Tausende Braunkohlegegner haben mit einer kilometerlangen Menschenkette von Brandenburg bis nach Polen gegen neue Tagebaue in der Grenzregion demonstriert.
Mitorganisator Thomas Burchardt zählte 7.500 Teilnehmer. Die Kette verband am Samstag ab etwa 13.45 Uhr rund eine halbe Stunde lang die Orte Kerkwitz (Spree-Neiße) und das polnische Grabice. Sie sind von einer Abbaggerung bedroht - Energiekonzerne wollen dort neue Tagebaufelder erschließen.
Busse aus mehreren Ländern kamen bereits am Vormittag im Grenzgebiet an, darunter aus Belgien, Ungarn und den Niederlanden. Auch Politiker wie Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter und Grünen-Bundeschefin Simone Peter beteiligten sich an der etwa acht Kilometer langen Menschenkette.
Die Demonstranten hielten Plakate, Fahnen und Luftballons in Händen. «Zukunft statt Braunkohle», hieß es auf einem Transparent. Zwischen Polen und Brandenburg verläuft der Grenzfluss Neiße. Einige Braunkohlegegner krempelten die Hosen hoch oder kamen gleich in Shorts, um auch im Wasser die Kette zu bilden. Laut Polizei verlief die Aktion friedlich. Zwischenfälle habe es keine gegeben, sagte ein Sprecher.
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall, der fünf Tagebaue in Brandenburg und Sachsen betreibt, hatte vor der Aktion mitgeteilt, er begrüße eine Energiedebatte. Die einheimische Braunkohle werde mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem Zuwachs Erneuerbarer Energien im Energiemix an Bedeutung gewinnen.
Die rot-rote Landesregierung in Brandenburg hatte Anfang Juni den Weg für die Tagebauerweiterung Welzow-Süd bei Cottbus freigemacht. Im März hatte bereits Sachsen die Tagebauerweiterung Nochten (Landkreis Görlitz) genehmigt.
Derzeit läuft noch ein Braunkohleplanverfahren für die Grube Jänschwalde nördlich von Cottbus. Auch hier will
Vattenfall mehr Braunkohle fördern, sogar ein neues Kraftwerk ist im Gespräch. Kerkwitz liegt in dem geplanten neuen Tagebaufeld. Vattenfall will damit drei von seinen fünf aktiven Tagebauen im Lausitzer Braunkohlerevier erweitern.
In Polen ist der Ausbau der Braunkohleförderung des Konzerns PGE im Grenzgebiet Gubin/Brody Teil der polnischen Energiestrategie bis 2030. Der polnische Regierungschef Donald Tusk hatte zuletzt im Mai die Tagebaupläne als «wichtige Investition» unterstützt.
In sechs polnischen Orten sprachen sich die Einwohner bereits 2009 in Referenden gegen den Braunkohletagebau in ihrer Region aus. Diese Volksabstimmungen haben aber keine rechtlich bindende Wirkung. Die Gemeinden beschwerten sich in Brüssel bei der EU, dass ihre Meinung nicht zählt. (dpa/bb)