Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.06.2023 | 00:03 | Frühgeburtsrisiko  

Vergrößert Hitzestress Risiko von spontanen Frühgeburten?

Hamburg - Längerer sommerlicher Hitzestress erhöht nach einer neuen Studie das Frühgeburtsrisiko für Hochschwangere.

Frühgeburt durch Hitzestress
Schwüle Sommerhitze bedeutet für Hochschwangere eine besondere Belastung. Hamburger Forscherinnen haben nun herausgefunden, dass an heißen Tagen das Risiko einer Frühgeburt steigt. Mit Blick auf die Klimaerwärmung haben sie keine gute Prognose. (c) proplanta
Mehrere Tage am Stück mit Temperaturen von 30 Grad steigerten das Risiko für Frauen in der 34. bis zur 37. Schwangerschaftswoche um 20 Prozent, mehrere Tage mit über 35 Grad sogar um 45 Prozent, wie eine Untersuchung unter Leitung von Forscherinnen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ergab. Das Team um die Professorinnen Petra Arck und Anke Diemert analysierte mehr als 42.000 Patientenakten von Frauen, die in den vergangenen 20 Jahren in dem Hamburger Klinikum ein Kind zur Welt brachten.

Die Medizinerinnen stellen im Fachblatt «eBioMedicine» fest, dass werdende Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich gut überstehen. Erst am dritten, vierten oder fünften Tag ohne Abkühlung setzten häufiger vorzeitige Wehen ein, vor allem wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit das gefühlte Wärmeempfinden verstärke. In der Studie wurden nur sogenannte spontane Frühgeburten berücksichtigt und nicht solche, bei denen das Kind wegen Gefahr für sich oder die Mutter per Kaiserschnitt zur Welt gebracht wird, wie Diemert am Freitag erklärte.

Tagelange Hitzewellen sind nach Angaben der Ärztinnen für Hochschwangere extrem belastend. Der Bauch drückt auf die Hauptvene, weswegen am Herzen nicht mehr so viel Blut ankommt. Die Hitze weite die Blutgefäße und verstärke den Effekt. Auch die Versorgung des Babys in der Gebärmutter mit Sauerstoff und Nährstoffen werde beeinträchtigt. Zudem sinken die Schwangerschaftshormone, während der Spiegel des Stresshormons Cortisol steigt. Hinzu komme fehlender Schlaf.

Normalerweise dauer eine Schwangerschaft im Schnitt 40 Wochen. Bei der Studie ging es um sogenannte späte Frühgeburten, bei denen das Kind zwischen der 34. und bis zur 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt. Anders als bei noch früher geborenen Kindern gehe es bei diesen Babys in der Regel nicht ums Überleben, sagte Diemert. Aber im späteren Leben hätten sie ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme wie Konzentrationsstörungen, Infektionen und Übergewicht.

Die Zahl der späten Frühgeburten nehme in allen Industrieländern zu. Ein Grund dafür könnte die Klimaerwärmung sein, vermutet das Hamburger Forscherteam, zu dem auch Meteorologen gehören. Angesichts der Klimaprognosen für die nächsten zehn Jahre könnte der Anteil der zu früh geborenen Kinder von derzeit gut 8 auf 15 Prozent im Jahr 2033 steigen. Zwar lässt sich ein direkter Kausalzusammenhang zwischen zunehmender Sommerhitze und dem steigenden Risiko einer Frühgeburt mit dieser Studie nicht abschließend beweisen. «Aber aufgrund der großen Datenmenge ist ein anderer Effekt sehr schwer vorstellbar.»
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ende von El Niño zeichnet sich ab - La Niña könnte kommen

 Bei der Lebenserwartung abgehängt

 Zöliakie bei Kindern - Was tun?

 Klimawandel bedroht zunehmend Gesundheit

 Höchste Waldbrandgefahr in ganz Brandenburg - Wind besonders tückisch

  Kommentierte Artikel

 Mehr Tote bei weniger Unfällen

 Union Schuld an schwerster Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 EU-Agrarsubventionen veröffentlicht - Das sind die Top-Empfänger 2023

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?