 sei dieser Wert um etwa eine halbe Million kleiner geworden.

Dennoch müsse noch intensiver daran gearbeitet werden, dass die Luftqualität überall in der EU den Standards entspreche, erklärte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella. Es sei einfach inakzeptabel, dass man sich Sorgen darum machen müsse, ob die Luft, die man einatme, sicher sei oder nicht, wurde er von der EEA zitiert.

Dass die Luftbelastung weiter geringer werde, sei positiv, sagte der Geschäftsführende Direktor des Geographischen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin, Christoph Schneider. Allerdings zeige ihre langsame Abnahme, dass die Bemühungen für eine reinere Luft fast überall in Europa nicht ausreichend seien.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Stärkere Erderwärmung durch sauberere Luft

 Bayern will Heizen mit Holz vorantreiben

 Rechtliche Schritte nach Votum gegen Diesel-Fahrverbot

 EU-Parlament stimmt für strengere Grenzwerte gegen Luftverschmutzung

 Strengere Abgasgrenzen für Autos in der EU

  Kommentierte Artikel

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut