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10.05.2016 | 14:30 | Umweltgutachten 2016 
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Experten rügen Agrarpolitik

Berlin - Ob Landwirtschaft, Klimaschutz oder Wohnungsbau: Deutschland muss mehr für die Umwelt tun - und sollte sich dabei von Industrie und Landwirtschaft nicht zu sehr bremsen lassen.

Umweltgutachten
Die Deutschen sehen sich gern als Umwelt-Musterschüler. Doch Konflikte zwischen Natur- und Klimaschutz und der Wirtschaft bremsen Reformen oft aus. Berater der Bundesregierung wollen das ändern und finden klare Worte. (c) proplanta
Das ist der Tenor des Umweltgutachtens 2016, das der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), ein Beratergremium der Bundesregierung, am Dienstag veröffentlicht hat. Einwände etwa der Wirtschaft, die hohe Kosten befürchte, bedürften «gelegentlich auch einer deutlichen Zurückweisung», schreibt das siebenköpfige Gremium.

Deutschland kann und soll laut SRU international ein Vorreiter der ökologischen Transformation werden - nicht nur in der Energiewende. Die Bundesrepublik sei innovativ und wirtschaftlich stark, die Gesellschaft unterstütze grundsätzlich eine aktive Umweltpolitik. Zudem greife das Land auf natürliche Ressourcen anderer Länder zurück und stehe daher in der Verantwortung.

«Alle Politikbereiche und alle politischen Ebenen müssen viel stärker als bisher sich der gravierenden und immer komplexer werdenden Umweltprobleme annehmen», sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die das Gutachten am Dienstag in Berlin entgegennahm.

Als Beispiel für teils unberechtigte Einwände benennt der SRU die Energiekosten: Sie machten in der deutsche Industrie nur rund zwei Prozent der Gesamtkosten aus. «Für die Mehrzahl der Industriebetriebe wären mithin selbst substanzielle Energiekostensteigerungen verkraftbar.» Der Rat empfiehlt strengere Voraussetzungen für energiepolitische Begünstigungen von Betrieben und Branchen.

Besonders schlecht kommt die Agrarpolitik weg. Sie bremse ökologische Reformen in Europa aus, kritisieren die Professoren verschiedener Fachrichtungen. Während die Bundesrepublik in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einnehme, sei die Agrarpolitik ein «Negativbeispiel». Deutschland habe auf eine Abschwächung von Bemühungen der EU-Kommission gedrängt und auf nationaler Ebene Spielräume nicht genutzt: «Hier fehlt bereits ein breiter Konsens für eine umweltgerechte und zukunftsfähige Landwirtschaft.»

Konkret kritisieren die Umweltexperten den übermäßigen Einsatz von Pestiziden. Sie fordern eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel sowie Pufferzonen, in denen keinerlei Pflanzenschutzmittel angewendet werden dürfen. Der Pestizidexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Harald Ebner, begrüßte das. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) müsse sich für die Verringerung von Pestiziden einsetzen, statt die Interessen der Agrarchemie-Industrie zu vertreten.
dpa
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kurri Altbauer 85 schrieb am 14.05.2016 17:02 Uhrzustimmen(117) widersprechen(114)
Für mich stellt sich die Frage: Wer hat das 7-köpfige Expertengremium für das Gutachten bezahlt? Frau Hendricks hat das Papier entgegen genommen, Sie hat ja schon immer das Geld der EU für sich, bzw. für Belange des Umweltschutzes reklamiert. Als Altbauer empfinde ich allerdings die Aussagen der „Experten“ zur Landwirtschaft als nicht sachgerecht und muss schärfstens dagegen protestieren! Ohne unsere Arbeit für die Natur und Umwelt, würde unser Planet ganz anders aussehen. Was würde ohne den Sauerstoff geschehen? 30 % davon liefern wir Bauern und Forstwirte. 70% erzeugen die Weltmeere! Das müssten die 7 Wissenschaftler doch eigentlich auch wissen! Das wird von unseren Mitmenschen immer als selbstverständlich verstanden! Wir liefern eine ansehenswerte Landschaft. Warum suchen die Bewohner der großen Städte gerne im ländlichen Raum Ruhe und Erholung? Es kann allerdings nicht angehen das sie dann den Ton angeben und alles so sein soll, wie es ihren Wunschvorstellungen entspricht! Die klugen Experten verschweigen bewusst, die Politik hat dafür gesorgt das der Verbraucher möglichst wenig für die Ernährung aufwenden brauchte. Die übrige Wirtschaft profitierte auch davon! Der Verbraucher gab 1948 46% seines Einkommens für das tägliche Brot aus, heute sind nur noch 10% dafür nötig. Die Einkommen sind für den Facharbeiter (Elektriker) seit 1950 um satte 3708% gestiegen!! Die Preise für die Bauern liegen bei Getreide. bezogen auf 1950, um 33,5% unter dem von 1950. Dies liegt auch für Schweine im selben Bereich! Die durch die von der WTO eingeleitete Halbierung der Getreidepreise, sollte durch die EU ausgeglichen werden. Diese Ausgleichszahlungen wurden von den Medien und der Politik gleich zu Subventionen umgemünzt. Es ist mir schleierhaft, wie diese Herrschaften das überhaupt nicht berücksichtigen wollen! Wer hat denn die Parole: Wachsen oder weichen ausgegeben? Alle Selbsthilfemaßnahmen der Bauern, werden seitens der Politiker abgewürgt. Wir sind nur eine kleine Minderheit, die man vernachlässigen kann. Wann wird eigentlich dieses ewigen Hü und Hot beendet und eine vernünftige Agrarpolitik gemacht? Ich muss die Damen und Herren an ihren Amtseid erinnern, da heißt es nämlich:...und Gerechtigkeit walten lassen gegen jedermann! Als Folge des sog. Strukturwandels haben rund 70% der Betriebe für immer die Tore zugenagelt! Es werden demnächst noch mehr werden, diese verkorkste Politik die nur auf die Vernichtung möglichst vieler Existenzen abzielt, wird sich eines Tages noch bitter rächen!
agricola pro agricolas schrieb am 11.05.2016 16:27 Uhrzustimmen(66) widersprechen(83)
Der Positionierung des SRU kann prinzipiell zunächst nicht widersprochen werden, die angedachte Vorgehensweise erinnert jedoch an mittelalterliche feudalistische Denkstrukturen. Auf diese Art und Weise kann man insbesondere kreativen Innovationen innerhalb einer agrarpolitischen Moderne nicht auf die Sprünge helfen, da man SO argumentativ, um es ganz salopp ausdrücken zu wollen, einzig brutalst gegen unsichtbare Mauern crasht. Eine dringlichst unverzichtbare Begeisterungsfähigkeit lässt hier garantiert nicht verlocken. Die durchgängige deutsche Ge- und Verbotsgesellschaft scheitert hier in einem schmerzhaften Scherbenhaufen stoischer Widerstände. // Der gestrige USDA-Bericht bescheinigt erneut weltweite(!?) Überhänge, nichts anderes als gigantische Überhänge, ...u. die existenzvernichtende Erzeugerpreisabwärtsspirale verharrt in Turborotation, obgleich noch immer jeder 7. Erdenbürger unter Hunger leidet. Soziale Kompetenz wäre HIER schleunigst angezeigt...!!! // Unsere fossilen Vorräte gehen irgendwann einmal zur Neige - jeder weiß das, keiner tut hiergegen tatsächlich etwas Sinnvolles. Verbale Klimaschutzweisheiten zu propagieren wird nicht ausreichen. Einen zügigen Aktionismus, der obigen Erkenntnissen wissenschaftlicherseits gerade TATEN auf dem Fuße folgen lässt, den vermisse ich. - Werte Damen und Herren Professoren/-innen, würden Sie dereinst, in die Probandenrolle zurückversetzt, ein solches Studienergebnis als der wissenschaftlichen Weisheit letzter Schluss Ihren eigenen Enkeln und Urenkeln überreichen wollen, man darf wohl unumwunden orakeln, dass solchen unfertig „halbgaren“ Werken wohl die 100%ige Durchfallquote bescheinigt werden müsste. Das wissenschaftliche Klassenziel verfehlt, bei nächster Gelegenheit sehen wir uns wieder!!! Aber gibt es sie noch, diese nächste Gelegenheit....!!??// Erfasst man im eigentlichen, unter welchen Prämissen -die natürlich vornehmlich auch dem durchgängigen agrarpolitischen Dornröschen-Dauerschlaf geschuldet sind, da bin ich durchaus mit Ihnen wieder auf einer Linie- die heutigen Bauern wirtschaften; eingezwängt unter der administrativen „Prämienglocke“, vollkommen jeglicher betriebswirtschaftlichen Freiräume beraubt, innerhalb der eigenen Mikroökonomien aussichtlos gefangen, bar jedweder Möglichkeiten, eigeninitiativ Gewinnmargen für‘s Bauern-Betriebskonto „abrufen“ zu können!? Warum aber suchen demgegenüber gerade auch Wirtschaftsflüchtlinge weltweit Einlass in die EU, bevorzugt in das „reiche Deutschland“, um an unseren üppig gedeckten Tischen mit Platz nehmen zu wollen!? Haben Sie sich diesbezüglich eigenhorizonterhellend insbesondere wirklich einmal kritisch SELBST hinterfragt!? // Die deutsche/europäische Bauerngeißelung ist mittlerweile mega-out, will man nicht an die eigenen „Bequemlichkeiten“ brutalst Hand anlegen. Was ist also zu tun!? - Es müssen Konzepte her, der auf Ge- und Verbote reduzierte Aktionismus unseres Intellekts ist passé, nun müssen SIE LIEFERN: Wie dankbar wären Ihnen wohl u.a. derzeit die Milchbauern, könnte man diesen Produktionsalternativen für unsere gigantischen, durchaus schützenswerten Grünlandflächen aufzeigen!? Es gibt schlichtweg KEINE greifbaren, vor allen Dingen ökonomisch brauchbaren Verwertungsmöglichkeiten parallel zur Milch- und Fleischproduktion, ...selbige gereichten unisono zum allseits herbeigesehnten Segen sowohl für Mensch, Tier und Natur!!! Ist DAS nicht auch Ihnen ein großes Anliegen!? Als einfacher Bauer erwarte ich von so viel geballtem wissenschaftlichem Sachverstand weit mehr, als wiederum einzig schicksalhaft das Bauern-Drangsal durch weitere Daumenschrauben perfektionieren zu wollen, eine Gratwanderung mittlerweile, die wohlweislich verheerende Konsequenzen nicht nur für die Bauern selbst haben könnte, so mancher Bogen ist zwischenzeitlich gehörig überspannt. - Insofern ist es dringlichst an der Zeit, dass gerade hochgeistige Kreativität durch das Offerieren möglicher Erfolgskonzepte den nunmehr vielfach publizierten Missständen auf dem Fuße folgen. Sich immer wiederholende Studien ohne ziel- und ergebnisorientierte „Wegweiser“ verbrennen in gleichem Maße sinnlos Steuergelder wie sämtlichste staatlichen Hilfsprogramme für die notleidenden Bauern auch, wo man einzig an den Nebenwirkungen politisch unlustig herumlaboriert, ohne das Grundübel damit beseitigen zu können/WOLLEN!? // „Die Erfahrungen sind wie die Samenkörner, aus denen die Klugheit emporwächst.“ (Konrad Adenauer) - Nun, Samenkörner haben SIE, werte Damen und Herren Professoren/-innen, in der Vielzahl zuhauf mittlerweile eingesammelt, jetzt müssen vor allen Dingen SIE säen, damit alles baldigst „sprießt und ergrünt“ zur Freude aller....!!!
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