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19.04.2017 | 18:42

Weizenpreis legt auf 164,50 EUR/t zu

Stuttgart/Paris/Chicago - Die internationalen Weizenmärkte wurden getrieben durch bessere Wachstumsbedingungen in den USA, dagegen Regendefizite und Kältewelle in Westeuropa. In Frankreich verteuerten hohe Gerstenexporte auch Weizen.
Weizenpreis
Der Weizenpreis legt zu.

So notierte der Fronttermin in Chicago für CME-EU-Weizen bei 166,50 EUR/t (Freitag: 166,00 EUR/t), für US-Weizen bei 144,50 EUR/t (Freitag: 149,91 EUR/t) und an der MATIF für EU-Weizen Nr. 2 bei 164,50 EUR/t (Freitag: 162,25 EUR/t). Auch stieg an der MATIF der Septembertermin auf 170,50 EUR/t und der Dezembertermin auf 174,00 EUR/t. Dabei tendierte Weizen zuletzt leicht fester. Der Eurokurs stieg leicht auf 1,0682 USD/EUR.

In den USA sorgten reichliche Niederschläge für bessere Vegetationsbedingungen bei Weizen in Midwest. Laut Crop Progress Report wurden die Bonituren von zuvor 53 % auf 54 % guter-exzellenter US-Weizenbestände gegenüber 59 % im Vorjahr angehoben, vor zwei Wochen lag der Wert noch bei 51 %. Im US-Bundesstaat Kansas mit hohem Weizenanbau verbesserte sich der Zustand von 48 % auf 51 %. Weiter fortgeschritten sind die Bestände jedoch von der Entwicklung gegenüber dem Vorjahr. Die Aussicht auf steigende Temperaturen und wechselhaftes Wetter in den mittleren und nördlichen Plains drückten die Terminkurse für US-Weizen in Chicago weiter nach unten. Im Rückstand blieb die Bestellung von Sommerweizen bei einem Fortgang von 14 % gegenüber 21 % im Fünf-Jahresmittel.

Weniger überzeugend verlief der Weizenexport, erreichten die Exporte von US-Weizen letzte Woche mit 421.600 t gegenüber 568.400 t in der Vorvorwoche und 464.100 t zuvor ein eher moderates Ergebnis. Allerdings lagen die aktuellen Vorausschätzungen zur Exportinspektion über dem Vorwochenniveau. Zudem stützte der 8%ige Anbaurückgang für US-Weizen und die 20 % niedrigere Prognose des IGC zur kommenden US-Weizenernte den Markt. In Kanada deuten die Schätzungen des Handels auf eine Verringerung der Weizenanbaufläche von 23,2 Mio. ha auf 22,4 Mio. ha hin, was ein Rückgang von 3,4 % wäre.

In der EU-28 umtreiben zu trockene Böden den Weizenmarkt. Laut EU-Kommission sind weite Teile Spaniens, die Nordhälfte Frankreichs, nahezu komplett Deutschland,  Nordpolen, Italien, Ungarn, der Balkan, Rumänien und Bulgarien von Frühjahrstrockenheit betroffen.

Nach FranceAgriMer liegt das Regendefizit bei 30-50 % normaler Niederschläge, was auch in anderen EU-Ländern beobachtet wird. Frankreichs Nordosten verzeichnete letzte Woche bei den Böden die niedrigsten Feuchten seit fünf Jahren. Regen und Schnee Anfang der Woche hat Norddeutschland nur wenig erreicht, ergiebiger waren die Niederschläge in Süddeutschland. Gleichzeitig verzögerte die Kältewelle die Wachstumsfortentwicklung beim Weizen, sollen die Tem-peraturen kommende Woche in Frankreich, Deutschland und Polen niedrig bleiben.

Der IGC taxierte bekanntlich Ende März die EU-Weizenernte 2017/18 auf 141,3 Mio. t gegenüber 135,4 Mio. t im Vorjahr, ein Plus von 4,3 %, wobei das Ergebnis durch die grassierende Frühjahrtrockenheit noch deutlich nach unten abrutschen könnte. Der französische Analyst Strategie Grains ruderte bei seiner letzten EU-Ernteprognose 2017 mit 143,8 Mio. t bereits nach unten.

Der EU-Weizenmarkt erhielt zuletzt Auftrieb durch rückläufige Weizenlagerbestände Frankreichs, die laut FranceAgriMer per 30. Juni mit nur 2,6 Mio. t das Vorjahresniveau um 37 % verfehlen sollen, trotz 40 % kleinerer Weizenexporte dort, aber auch einer um 30 % kleineren Weizenernte Frankreichs im letzten Sommer. Strategie Grains rechnet gar zum Ende der Saison mit den geringsten europäischen Weizenbeständen seit 13 Jahren. Nun scheint die Entwicklung in Nordafrika, besonders Algerien, noch Potential für Weizenexporte zu haben, sodass der französische Handel mit noch höheren Drittlandexporten bis zum Saisonende rechnet.

Die EU-Kommission gab letzte Woche die Exportzahlen bekannt, wodurch der gesamte Drittlandexport von EU-Weizen (inkl. Weizenmehl) auf 19,6 Mio. t anstieg, gegenüber 24,1 Mio. t im Vorjahr. Danach müsste die EU bis 30. Juni noch 5,9 Mio. t Weizen exportieren, um das diesjährige Exportziel der EU von 25,5 Mio. t zu erreichen. Dabei bekam der EU-Weizenpreis auch noch von anderer Seite Unterstützung, konnte Frankreich nach anfänglich schwacher Exportentwicklung bei Futtergerste im März auf einen Schlag 385.000 t nach Saudi-Arabien exportieren, was die Preise für Futtergerste und Futterweizen verteuerte. Dabei lagen die Preise des Handels für Standardweizen zuletzt bei 158,00 EUR/t (Mittwoch: 156,00 EUR/t) FOB Rouen und 171,00 EUR/t (Mittwoch: 168,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock sowie 169,00 EUR (166,00 EUR/t) FCO Mannheim. Nach Süd-Oldenburg und Holland wurde Futterweizen zu Preisen um 180,00 EUR/t (Mittwoch: 180,00 EUR/t) FCO gehandelt. Die Preise für neue Ernte liegen mit 170,00 EUR/t FCO Südoldenburg um 10 EUR/t darunter.
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