Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
07.01.2009 | 14:51 | Welternährung 

Ernährungssicherung weltweit: Der Ausverkauf hat begonnen

Bonn - Landwirtschaftlich nutzbare Flächen werden weltweit angesichts wachsender Bevölkerungszahlen und den Folgen des Klimawandels zu einer knappen Ressource werden.

Armut
c) Udo Kroener - fotolia.com
Schon heute beginnt der Ausverkauf von Flächen in den ärmsten Ländern der Welt an potente Investoren. Ein Beispiel, das eindrucksvoll die Zukunftsszenarien vor Augen führt: Madagaskar hat Berichten der Financial Times zufolge über die Hälfte seiner landwirtschaftlichen Nutzflächen für die kommenden 99 (!) Jahre an einen in Süd-Korea beheimateten Konzern verpachtet, der in Europa eher aus der Automobilbranche bekannt ist. 1,3 Millionen Hektar der insgesamt 2,5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche sollen nun der Ernährungssicherung der Süd-Koreaner dienen, während 70 Prozent der 19,7 Millionen Madegassen nahe oder unter der Armutsgrenze leben.

Madagaskars Landwirtschaft ist geprägt von einer zerstreuten kleinbäuerlichen Struktur; unter tropischen, regenreichen Bedingungen wird in weiten Teilen Reis angebaut. 90 Prozent der Regenwälder Madagaskars wurden in der Vergangenheit abgeholzt, entweder, um landwirtschaftlich nutzbares Land zu gewinnen oder um ein Einkommen durch den Verkauf von Feuerholz zu erwirtschaften. Madagaskar zählt daneben weltweit zu den "Hotspots" der Artenvielfalt. Der Süd-Koreanische Konzern will nun überwiegend Mais anbauen und damit die Hälfte des eigenen Bedarfs decken.

Zahlen will der Konzern aber nichts für die Pacht, einzig sollen Jobs für die Madegassen geschaffen werden. Ob es tatsächlich einen Benefit für die Madegassen gibt, muss sich erst herausstellen. Noch kürzlich hatte es eine akute Lebensmittelverknappung in Madagaskar mit steigenden Reispreisen gegeben. Es ist zu befürchten, dass künftig zunächst die Versorgung von Ausländern gesichert wird, bis die Madegassische Bevölkerung an der Reihe ist.

Asiatische Nationen blicken schon seit langem nach Afrika, um die eigene Versorgung sicher zu stellen und sehen sich zunehmend dem Vorwurf des Neo-Kolonialismus ausgesetzt. Ein historisches Plakat aus der Kolonialzeit im Deutschen Historischen Museum in Berlin trägt den Titel "Kolonien sichern die Volksernährung". Abgebildet sind einheimische Afrikaner, die Kistenweise Güter und Nahrungsmittel zu den Schiffen der Kolonialherren transportieren. Das Plakat diente damals in Deutschland zur Werbung für den Kolonialismus. Es könnte heute problemlos in einer Neuauflage in Süd-Korea aufgehängt werden. (aid)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Zu wenig Tempo für weniger Zucker

 Rewe eröffnet erste rein vegane Supermarktfiliale in Berlin

 Wie gesund ist pflanzliche Ernährung? - Großangelegte Studie startet

 Haushalte verschwenden jeden Tag eine Milliarde Mahlzeiten

 Was wird aus den Bürger-Empfehlungen zur Ernährung?

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger