Aus pflanzenbaulicher Sicht ist das kein Nachteil, da der lösliche N-Anteil dieses Wirtschaftsdüngers wie ein mineralischer Ammoniumdünger wirkt. Für eine hohe Nährstoffverwertung ist ein zügig nach der Ausbringung einsetzendes Pflanzenwachstum notwendig.
Gülle hat einen relativ hohen Anteil an Ammoniumstickstoff, der durch die Vergärung in Biogasanlagen weiter ansteigt. Damit wird die sofortige Pflanzenverfügbarkeit erhöht und die N-Nachlieferung aus dem organisch gebundenen Teil vermindert sich. Da zu Beginn der Vegetation bis Anfang Mai die Bodentemperaturen noch relativ niedrig sind, ist die Nitrifikation des Ammoniums deutlich verzögert. Dadurch wird die Gefahr von Nitratauswaschung auf leichten und flachgründigen Böden deutlich eingeschränkt. Unter trockenen Standortbedingungen kann eine ammoniumbetonte N-Ernährung durchaus von Vorteil sein.
Der hohe Anteil an Ammonium birgt die Gefahr hoher gasförmiger N-Verluste bei der Ausbringung. Sie bleiben jedoch bei kühlen, feuchten und windstillen Witterungsbedingungen gering. Bodennahe Applikation und sofortige Einarbeitung tragen ebenfalls dazu bei. Letzteres ist auf unbestellten Flächen von der
Düngeverordnung vorgeschrieben. Im Hinblick auf Absenkung der Ammoniakverluste ist die direkt Einbringung in den Boden unübertroffen, da hier die Gülleflüssigkeit gut mit dem Boden in Berührung kommt und das Ammonium schnell gebunden wird. Auf bewachsenen Böden ist möglichst dünne Gülle so bodennah wie möglich ausbringen. Sie dringt schneller in den Boden ein und bleibt weniger an den Pflanzen haften.
Es hat sich bewährt, zur Hauptfrucht im Frühjahr nicht mehr als 70 % des bei der Düngeplanung ermittelten Stickstoffbetrags über diesen Wirtschaftsdünger abzudecken. Damit verbleibt ein Handlungsspielraum für den Fall, dass aufgrund des Witterungsverlaufs entweder eine höhere N-Freisetzung aus dem organisch gebundenen N erfolgt oder das angestrebte Ertragsniveau nicht erreicht wird. Zeichnet sich später ein entsprechender Bedarf ab, kann dann ein schnell wirkender mineralischer Stickstoffdünger eingesetzt werden.
Quelle: Dr. Schliephake / LfULG Sachsen